• 23. Oktober 2016 · 22:43 Uhr

Formel 1 USA 2016: Hamilton gewinnt und verkürzt Abstand

Lewis Hamilton knabbert am Vorsprung von Nico Rosberg, der in Mexiko seinen ersten "Matchball" hat - Drama um Kimi Räikkönen - Patzer von Max Verstappen

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hält die Formel-1-WM 2016 spannend: Der Mercedes-Pilot hat den Grand Prix der USA in Austin mit einer souveränen Vorstellung gewonnen und verkürzt damit seinen Rückstand auf Nico Rosberg von 33 auf 26 Punkte. Die Silberpfeile, die bereits seit Suzuka als Weltmeister feststehen, sicherten sich im 18. (von 21) Rennen auch dank eines glücklichen Händchens mit dem virtuellen Safety-Car den fünften Doppelsieg in dieser Saison.

Während Hamilton sein Plansoll mit 25 Punkten vom Start bis ins Ziel perfekt erfüllte, musste Rosberg für seinen zweiten Platz hart kämpfen. Der WM-Leader fiel gleich auf den ersten Metern hinter Daniel Ricciardo (Red Bull) zurück, der den Vorteil der weicheren Reifen am Start nutzen konnte, weil Rosberg konservativ agierte und die erste Kurve außen anfuhr. Bis zum ersten Boxenstopp ergab sich keine Chance, den Red Bull anzugreifen.

Beim Service wechselte Ricciardo dann von Supersoft auf Soft, Rosberg von Soft auf Medium. So fuhren die beiden wieder in Formation, mit Max Verstappen (Red Bull) im Schlepptau, bis Ricciardo für den letzten Stint ebenfalls auf Medium wechselte. Dann kam Rosberg ausgerechnet Verstappen zu Hilfe: Wegen des Ausfalls des Niederländers wurde das virtuelle Safety-Car aktiviert - und Rosberg bekam seinen letzten Boxenstopp de facto geschenkt.

"Ist halt so. Heute war es frustrierend. Das hatte ich nicht unter Kontrolle", ärgert sich Ricciardo. Den Frust schüttelte er aber bei der Siegerehrung gleich ab, wo er Hollywood-Superstar Gerald Butler, der die Siegerinterviews führte, zum obligatorischen "Shoey" bat - eine Aktion, die in der Red-Bull-Marketingabteilung in Fuschl sogar mitten in der Nacht die Sonne aufgehen lässt, weil Butler obendrein keinen Alkohol trinkt und stattdessen Red Bull schlürfte...

Das war's dann aber auch schon mit der ausgelassenen Stimmung auf dem Podium. Hamilton konnte nicht einmal sein 50. Grand-Prix-Sieg aus der Reserve locken. Er fühle sich "okay", sagte er kühl, und: "Austin war immer ein gutes Pflaster für mich." Dass der Vorsprung auf Rosberg in den letzten zehn Runden von mehr als zehn noch auf 4,5 Sekunden schrumpfte, war reines Kalkül - im Finish wollte er seinen vierten Sieg im fünften Formel-1-Rennen in Austin nicht gefährden.

"Ich habe voll attackiert und alles gegeben, um Druck auf Lewis auszuüben. Aber ich war schon zu weit weg", seufzt Rosberg. "Der zweite Platz ist okay. Schadensbegrenzung." Im WM-Kampf liegt er immer noch im Soll: Selbst wenn Hamilton die letzten drei Rennen gewinnen sollte, muss er nur zweimal Zweiter und einmal Dritter werden, um sich seine erste Weltmeisterschaft zu sichern. So gesehen hat er in Austin den ersten von vier Schritten gemacht.

Konfusion gab es bei Mercedes nur in Runde zehn, als sowohl der führende Hamilton als auch der an dritter Stelle liegende Rosberg das Kommando zum Boxenstopp bekamen. Hamilton blieb eine weitere Runde draußen, Rosberg wechselte von Soft auf Medium - und blieb nur knapp vor Kimi Räikkönen (Ferrari), der vor ihm gestoppt hatte. Rosbergs Glück: Räikkönen verlor hinter einem McLaren Zeit, wäre sonst wohl vor ihn gekommen.

Räikkönen fuhr im Strategie-Fernduell gegen seinen eigenen Teamkollegen Sebastian Vettel eigentlich dem vierten Platz entgegen. Bei seinem letzten Boxenstopp verkantete jedoch die Radmutter rechts hinten. Der "Iceman" fuhr zu früh los, der Schlagschrauber hing noch am Rad - und so war das Rennen ein paar Meter weiter zu Ende. "Bis dahin", seufzt Räikkönen, "lief das Auto sehr gut, besonders im vorletzten Stint mit den Supersofts."

