Foto 1 von 18
Wo hat Kevin Magnussen denn solche Ausdrücke gelernt? Jetzt durch die Highlights des Grand Prix von Ungarn klicken!
Er kann's noch: Nach vier sieglosen Rennen schlägt Sebastian Vettel zurück und gewinnt den Grand Prix von Ungarn. Genau wie in Monaco feiert Ferrari einen Doppelsieg. Eher streckenspezifisch, aber keine Trendwende, ist Mercedes-Sportchef Toto Wolff selbstsicher. Trotzdem wirkt Vettels Jubel besonders erleichtert.
Dass der Polesetter den Start gewinnt, ist nicht selbstverständlich. Zu Mittag zittert Ferrari um das Getriebe, muss ein Teil wechseln. "Ist doch normal, dass gearbeitet wird", relativiert Vettel - und biegt vor Kimi Räikkönen in die erste Kurve ein. Der würde gegen einen anderen als den Teamkollegen wahrscheinlich mehr riskieren.
Dahinter fällt Lewis Hamilton vom vierten Platz hinter die Red Bulls zurück. Max Verstappen will gegen Daniel Ricciardo nicht zurückstecken, bremst spät in die zweite Kurve. Weil seine Räder stehen, ...
... rutscht er dem Teamkollegen in den Kühler: Ausfall für Ricciardo. Der Sonnyboy tobt: "Amateurhaft!" Verstappen bleibt auf P4 vor Hamilton, entschuldigt sich, kommt aber um eine Zeitstrafe nicht umhin: zehn Sekunden, abzusitzen beim Boxenstopp. Und das Safety-Car muss für fünf Runden auf die Strecke.
Beim Restart probiert's Hamilton gleich mal gegen Verstappen, entscheidet aber, dass es zu riskant ist, den 19-jährigen Heißsporn zu überholen. Was die Zuschauer zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Wegen eines defekten Glasfaserkabels in der Box streiken Boxenfunk und Kommunikationssysteme bei Mercedes.
Vettel bestätigt indes Wolffs Befürchtung, dass Ferrari nicht zu schlagen sein wird: 4,3 Sekunden Vorsprung auf den drittplatzierten Valtteri Bottas nach der ersten Runde. Der Vorsprung wächst auf über neun Sekunden an, ehe er wieder kleiner wird. Weil Vettels Lenkrad immer schlimmer nach links zieht.
Dahinter herrscht auf dem Hungaroring weitgehend "Überholverbot". Es sei denn, es gibt eine Stallorder, wie im "Kampf" um P11 zwischen dem schnelleren Nico Hülkenberg und Jolyon Palmer, der bereitwillig Platz macht. Und Romain Grosjean scheidet an 16. Stelle liegend wegen einer losen Radmutter aus.
In Runde 14 beträgt Räikkönens Rückstand auf Vettel dreieinhalb Sekunden; in Runde 31 ist er innerhalb der DRS-Sekunde. Mercedes versucht besonders schlau zu sein und probiert's mit dem Undercut. Ferrari reagiert, holt erst Vettel, dann Räikkönen rein. Letzterer ärgert sich: "Ich hatte den Speed, um draußen zu bleiben!"
Beim Safety-Car-Restart lässt sich Carlos Sainz nach außen tragen, um Fernando Alonso abzudrängen. Beim Boxenstopp fahren die beiden Rad an Rad an den Crews vorbei. Aber in Runde 37 überholt Alonso nach hartem Kampf endlich seinen Landsmann. Schlussendlich werden die Spanier Sechster und Siebter.
Verstappen fährt einen 42 Runden langen ersten Stint auf den Supersofts und kommt mit zehn Sekunden Vorsprung auf Vettel an die Box. Spätestens jetzt ist klar: Ungarn 2017 ist ein Einstopprennen. Verstappen fällt auf P5 zurück. Seine tolle Aufholjagd mit den frischeren Reifen bringt nichts mehr ein.
Schrecksekunde beim Boxenstopp: McLaren-Rookie Stoffel Vandoorne fährt beinahe seinen Lollipop-Mann über den Haufen, holt aber trotzdem seinen ersten WM-Punkt der Saison.
"Dieser Funk-Mist nervt!" Hamilton ist sauer, weil er schneller fahren kann als Bottas, ihn aber niemand hört. Als der Funk wieder funktioniert, entscheidet sich der Kommandostand für die Stallorder. Auflage: Wenn Hamilton keinen der beiden Ferraris überholt, muss er Bottas wieder vorbeilassen.
Was er dann auch tut! Als der Abstand zwischen den Silberpfeilen bis zu acht Sekunden beträgt, kommen daran selbst Bottas Zweifel. Sportchef Wolff sagt, er sei stolz auf die Sportlichkeit seines Teams. Knallt aber wütend die Faust auf den Tisch, als Hamilton das "Fair Play" tatsächlich vollzieht!
Vettel weiß etwa zehn Runden vor Schluss, dass er den Sieg in der Tasche hat. Ans Lenkproblem gewöhnt er sich, und das "Überholverbot" auf dem Hungaroring kommt ihm entgegen. Er weiß: "Kimi war heute schneller als ich." Hamilton kann schneller, kommt aber nicht vorbei.
Diese Szene sorgt für Aufregung: Kevin Magnussen drängt Hülkenberg im Kampf um P11 ab und kassiert dafür fünf Sekunden Strafe. Hülkenberg schimpft Magnussen später als unsportlichsten Fahrer im Feld. Der Haas-Fahrer kontert ungehalten: "Leck mir doch die Eier!"
