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Versöhnung: Sergio Perez betont die gute Stimmung im Team. Jetzt durch das Stallduell und andere Rennhighlights klicken!
Mercedes schlägt zurück: Nach dem (Set-up-bedingten) Durchhänger in Monaco feiern Lewis Hamilton und Valtteri Bottas ihren ersten Doppelsieg als Teamkollegen. Für Hamilton ist es der sechste Triumph in Montreal, zehn Jahre nach seinem Debütsieg an gleicher Stelle. Und Bottas steht beim fünften Start zum dritten Mal auf dem Podium.
Ferrari dominiert zunächst die Freien Trainings, aber im Qualifying dreht Hamilton groß auf und sichert sich die 65. Pole-Position seiner Karriere - gleich viele wie Ayrton Senna. Von dessen Familie gibt's unter großen Emotionen einen Originalhelm geschenkt. Sebastian Vettel steht auf P2, Bottas auf P3.
Der Start: Hamilton verteidigt die Pole souverän, auch Vettel kommt auf den ersten Metern gut weg. Doch während sich der Ferrari-Fahrer ganz darauf konzentriert, innen gegen Bottas zu verteidigen, ...
... zieht außen Max Verstappen von P5 auf P2 an beiden vorbei. Unglücklich: Verstappen berührt Vettels Frontflügel, der dabei beschädigt wird, leicht. Der Deutsche merkt die Beeinträchtigung aber nicht sofort und verpasst daher die Chance, ...
... während der Safety-Car-Phase zu stoppen. Denn Carlos Sainz lässt Romain Grosjean etwas weiter hinten keinen Platz, verliert seinen Toro Rosso infolgedessen außer Kontrolle und schießt vor Kurve 3 den chancenlos ausgelieferten Felipe Massa brutal ab.
Beide überstehen den Crash unverletzt, scheiden jedoch aus. Sainz behauptet zwar, Grosjean im Rückspiegel nicht gesehen zu haben, aber eine Strafe gibt's trotzdem: drei Startpositionen nach hinten beim nächsten Rennen in Baku. Zumindest Grosjean holt später als Zehnter noch einen Punkt.
Beim Restart in Runde 4 attackiert Verstappen zuerst Hamilton, muss sich dann aber direkt gegen Bottas verteidigen, den er nur mit Mühe hinter sich halten kann. Hamilton setzt sich rasch aus der DRS-Sekunde ab, Verstappen kann aber Platz zwei sicher behaupten.
Eine Runde nach dem Restart kommt Vettel an die Box, um den Flügel zu wechseln. Kurz danach funkt er: "Ich fürchte, ich habe schon wieder ein Stück des Frontflügels verloren!" Ein Fehlalarm, wie sich herausstellt. Er fällt zunächst auf den letzten Platz zurück. Kimi Räikkönen ist nur noch Sechster. Nach Fehler zieht Sergio Perez vorbei.
Verstappen liegt 4,2 Sekunden hinter Hamilton und 1,9 vor Bottas, als in der elften Runde sein Red Bull den Geist aufgibt. Ursache ist eine defekte (Renault-)Batterie. Beim Restart nach virtuellem Safety-Car führt Hamilton 6,1 Sekunden vor Bottas und 10,9 vor Daniel Ricciardo.
Zwischendurch sorgt Lokalmatador Lance Stroll für Jubel auf den Rängen, mit beherzten Zweikämpfen gegen Hülkenberg/Magnussen und später Fernando Alonso. Der fährt seinerseits bis zum Ausfall einem Punkt entgegen, macht aber am Funk seinen Renningenieur zur Schnecke: "You are not giving me useful information!"
Es entwickelt sich ein spannender Fünfkampf um den dritten Platz: Ricciardo (Soft) verteidigt sich mit den ältesten Reifen nach hinten, von wo die Force Indias drücken. Die bekommen kurzzeitig etwas Luft - weil beide Ferraris einen zweiten Boxenstopp einlegen und für einen Schlussspurt auf Ultrasoft wechseln.
Teamintern brodelt es: Ocon hat die um 13 Runden frischeren Supersofts und will an Perez vorbei, der verweigert aber die Empfehlung des Kommandostands, die Positionen zu tauschen. Ocon ist sich im Nachhinein sicher, dass er schnell genug gewesen wäre, um Ricciardo zu attackieren. Perez ist es nicht.
