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Die fixe Idee, das Rennen stehend zu starten, erledigt sich, als Romain Grosjean seinen Haas bereits in der Vorstartphase in die Mauer schmettert. Der Sensations-Siebte des Qualifyings schiebt die Schuld zuerst auf den Motor, muss dann aber doch einräumen, die Bedingungen einfach unterschätzt zu haben.
Qualifying auf höchstem Niveau: Nico Rosberg führt bis zur allerletzten Zwischenzeit, muss sich dann aber doch knapp beugen, weil er zu schnell in die letzte Kurve fährt und ihm am Ausgang die Traktion fehlt. Der drittplatzierte Kimi Räikkönen auf Ferrari hat sieben Zehntelsekunden Rückstand auf den Mercedes-Express.
Sieben Runden lang rollt das Formel-1-Feld zunächst beschaulich hinter dem Safety-Car. Rosberg verschläft den "Restart" gegen Lewis Hamilton, der vom ersten Moment an demonstriert: Gegen mich gibt's heute nix zu holen!
Max Verstappen hingegen zeigt nach der Startfreigabe sein erstes von vielen tollen Manövern und schnappt sich Räikkönen vor dem Senna-S mit einem perfekt vorgetragenen Angriff. Fast zeitgleich wechseln Kevin Magnussen und Jenson Button auf Intermediates - ein Risiko, das die Topfahrer (noch) nicht eingehen.
Mit einem Dreher von Sebastian Vettel (von P5 auf P11) bahnt sich erstes Unheil an. In der zwölften Runde crasht Marcus Ericsson direkt am Boxeneingang: Aquaplaning. Das Safety-Car kommt auf die Strecke, die beiden Mercedes nutzen die Gelegenheit aber nicht für einen Boxenstopp.
Die Red Bulls schon - mit Folgen: Verstappen geht die Einfahrt in die Boxengasse gerade noch durch, bei Daniel Ricciardo ist sie schon gesperrt. Die Fünf-Sekunden-Strafe muss er beim nächsten Reifenwechsel absitzen. Die Intermediates sehen für Red Bull zunächst nach einem Goldgriff aus. Aber dann nimmt der Regen wieder zu.
Bernd Mayländer steht noch nicht einmal richtig, da gibt's schon den nächsten Crash: Räikkönen hat bei Start und Ziel Riesenglück, dass ihm nicht jemand ins Auto fährt. Räikkönen fliegt auf Full-Wets ab, was Reifenhersteller Pirelli Kritik einbringt. Denn Aquaplaning mit Full-Wets, finden viele, das geht nicht.
Brasilien-Spezialist Nico Hülkenberg liegt an vierter Stelle, über zwei Sekunden vor Sergio Perez, der am Ende nur knapp am Podium vorbeischrammen sollte. Aber mit dem Podium wird's wieder nichts: Zuerst trifft ihn ein Wrackteil von Räikkönens Ferrari, dann muss er mit Reifenschaden zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt an die Box.
Während der nächsten Safety-Car-Phase funkt Leader Hamilton: "Wir sollten loslegen, Charlie!" Aber der Ruf wird nicht erhört. Stattdessen bricht die Rennleitung mit roter Flagge ab. Das Publikum ist empört.
Als es endlich weitergeht, beginnen die Verstappen-Festspiele. Zuerst macht er mit Rosberg kurzen Prozess. Den Deutschen trickst er aus, indem er im Senna-S außen die sogenannte "Kart-Linie" wählt. Wenig später fliegen beide an der gleichen Stelle fast ab: Verstappen in der 38., Rosberg in der 44. Runde.
Nach 46 Runden ist für Lokalmatador Felipe Massa an 16. Stelle liegend Endstation. Der Brasilianer zockt im letzten Heimrennen seiner Karriere mit Intermediates - und fliegt an der gleichen Stelle wie zuvor schon Ericsson ab.
Während das Safety-Car seine Runden dreht, bekommt Massa seinen großen TV-Abschied: Eingewickelt in eine brasilianische Flagge und unter Tränen kommt er an die Box, wo ihm die Mechaniker der anderen Teams Spalier stehen - bis zur Umarmung mit Ehefrau Raffaela und Sohn Felipe jun. Ein Hollywood-Moment!
"Wenn es so bleibt, warten wir nur auf einen Crash", warnt Verstappen, wechselt auf Full-Wets und fällt auf Platz 16 zurück. Ricciardo ist eines der ersten Opfer seiner furiosen Schlussphase. Es folgen Hülkenberg, Vettel (mit hartem Manöver in der letzten Kurve) und Perez, den er im Infield mit einem unglaublichen Angriff überrumpelt.
