• 23. Juni 2017 · 18:34 Uhr

"Gar keine ideale Runde": Wie stark ist Red Bull wirklich?

Max Verstappen sorgte mit Bestzeiten in beiden Trainings für die Sensation: Was bei seinem Abflug schieflief und ob mit Red Bull in Baku auch weiterhin zu rechnen ist

(Motorsport-Total.com) - Wie ist das möglich? Red Bull dominierte sensationell den Trainingauftakt in Baku, obwohl es sich beim Stadtkurs in Aserbaidschan um eine absolute Power-Strecke handelt: In beiden Trainings fuhr Max Verstappen, der den Kurs in 1:43.362 Minuten umrundete, die Bestzeit, am Vormittag waren sogar beide Red-Bull-Piloten voran. Daniel Ricciardo war am Ende als Dritter nur um 0,111 Sekunden langsamer (hier geht's zum Freitag-Gesamtergebnis).

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Red Bull und Max Verstappen hatten vor Baku nicht viele auf der Rechnung Zoom Download

"Das war ganz klar der beste Freitag des bisherigen Jahres", lacht der Bestzeit-Halter. Verstappen fehlten am Ende sechs Zehntel auf Nico Rosbergs Pole-Zeit aus dem Vorjahr. Er wirft aber ein: "Das war gar keine ideale Runde. Ich fuhr bei gelben Flaggen und Virtual-Safety-Car-Bedingungen aus der Box, konnte also meine Reifen nicht nach Wunsch aufwärmen." Das Auto habe sich ab der ersten Runde im ersten Training gut angefühlt, bei den Versuchen mit wenig Sprit habe er aber unter dem Verkehr gelitten.

Und trotzdem gelang Red Bull die Bestzeit. Doch nicht nur das: Auch bei den Longruns erwies sich das österreichische Team mit Sitz in Milton Keynes als konkurrenzfähig. Ricciardo, der auf Supersoft-Reifen den besten Red-Bull-Longrun absolvierte, kam auf einen Mittelwert von 1:46,9 Minuten und musste sich nur Ferrari-Pilot Sebastian Vettel beugen. Auch Verstappen erwies sich diesbezüglich als konkurrenzfähig, flog aber bei seinem Longrun auf den Soft-Reifen am Ende des zweiten Trainings ab und beschädigte beim Einschlag in der ersten Kurve die linke Seite und das Heck seines Boliden.

Verstappen-Crash: Der missglückte Rettungsversuch

"Das war sehr seltsam", wundert sich er Niederländer. Er habe nach seinem Verbremser zunächst "versucht, die Kurve zu kriegen, aber dann ging ich auf Nummer sicher und habe die Auslaufzone benutzt." Doch das Manöver ging schief: "Plötzlich habe ich das Heck verloren und bin über alle vier Räder in die Begrenzung gerutscht."

Blüht ihm nun ein Getriebewechsel und damit eine Strafe? Teamchef Christian Horner winkt gegenüber 'Sky' ab: "Das ist ein Trainingsgetriebe. Das Renngetriebe wird erst heute Nacht eingebaut." Und auch der Bruch des neuen Heckflügels für Strecken mit wenig Abtrieb sollte kein Problem darstellen.

Doch wie ist es möglich, dass Red Bull auf einer Strecke so schnell ist, auf der man nicht mit dem Team gerechnet hatte? Liegt es daran, dass Renault ein Software-Update für die Antriebseinheit brachte? Ein Blick auf die Topspeed-Wertung könnte dafür sprechen, denn nicht nur Verstappen (324 km/h) und Ricciardo (323 km/h) liegen im Vorderfeld, sondern auch die Toro-Rosso-Piloten: Daniil Kwjat kam mit 330 km/h auf den absoluten Bestwert. Am Vormittag kam der Russe sogar auf 344 km/h.

Warum Red Bull in Baku schnell ist

"Das passt einfach nicht, dass der Red Bull auf den Geraden zu den Schnellsten gehört", wundert sich auch Formel-1-Experte Marc Surer. "Ich hatte sie überhaupt nicht auf der Liste." Doch Horner verweist auf den flachen Heckflügel des RB13: "Wenn man sich unser Abtriebsniveau an der Hinterachse ansieht, dann sieht man, warum der Topspeed gut ist. Renault arbeitet natürlich hart, aber insgesamt haben wir eine gute Balance. Dazu muss natürlich auch der Motor beitragen."

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Red Bull setzt in Baku auf einen besonders flachen Heckflügel Zoom Download

Das Aerodynamik-Paket scheint also ganz hervorragend zum Kurs in Baku zu passen - und auch die Reifen dürfte Red Bull besser auf Temperatur bringen als die Konkurrenz. "Das Reifenmanagement ist hier entscheidend", wirft Horner ein. Er spricht von einem "sehr guten Tag. Das Auto hatte ein sehr gutes Tempo, und die Fahrer haben sich wohl gefühlt. Das ist vielversprechend für morgen."

Ricciardo lobt auch die Fortschritte des Teams im Laufe des Tages: "Auch wenn ich heute Morgen nur Zweiter war, war ich schon gar nicht so unzufrieden. Und ich wusste, dass ich und das Auto noch eine Schippe drauflegen konnten. Ich denke, das haben wir beide am Nachmittag geschafft." Das zeigt sich zwar nicht unbedingt in der Zeitenliste, in der Ricciardo dem Mercedes-Piloten Vallteri Bottas um elf Tausendstelsekunden den Vortritt lassen musste, aber dafür an seinen starken Longrun-Zeiten.

Was sich Red Bull nach dem starken Auftakt ausrechnet

Doch was bedeutet das für den Samstag? Kann Red Bull das hohe Tempo aufrecht erhalten? Und wer werden die direkten Gegner sein? Ein Dreikampf zwischen Ferrari, Mercedes und Red Bull um die Spitze wäre für Horner "toll, aber wir wissen ja, dass die anderen Teams am Samstag aufdrehen können", verweist er auf den Mercedes-Motorentrick, der im Qualifying den Unterschied machen könnte.

"Es wird wirklich schwierig, vorne zu bleiben, aber zumindest sind wir schneller als normal."Max Verstappen
Auch Verstappen weiß, dass es "wirklich schwierig wird, vorne zu bleiben, aber zumindest sind wir schneller als normal". Das führt er auf die gute Vorbereitung in der Fabrik, die neuen Teile, aber auch auf das kleine Renault-Update zurück.

Ricciardo sieht nicht nur die zwei Topteams als direkte Gegner, sondern hat auch die besseren Teams des Mittelfeldes auf der Rechnung. "Es ist eng", sagt der Mann aus Perth. "Selbst Force India und Williams scheinen nicht weit weg zu sein. Es ist richtig intensiv."

Fakt ist aber, dass die Red-Bull-Zeiten am Freitag auch bei der Konkurrenz Eindruck hinterlassen haben. "Die Zeiten in den ersten zwei Trainings sind generell kein klares Abbild dessen, was wir am Samstag oder am Sonntag sehen", meint Ferrari-Chefingenieur Jock Clear. "Wenn man aber die Details ansieht, dann sieht man, welche Autos schnell sind. Dazu zählen auf jeden Fall der Force India und auf jeden Fall der Red Bull. Auch Williams sah heute recht schnell aus." Auch er rechnet mit geringen Abständen an der Spitze.

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