Paul di Resta kann nach gelungenem Qualifying im Rennen keine Akzente setzen: Der Massa-Ersatz liegt an letzter Stelle, als er mit einem Öl-Leck nach 60 Runden ausscheidet. Bei seinem ersten Renneinsatz seit 2013 zieht er sich insgesamt respektabel aus der Affäre.
Vettel geht nach elf von 20 Rennen mit 14 Punkten Vorsprung auf Hamilton und 33 auf Bottas in die Sommerpause. Was er nun vorhat? In erster Linie Zeit mit der Familie verbringen, sagt er. Denn dafür ist im Jetset-Leben eines Formel-1-Fahrers sonst viel zu wenig Zeit ...
(Motorsport-Total.com) - Dicke Luft zwischen Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen! Nachdem sich der Renault- und der Haas-Pilot unsanft auf der Strecke begegnet waren, wurde es im Anschluss an das Rennen noch einmal unappetitlich. Hülkenberg ging nach dem Grand Prix zu Magnussen, der gerade ein Interview gab, um ihm auf die Schulter zu klopfen und ihm den Award "unsportlichster Fahrer des Rennens" zu verleihen. Doch dessen Antwort ließ nicht lange warten.
"Suck my balls" - also "lutsch mir die Eier" - entflutschte es dem Dänen vor laufenden TV-Kameras. Eine deutliche Beleidigung unter der Gürtellinie gegen den Deutschen. Es war nur das Ende eines bizarren Streits zwischen Hülkenberg und Magnussen, der seinen Anfang im Rennen genommen hatte. Im Positionskampf in Kurve 2 schickte der Haas-Pilot seinen Kontrahenten deutlich nach außen von der Strecke und ins Gras.
Das mag sich der Deutsche nicht gefallen lassen: "Wenn es um Racing geht, ist er einfach eklig. Hartes Verteidigen ist gut, aber er ist einfach rücksichtslos und schickt Leute in die Wand. Er öffnet einfach sein Lenkrad und lässt mich ins Aus fahren", schimpft er über den Dänen und hat eine klare Meinung über ihn: "Er hat nen guten Sprung in der Schüssel", so die deutlichen Worte in Richtung Magnussen.
Hülkenberg forderte höhere Strafe
Die Rennkommissare gaben Hülkenberg Recht und brummten dem Haas-Piloten eine Fünf-Sekunden-Strafe für sein Manöver auf. Verstehen kann Magnussen die Strafe nicht, weil Hülkenberg für ein ähnliches Manöver am Start gegen seinen Teamkollegen Romain Grosjean nicht sanktioniert wurde. "Er ist ihm in die Seite gefahren und hat sein Rennen im Grunde beendet - ich habe ihn nicht einmal berührt", hadert der 24-Jährige.
Haas und Renault waren sich heute nicht immer über die Vorfahrt einig
"Er hätte zurückstecken können, da es meine Kurve war. Ich habe einfach meine Linie gewählt. Wir haben spät gebremst, von daher ist es natürlich, dass man etwas weit rauskommt. Er hat sich außen selbst in Gefahr gebracht", verteidigt sich Magnussen. Doch diese Sichtweise sah Hülkenberg nicht ein und ging sogar zu den Rennkommissaren, um nach einer höheren Strafe zu fragen.
Haas-Teamchef Günther Steiner ist fassungslos: "Das ist meiner Meinung nach kindisch. Wer hat so etwas je getan? Ich bin fast sprachlos. Ich respektiere Nico als Fahrer und als Mensch, aber was er da getan hat ...", schüttelt der Südtiroler den Kopf. "Man fragt nicht nach einer höheren Strafe für jemanden. Wenn er denkt, dass wir eine höhere Strafe verdienen, dann sollte er auf Kurve 1 schauen", hat er immer noch die Szene am Start mit Grosjean im Gedächtnis.
Teamchef verteidigt Eier-Spruch: "Genau richtig"
Überhaupt kann Steiner wieder einmal nicht verstehen, wieso sein Team sanktioniert wurde, der Gegner aber nicht. "Nico war derjenige, der Romains Rennen zerstört hat. Und wir bekommen mit Kevin die Strafe", hadert er. Laut Steiner habe sein Pilot beim Manöver alles richtig gemacht - und auch nach dem Rennen. Denn dass Magnussen zu Hülkenberg gesagt hat, er soll ihm die Eier lutschen, findet der Teamchef vollkommen in Ordnung: "Das ist die richtige Art, es zu sagen", stellt er klar. "Warum sollte er etwas anderes sagen?"
Laut Steiner sei es an der Zeit, dass jemand "Tyrann" Hülkenberg die Stirn bietet. "Er ist ein guter Fahrer, aber er muss nicht so sein. Er leistet gute Arbeit, und wenn sich andere verneigen und ihm gehorchen, dann ist es so. Aber wir müssen das nicht tun. Er ist kein Weltmeister", sagt er. Auch auf den Vorwurf, sein Fahrer sei unsportlich, findet er eine Antwort: "Ist es sportlich in Romain zu fahren?"
Am Ende des Tages gehen aber alle Parteien unzufrieden auseinander. Magnussen landete nach seiner Strafe nur auf Rang 13, Hülkenberg schied wie Grosjean vorzeitig aus - das Getriebe machte Probleme.