Für ein Kuriosum im Rennen sorgte Verstappen. Der Niederländer war in jener Phase des Rennens als Viertplatzierter gerade schneller unterwegs als Ricciardo und Rosberg, als er plötzlich unangemeldet an die Box kam und seine Mechaniker überraschte. Standzeit: 9,2 Sekunden. "Max hat ungefähr zehn oder 15 Sekunden vorher gefunkt: 'Ich komme jetzt an die Box.' Einfach von selbst", schüttelt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko den Kopf.

"Bei ihm ist es leider überhaupt nicht gut gelaufen. Sein Start war nicht gut, und dann hat er sich seine Reifen zu schnell kaputtgefahren. Dann hat er beschlossen, einen Boxenstopp einzulegen", sagt der Österreicher. "Es ist dann noch halbwegs gut gegangen, aber dann kam noch mehr Unheil, denn im Getriebe ist etwas kaputt gegangen. So haben wir dieses virtuelle Safety-Car ausgelöst, das Ricciardo den zweiten Platz gekostet hat."

"Meine Schuld", sucht der 19-Jährige nicht nach Ausreden. "Eine Runde vorher haben sie mir gesagt, dass ich pushen soll. Ich habe das falsch verstanden und dachte, ich soll an die Box kommen." Davor hatte er am Funk für Unterhaltung gesorgt. Nach dem klasse Manöver gegen Räikkönen sagte er: "So wird das gemacht!" Und die Anweisung, er möge statt Rosberg zu attackieren lieber seine Reifen schonen, konterte er: "Ich bin nicht hier, um Vierter zu werden!"

In der Schlussphase des Rennens, als die vier Spitzenpositionen längst sicher bezogen waren, sorgte der Dreikampf um Platz fünf zwischen Carlos Sainz (Toro Rosso), Felipe Massa (Williams) und Fernando Alonso (McLaren) für Action. Zunächst sah es so aus, als würde Massa Sainz überholen können, nach ein paar kleineren Fehlern hatte der Brasilianer aber plötzlich Alonso im Nacken - und dann auf einmal sogar neben sich.

Massa ließ in einer engen Linkskurve innen die Tür offen, Alonso ließ sich da nicht lange bitten. "Du kannst dort die Tür nicht zuschlagen, wenn ein halbes Auto neben dir ist", kommentiert der McLaren-Fahrer die leichte Kollision. Massa hat naturgemäß eine andere Meinung: "Er hat mich nach draußen geschoben." Die Entscheidung über Recht und Unrecht treffen die FIA-Rennkommissare erst nach der Zieldurchfahrt.

Eigentlich hätte Nico Hülkenberg vor diesem Trio landen sollen, aber für den Force-India-Piloten war der Grand Prix schon in der ersten Kurve de facto zu Ende. Vettel schmiss vor seiner Nase die Tür zu, sodass es Hülkenberg in den Williams von Valtteri Bottas reindrückte. Hülkenberg (Nase) und Bottas (Reifenschaden) mussten am Ende der Runde an die Box und wurden auch noch von der Rennleitung untersucht (und freigesprochen).

Ausgerechnet Vettel, der eigentliche Auslöser, war nicht einmal Gegenstand der Untersuchung. Das kann Hülkenberg nicht nachvollziehen: "Sebastian hat ziemlich aggressiv eingelenkt. Er hat mir nicht viel Platz gelassen. Ich glaube, dass er außen noch Platz gehabt hätte - ich weiß nicht, ob er den nicht benutzen wollte. Ich konnte jedenfalls nirgendwo hin, weil ich innen noch ein Auto hatte. Ich konnte mich nicht in Luft auflösen."

Für Force India war es eine rabenschwarze erste Runde, denn auch Sergio Perez fiel weit zurück. Der Mexikaner wurde von Daniil Kwjat (12./Toro Rosso) in einen Dreher geschoben. "Was für ein Idiot!", fluchte Perez, der am Ende trotzdem Achter wurde (vor McLaren-Routinier Jenson Button und Haas-Fahrer Romain Grosjean). Die FIA-Rennkommissare waren seiner Meinung und verpassten Kwjat eine Stop-&-Go-Strafe.

In der Konstrukteurs-WM hat Red Bull im Kampf um Platz zwei nun schon 53 Punkte Vorsprung auf Ferrari. Force India ist weiterhin Vierter, acht Zähler vor Williams. Dritter in der Fahrerwertung ist Ricciardo, genau 50 Punkte vor Vettel. Weiter geht's bereits in einer Woche mit dem Grand Prix von Mexiko. Dort könnte Rosberg theoretisch schon Weltmeister werden, wenn er das Rennen gewinnt und Hamilton maximal Zehnter wird.

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