Nächstes Drama bei Haas: Esteban Gutierrez, frisch gefeuert, verkraftet nicht, dass ihn das Team wegen Verdachts auf einen Hybrid-Defekt aus dem Rennen nimmt. Fuchsteufelswild schleudert er seine Handschuhe auf die Werkzeugbank und gerät beinahe mit Technikchef Günther Steiner aneinander.
Fünf Runden vor Schluss liegt Esteban Ocon nur eine Sekunde hinter Felipe Nasr. Es geht um Platz neun - und 40 Millionen Euro für den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM. Am Ende fällt Ocon hinter Fernando Alonso zurück, während Nasr die Nerven bewahrt. Teamchefin Monisha Kaltenborn ist ihm zu Dank verpflichtet.
Bitter: Button, eigentlich ein erklärter Regenspezialist, trifft zwar bei den Reifenwechseln stets die richtigen Entscheidungen, kommt aber im vermutlich letzten Regenrennen seiner Karriere nie richtig in Schwung. Am Ende wird er 16. - und Letzter! Alonso holt gerade noch einen Punkt.
Mercedes fährt den Doppelsieg sicher nach Hause: 11,5 Sekunden trennen Hamilton und Rosberg auf der Ziellinie - und Podium-Interviewer Martin Brundle ist ganz baff, als ihm Hamilton erzählt, es sei einer seiner leichtesten Siege gewesen. Auch so kann man mit dem Erzrivalen Psychospielchen spielen...
(Motorsport-Total.com) - Nach dem siebten Platz im Qualifying war Romain Grosjean eigentlich guter Dinge, für Haas ein Topresultat beim Großen Preis von Brasilien 2016 zu holen. Doch das Regenrennen in Sao Paulo sollte der Franzose gar nicht erst erleben: Ein Unfall bei der Fahrt in die Startaufstellung beendete sein Rennen noch vor dem Start. Im Bergaufstück im Zielbogen verlor er das Auto wie später mehrere weitere Fahrer. Unter ihnen Marcus Ericsson, der mit seinem Sauber kurze Zeit später ein paar Meter weiter verunfallte. (Zum Liveticker!)
"In weniger als 24 Stunden vom Hero to Zero", sagt ein sichtlich enttäuschter Romain Grosjean zu seinem Abflug in der sogenannten Recon Lap. "Ich fühle mich so schlecht. Tut mir Leid für Haas, für das Team, für die Jungs. Wir hatten eine wirklich gute Startposition." Grosjean hatte im trockenen Qualifying mit Rang sieben das beste Quali-Ergebnis für das Haas-Team in der Formel 1 herausgefahren.
Umsetzen kann er es nun nicht mehr. Er übt Kritik an Reifenhersteller Pirelli: "Ich bin den Berg hinaufgefahren, nicht einmal Vollgas. Dann hatte ich enorm durchdrehende Reifen und das Auto hat sich weggedreht. Ich hatte keine Kontrolle. Keine Ahnung, was passiert ist. Zwei weitere Autos (Perez und Vettel; Anm. d. Red.) hatten ebenfalls Probleme an dieser Stelle. Das heißt, wir müssen die Regenreifen verbessern." Dass Fahrer schon nach der ersten Runde nach einem Start hinter dem Safety-Car an die Box kämen, um Intermediates zu holen, zeige, wie schlecht die Extrem-Regenreifen seien.
Marcus Ericsson, der auf Intermediates abgeflogen ist, formuliert seine Kritik am italienischen Reifenhersteller dezenter: "Es ist schwierig da draußen. Und seltsam, denn in den Kurven ist es okay und man hat recht viel Grip. Dort, wo kein stehendes Wasser ist, ist alles in Ordnung. Aber dann kommt man in Kurve zwölf und auf dem ganzen Weg zur Start-Ziel-Geraden ist sehr viel stehendes Wasser und viel Gischt. Dieser Abschnitt ist extrem schwierig und jetzt haben dort schon drei Autos die Kontrolle verloren." Das Problem der Regenreifen ist also das Geradeausfahren.
Sein Unfall am Ende der zwölften Rennrunde halbierte die Hoffnungen für Sauber, endlich die ersten Punkte der Saison zu holen. Das Schweizer Team hat mit Lokalmatador Felipe Nasr noch ein Eisen im Feuer.