Stattdessen rollt der Ferrari-Express von hinten heran. Räikkönen verliert den Platz gegen Vettel wegen eines Bremsdefekts und schleppt sich als Siebter ins Ziel. Vettel zwingt Ocon mit einem Überraschungsangriff in Runde 66 in den Notausgang - und hat Glück, als er sich ein paar Meter weiter selbst verbremst.
In der drittletzten Runde ist dann auch Perez fällig. Profiteur dieses Dreikampfs ist Ricciardo, der seinen dritten Platz absichern kann. Der Red-Bull-Fahrer geht mit 2,5 Sekunden Vorsprung auf Vettel in die letzte Runde. Und rettet 0,6 über die Ziellinie. Ocons letzte Attacke gegen den hart verteidigenden Perez bleibt erfolglos.
Hamilton ("Ein Spaziergang") fährt indes einem einsamen Sieg entgegen, letztendlich 19,8 Sekunden vor Bottas und 35,3 vor Ricciardo. In der WM schließt er bis auf zwölf Punkte zu Vettel auf. Und Mercedes übernimmt die Führung in der Konstrukteurswertung: 222:214 gegen Ferrari.
Riesenjubel nach Rennende bei den kanadischen Fans: Sie feiern P9 für Stroll wie einen Sieg. Es sind die ersten WM-Punkte für den 18-Jährigen, den ausgerechnet Landsmann Jacques Villeneuve vor dem Rennen als einen der schlechtesten Rookies der Formel-1-Geschichte bezeichnet hat ...
(Motorsport-Total.com) - Hätte, wäre wenn - bessere Argumente kann man bei solch einer Diskussion nicht finden. Hätte Sergio Perez Esteban Ocon in Montreal vorbeigelassen, dann wäre der vielleicht auch an Daniel Ricciardo vorbei aufs Podium gekommen, wenn alle Umstände gepasst hätten. Das ist die Argumentation-Kette, die Ocon gefällt. Perez würde viel lieber über das gute Teamergebnis beim Kanada-Grand-Prix reden. Denn er hat seiner Meinung nach nichts falsch gemacht.
"Die Medien haben diese Geschichte in die Welt gesetzt", poltert er gegenüber 'Autosport'. "Ich habe keine Anweisung missachtet. Alles, was wir hatten, war eine Unterhaltung darüber, ob ich Ocon vorbeilassen soll. Aber ich konnte meine Geschwindigkeit erhöhen und an Ricciardo rankommen."
Die "Unterhaltung" hörte sich aus Perez' Auto über den Teamfunk teilweise so an: "Lasst mich das Rennen fahren, man. Bitte!" Aber auch das Team betonte bereits kurz nach dem Rennen, dass es lediglich einen "Vorschlag" gegeben habe. Es stand im Raum, Ocon vorbeizulassen und bei Nicht-Erfolg wieder zurückzutauschen.
"Ich habe mein Team zu keinem Zeitpunkt ignoriert", betont Ocon. "Ich bin hier, um das beste Ergebnis für Force India zu erreichen. Und wenn ich eine Anweisung bekomme, dann befolge ich sie auch."
Rookie Ocon fühlte sich nach dem Rennen um seine Podiumschance betrogen - verlor dabei aber nicht sein Lächeln aus dem Gesicht. Perez bestätigt, dass die Teamkollegen die Angelegenheit noch an der Strecke geklärt haben: "Zwischen mir und Ocon ist alles in Ordnung. Es ist gut, dass er diese Pace hat. Für das Team ist es wichtig, dass er gute Arbeit leistet. Ich mache währenddessen weiter mein Ding."
Viel lieber redet der Mexikaner nämlich über die Tatsache, dass die Plätze fünf und sechs das Team auf Gesamtplatz vier festigten und den Abstand zu Red Bull verkürzten. "Wir konnten 18 Punkte holen - genauso viele wie Ferrari. Und unsere Konkurrenten schnitten nicht so gut ab. Darüber sollten wir uns freuen und uns nicht auf angeblich missachtete Anweisungen konzentrieren - weil es keine gab!"