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Die Highlights zum Durchklicken: Dritter Sieg für Valtteri Bottas, keine Chance für Lewis Hamilton. Der verzweifelt beim Versuch, seinen Mercedes-Teamkollegen zu überholen: "Sie sollten die Strecke ändern!" Sebastian Vettel wird Dritter und fixiert damit die Vize-WM. Nach Abu Dhabi geht's bis 25. März (Melbourne 2018) in die Winterpause.
Polesetter Bottas gewinnt den Start; auf der kurzen Gerade kommt es sonst zu keinen nennenswerten Verschiebungen. Entscheidend aber: Vettels stehendes Rad tut dem ersten Reifensatz nicht gut. Als DRS nach zwei Runden freigegeben wird, hat er schon 1,3 Sekunden Rückstand auf Hamilton.
Weiter hinten rutscht Kevin Magnussen von der Strecke. Haas spielt in der Vergabe der WM-Punkte ebenso wenig eine Rolle wie das desolat auftretende Toro-Rosso-Team. Somit liegt es an Nico Hülkenberg, den (millionenschweren) sechsten WM-Rang für Renault nach Hause zu fahren, ...
... aber das ist kein Selbstläufer. In der ersten Runde verliert Hülkenberg zunächst eine Position gegen Ex-Teamkollege Sergio Perez, mit dem er schon am Samstag im Qualifying eine Auseinandersetzung hatte. Perez bremst sich dank Mercedes-Power am Ende der langen Geraden vorbei.
Hülkenbergs erster Konter klappt nicht, der zweite aber schon. Mit stehenden Rädern quetscht er sich am Force India vorbei, kürzt dabei die Strecke ab - und gibt die Position nicht zurück! "Was ist mit Charlie los?", regt sich Perez auf, als Hülkenberg keine Anstalten macht, den Mexikaner durchzulassen.
Formel Gähn in Abu Dhabi: Das Feld zieht sich Runde für Runde auseinander. Bis in die 14. Runde entsprechen die Top 12 des Leaderboards genau der Startaufstellung! Als die ersten Boxenstopps beginnen, hat Bottas schon 2,4 Sekunden Vorsprung auf Hamilton und 6,3 auf Vettel.
Punkte liegen für Haas außer Reichweite, aber Romain Grosjean kämpft wie ein Löwe. In der neunten Runde ist er an Lance Stroll vorbei, wird jedoch ausgekontert. Zwei Runden später klappt's dann endlich. Und Stroll kommt direkt nach dem packenden Duell gegen den Willen des Williams-Teams an die Box, um Reifen zu wechseln.
Hülkenberg fasst für sein Manöver gegen Perez eine Fünf-Sekunden-Strafe aus, fährt aber bis er diese absitzen muss genug Vorsprung raus, um trotzdem vorne zu bleiben. Force India tobt! Als der Renault-Fahrer mit Grosjean die gleiche Nummer ein zweites Mal abzieht, riskiert er aber nichts mehr. Diesmal gibt er die Position zurück.
Daniel Ricciardo fährt einem sicheren vierten Platz entgegen (auch in der WM), als er mit einem Hydraulikdefekt stehen bleibt. Kurz zuvor ist er mit schwergängiger Lenkung zum Boxenstopp gekommen, aber das bringt nichts mehr. Sein Mauerkuss kurz vor dem Ausrollen: eine Folge der Probleme.
Als Bottas an die Box kommt und Hamilton drei Runden lang die schnellsten Zeiten fährt, obwohl er verschlissene Reifen hat, wird klar, wer eigentlich der schnellste Mann in Abu Dhabi ist. Aber just als es knapp zu werden droht, holt Mercedes Hamilton an die Box, damit er nicht auf Überrundete aufläuft. Somit bleibt Bottas in Führung.
Zweimal kommt noch Spannung auf: In Runde 30 ist Hamilton nach einer Drangperiode bis auf eine halbe Sekunde dran, ein Fehler in Kurve 17 lässt den Abstand aber wieder wachsen. Und ein Verbremser von Bottas in Kurve 5 (Runde 49) lässt Hamilton nochmal bis auf 0,3 Sekunden heranrücken. Aber das war's dann auch.
Aus für Carlos Sainz: Weil die Renault-Crew ein Rad nicht festschraubt (was 5.000 Euro Strafe kostet), scheidet er an siebter Stelle liegend (noch ohne Boxenstopp) aus. Nun liegt es an Hülkenberg, Platz sechs für Renault abzusichern, und auf den Deutschen ist Verlass: "No worries. Dafür bin ich ja da", funkt er ganz cool.
Pascal Wehrlein kämpft zwar nur um Platz 13, aber das dafür umso härter. In Runde 41 ist er schon mal an Magnussen vorbei, aber mit dem letztjährigen Ferrari-Motor hat er keine Chance, sich vor dem Dänen zu behaupten. Es ist vielleicht sein letztes Rennen in der Formel 1. Sauber hat für 2018 andere Pläne.
Max Verstappen wird gegen Rennende zwar schneller (nach einem verkorksten Wochenende mit dem falschen Set-up), aber Räikkönen behauptet den vierten Platz auf der Strecke und erobert ihn damit auch in der WM. "Mit diesem Auto müsste er eigentlich viel weiter vor mir liegen", trägt's Ricciardo mit Fassung.
Diesmal ist der Rücktritt endgültig: Felipe Massa verabschiedet sich mit einem WM-Punkt für Platz zehn aus der Formel 1. Im Gegensatz zu Brasilien verliert er in Abu Dhabi das spannende Duell gegen Fernando Alonso. "Danke für all die schönen Jahre", funkt er bei der Zieldurchfahrt.
