Beim Set-up verrannt: Darum fiel Red Bull nach Bestzeit zurück

Warum Red Bull nach dem tollen Auftakt in Sepang am Nachmittag zurückfiel, wie es um Daniel Ricciardos Getriebe steht und wieso man bei Regen haushoher Favorit ist

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Red Bull sensationell mit einer Doppelführung im ersten Training von Sepang gestartet war, konnte man am Nachmittag auf trockener Piste nicht nach Wunsch nachlegen: Daniel Ricciardo und Max Verstappen positionierten sich am Nachmittag mit dem großen Rückstand von 0,838 und 0,848 Sekunden auf den Plätzen drei und vier, aber zumindest als erste Verfolger der Ferrari-Piloten. Und haben Mercedes derzeit klar unter Kontrolle: Lewis Hamilton und Valtteri Bottas fehlen rund sechs Zehntel auf das Red-Bull-Duo.

Das erste Training zeigte: Bei Regen fährt Red Bull in einer eigenen Liga

Das ändert nichts daran, dass Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko unzufrieden ist. "Wir haben in die falsche Richtung entwickelt, und ich hoffe, dass wir das morgen korrigieren können", erklärt der Österreicher gegenüber 'Sky', warum sein Team am Nachmittag nicht zulegen konnte. "Wir haben Änderungen durchgeführt, die sich nicht positiv ausgewirkt haben."

Marko ist aber zuversichtlich, dass noch nicht alles verloren ist: "Den Speed von Ferrari - vor allem von Vettel - können wir nicht gehen. Aber wir sollten doch noch um einiges schneller sein, als es sich diesen Nachmittag gezeigt hat."

Bei Regen haushoch überlegen

Verblüffend war aber das Tempo am Vormittag auf Intermediate-Reifen. Hinter Verstappen und Ricciardo war Fernando Alonso im McLaren als bester Nicht-Red-Bull 1,6 Sekunden entfernt. "Unter diesen Bedingungen sind wir deutlich schneller als alle anderen", stellt Ricciardo klar, dass das Ergebnis repräsentativ ist. Und auch Teamchef Christian Horner bestätigt: "Unser Auto war heute Morgen bei Regen einen Schritt weiter."

Bei den Longruns zeigte sich am Nachmittag ein ähnliches Bild wie auf eine schnelle Runde: Gegen Ferrari hat Red Bull derzeit zwar keine Chance, Ricciardo fuhr aber durchaus achtbare Zeiten. "Was ich bei Daniel gesehen habe, war nicht schlecht",verweist Verstappen auf Ricciardos Longrun auf Supersoft-Reifen. Der Niederländer konnte keinen Longrun absolvieren, weil er sich zunächst beim Set-up im Kreis drehte und dann der Unfall von Romain Grosjean dazwischenkam.

"Unser Auto war heute bei Regen einen Schritt weiter als alle anderen."Christian Horner
"Viel zu viel Untersteuern", schimpfte der Noch-Teenager bei seinem ersten Shortrun auf Supersoft-Reifen. "Danach habe ich die Balance geändert, ging noch einmal auf die Strecke und verbesserte meine Rundenzeit auf gebrauchten Reifen. Wir waren im Vergleich zum Ferrari aber immer noch zu langsam. Als ich dann den Longrun beginnen wollte, gab es die Rote Flagge."

Warum das Set-up Red Bull Kopfzerbrechen bereitet

Auf der Suche nach dem besten Kompromiss: Ricciardo und Simon Rennie

Doch was bereitet den Red-Bull-Ingenieuren Kopfzerbrechen? "Bei den Shortruns benötigen wir einen besseren Grip an der Vorderachse, bei den Longruns benötigen wir eine bessere Hinterachse", beschreibt Ricciardo die Problematik und bestätigt damit Verstappens Funkspruch. "Wir müssen also einen besseren Set-up-Kompromiss finden. Das Shortrun-Thema sollte einfach zu lösen sein, indem wir einfach den Frontflügel etwas steiler stellen. Bei den Longruns müssen wir eine Lösung finden, damit die Temperaturen an der Hinterachse nicht durch die Decke gehen."

Generell ist der "Aussie" vom Kräfteverhältnis überrascht. "Ferrari hat stärker ausgesehen als erwartet", erklärt er. "Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass Mercedes das Feld anführen würde und wir etwas näher an Ferrari dran sein würden. Mercedes hatte aber heute ein paar Probleme. Ich habe ein paar von Lewis' Onboard-Aufnahmen gesehen, und sie kämpfen mit dem Auto. Vielleicht haben sie 80 Kilo Sprit an Bord - ich weiß es nicht." Nur wenige im Fahrerlager glauben allerdings daran, dass die Silberpfeile im Verlauf des Wochenendes keine Lösung finden werden.

Daumen hoch für Ricciardos Singapur-Getriebe

Auch bei Red Bull ist man davon überzeugt, dass die eigenen Probleme lösbar sind. Das gilt übrigens offenbar auch für die Getriebe-Probleme, die Ricciardo beim Grand Prix von Singapur hatte: Um im Verlauf des Wochenendes keine bösen Überraschungen zu erleben, baute man das Singapur-Getriebe heute bei Ricciardo zu Überprüfungszwecken ein.

"Wir werden es heute Nacht noch einmal überprüfen, aber es sieht ganz gut aus", gibt Horner eine vorsichtige Entwarnung. "Das Getriebe verhält sich bislang ziemlich gut." Beinahe hätte das Problem in Singapur Ricciardo aus dem Rennen gerissen: "Er hatte am Ende nur noch einen Tropfen Öl im Getriebe und hätte es beinahe nicht geschafft."

Marko meint daher sogar: "Ich glaube, wir haben überdimensioniert. Wir können mit viel weniger Öl fahren als prognostiziert. Das Getriebe ist weder blau noch sonstwas. Da gibt es keinerlei Probleme."