Der Sieg im letzten Saisonrennen kann Wunder wirken. Als Hamilton 2015 schon Weltmeister war, begann Nico Rosberg zu siegen - und hörte damit nicht mehr auf, bis er den Titel 2016 in der Tasche hatte. Gelingt Bottas jetzt das gleiche Kunststück? Zumindest ist der dritte Sieg das versöhnliche Ende einer gemischten Saison.
(Motorsport-Total.com) - Hat Lewis Hamilton das Saisonfinale in Abu Dhabi bereits am gestrigen Tag verloren? Der Mercedes-Pilot hatte sich nach dem dritten Freien Training für einen anderen Weg beim Set-up entschieden, weil er die Bedingungen nach Sonnenuntergang antizipieren wollte. Das ging jedoch in die Hose, und der zuvor so dominante Brite musste Teamkollege Valtteri Bottas die Pole-Position und dadurch heute wohl auch den Sieg überlassen.
Doch damit kann Hamilton leben, wie er sagt: "Ich sehe es nicht als Fehler. Ich sehe es als Lektion für mich und meine Ingenieure", erklärt er. Mercedes habe in der Saison ansonsten meist die richtigen Entscheidungen getroffen, "aber man kann es nicht jedes Mal perfekt machen", so Hamilton. Zwar habe das Set-up im Rennen und speziell auf den Supersofts sehr gut funktioniert, aber im Qualifying hatte er zuvor eben den entscheidenden Boden verloren.
Diesen konnte Hamilton am Sonntag nicht wieder aufholen, weil der Yas Marina Circuit nicht gerade eine Überholstrecke ist. Hamilton war mit seinem Set-up zwar in den ersten beiden Sektoren (und damit auch auf den langen Geraden) schneller, doch im kurvenreichen dritten Abschnitt konnte Bottas in jeder Runde so viel Zeit herausfahren, dass er auf den Geraden nicht in Gefahr geriet.
"Ich wusste, dass Lewis Probleme bekommen würde, wenn er in Sektor drei näher kommt", sagt Bottas nach dem Rennen. "Ich konnte das Rennen wirklich kontrollieren." Das muss auch Hamilton anerkennen: "Ich hatte eine gute Pace in den ersten beiden Sektoren, aber wenn man in den letzten Sektor kommt, passt es leider nicht gut zu den Autos", hadert der Brite. "Im letzten Sektor kann man einfach nicht hinterherfahren."
Bottas: Unter Druck immer gut
Hamilton gab nach dem Rennen an, dass man rund 1,4 Sekunden schneller sein müsste, um auf dieser Strecke zu überholen - das würde mit den gleichen Autos niemals der Fall sein. "Ich hätte ihn niemals überholen können, außer wenn er einen großen Fehler gemacht hätte und abgeflogen wäre - aber selbst dann gibt es hier riesige Auslaufzonen", winkt er ab und bescheinigt seinem Teamkollegen eine gute Leistung: "Er hat nicht wirklich einen Fehler gemacht."
Bottas habe unter seinem Druck eine starke Performance gezeigt, bescheinigt Hamilton. Das freut den Rennsieger natürlich: "Normalerweise performe ich unter Druck immer gut. Ich hätte es auch versauen können. Wenn du Lewis hinter dir hast, benötigt es nicht viel, und er versucht es", weiß der Finne. "Wir hatten gerade ein Teammeeting, und er hat gesagt, dass er alles versucht und auf den einen Fehler gewartet habe. So läuft es."
Doch der kam nicht. Und so musste sich Hamilton mit dem zweiten Platz begnügen. Seine einzige Chance war wohl in der Phase der Boxenstopps, als er drei Runden länger draußen blieb und so einen Overcut hätte vollziehen können. Mercedes holte Hamilton aber plötzlich zum Stopp, weil er laut Toto Wolff auf Verkehr aufgelaufen wäre, doch der Brite selbst hat die Szene anders in Erinnerung.
Hamilton dachte, er sei nach dem Stopp vorne
"Ich habe das Feedback bekommen, dass er (Bottas; Anm. d. Red.) 1,7 Sekunden Defizit aufweist. Das bedeutet, dass ich vor ihm rauskommen würde, wenn ich jetzt an die Box fahren würde", erzählt Hamilton. "Also bin ich an die Box gefahren. Ich habe sie noch nicht gefragt und bin auch nicht sicher, was passiert ist, aber plötzlich kam ich hinter ihm raus", sagt der Weltmeister, dass es für ihn eine Überraschung war, auf Rang zwei rausgekommen zu sein.
Auch Bottas selbst hatte zu diesem Zeitpunkt die Befürchtung, eventuell ins Hintertreffen geraten zu sein. "Ich wusste, dass die nächsten paar Runden wichtig sein würden, wenn Lewis draußen bleibt. Das war das Fairplay für uns als Team: Wenn er eine viel bessere Pace haben würde, dann hätte er einen Overcut geschafft", so der Finne. Diesen Eindruck, dass das möglich ist, habe man bereits im Training gewinnen können.
"Ich war etwas besorgt, als ich aus der Box kam, weil es ein paar Runden lang eine Gelbe Flagge in Kurve 5 gab - und einmal auch doppelt Gelb", meint Bottas weiter. "Ich wusste nicht genau, wie stark ich lupfen muss, und habe daran gedacht, wie viel er wohl lupft. Das war meine einzige Sorge." Doch Hamilton kam schließlich hinter Bottas wieder auf die Strecke und fand keinen Weg mehr vorbei. Der Samstag hatte doch entschieden.