Keine Strafe für Magnussen - Blockierter Kwjat schimpft

Toro Rosso schafft es im Qualifying zum Großbritannien-Grand-Prix mit einem Auto in die Top 10 - Daniil Kwjat schimpft hingegen über den Renault-Kollegen

(Motorsport-Total.com) - Freude bei Toro Rosso: Mit Carlos Sainz konnte sich das Mittelfeldteam sicher in den Top 10 qualifizieren und sogar noch von Fehlern der anderen profitieren. Der Spanier startet das Rennen morgen von Rang sieben. Aber hätte es bei den Italienern auch doppelten Grund zum Jubeln geben können? Davon geht zumindest Daniil Kwjat aus, der sich seiner schnellsten Runde beraubt fühlt. In Q2 wurde er von dem Kevin Magnussen beeinträchtigt und verpasste somit den Einzug in Q3. Der Renault-Pilot wurde allerdings von der Rennleitung freigesprochen.

Daniil Kwjat ist nicht gut auf Kevin Magnussen zu sprechen

"Ich war auf der besten Runde meiner Session und er blieb einfach vor mir", poltert Kwjat nach dem Qualifying. "Schon in Kurve 13 habe ich dadurch Zeit verloren. Dann dachte ich, er würde mich auf der Hangar-Geraden vorbei lassen, aber er zog rüber. Ich habe vier Kurven lang hinter ihm festgesteckt und dabei sehr viel Zeit verloren."

Kwjat und Magnussen hatten es beide nur knapp durch Q1 geschafft. Als sie sich im zweiten Qualifying-Abschnitt begegneten, waren beide auch auf einer schnellen Runde. "Wenn er so viel schneller ist als ich, dann liegt es an ihm, einen Abstand zu halten, denn wir pushen beide", verteidigt sich Magnussen. "Wenn er schneller ist als ich, holt er natürlich auf, aber ich habe ihn nicht aufgehalten, sondern ich war auch auf meiner schnellen Runde."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Großbritannien


Nachdem Toro Rosso bei der Rennleitung Beschwerde eingelegt hatte, wurden beide Teams zu den Stewards gerufen, um ihren Fall darzulegen. Kwjats Mannschaft lieferte dabei Daten, die das Blockieren und den Verlust von bis zu einer halben Sekunden beweisen sollten. Renault konnte offenbar dagegen halten. Im offiziellen Statement der FIA heißt es, Magnussen wäre zwar tatsächlich wegen fehlenden Grips deutlich langsamer gewesen, er habe aber keinen Platz gehabt um auszuweichen und hätte Kwjat somit nicht absichtlich behindert.

Der Russe hätte dennoch gerne zumindest eine Entschuldigung gehabt. "Ich persönlich respektiere andere Fahrer im Qualifying und mache Platz", sagt er. "Und wenn ich es doch einmal nicht hinbekomme, dann tut es mir sehr leid. Aber er hat einfach nur geblockt."

Mit hundertprozentiger Sicherheit kann aber auch Kwjat nicht sagen, ob ihm die Aktion tatsächlich die Top 10 gekostet hat. Er litt gestern noch unter den Balance-Problemen bei seinem Team und kam auch am Samstag nicht gleich in Schwung. Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen benötigte er zum Beispiel zwei schnelle Runden in Q1.

Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Großbritannien

"Ich denke, wir wären zumindest nah ran gekommen oder hätten es gerade so geschafft", so der 22-Jährige über seine Q3-Chancen. "Es wäre einfach schön gewesen, das Endresultat der Runde zu sehen. Q1 hatte nicht so gut begonnen, aber es wurde immer besser. Als es dann wirklich drauf ankam, sah die Runde sehr gut aus, bis wir auf Magnussen getroffen sind. Von Platz 15 zu starten ist frustrierend und nicht das, was wir erwartet haben. Aber die Pace des Autos ist nicht schlecht, also können wir hoffentlich ein gutes Rennen haben."

Die Pace hatte vor allem bei Sainz gestimmt. "Wenn man mir das gestern gesagt hat, als wir noch eine Sekunde hinter Force India gelegen haben, hätte ich es nicht geglaubt", kann der Spanier sein Qualifying-Glück kaum fassen. "Heute haben wir einen Williams, beide Force India und einen McLaren - der unglaublich schnell wirkte - schlagen können. Das ist eine unglaubliche Leistung von meinem Team. Wir sind gestern lange aufgeblieben um zu verstehen, was an meinem Auto nicht stimmt. Gestern hatten wir offensichtlich noch nicht die Pace. Das haben wir aber umkehren können."

Toro Rosso hatte sich am Freitag noch nicht erklären können, warum sich ihre Piloten schwertaten, den Rhythmus auf dem britischen Kurs zu finden. "Wir hatten erwartet, hier recht gut unterwegs zu sein, weil es eine gute Abtrieb-Strecke ist, mit vielen schnellen Kurven", erklärt der Technische Direktor James Key. "Gestern hat uns die Balance in den langsamen Kurven jedoch ziemlich viel Zeit gekostet, während wir überall anders konkurrenzfähig wirkten. Wir mussten deshalb sehr vorsichtig überlegen und haben einige Veränderungen am Set-up vorgenommen."

Mit einer Zeit von 1:31.989 Minuten qualifizierte sich Sainz als Neunter. "In Q1 habe ich mich im Vergleich zum dritten Training schon um acht Zehntelsekunden verbessern können", freut er sich und bezeichnet seine 1:31.708-Runde aus Q2 als die beste seiner Karriere. "Das hat mich ordentlich motiviert, denn ich wusste bis dahin nicht, ob Q3 erreichbar war. Wir konnten nicht abschätzen, wo wir im Qualifying landen werden, wenn alle Mercedes-Teams ihre Motoren aufdrehen."

Gegen Hülkenberg musste er auf der Strecke auch zurückstecken. Doch der Force-India-Pilot hielt sich nicht an die strengen Streckenbegrenzungs-Regeln und verlor seine beste Zeit. Sainz rückt daher auf schon Startplatz acht vor. Weil Sebastian Vettel außerdem eine Strafversetzung bekam, startet er sogar als Siebter.

"Platz sieben spiegelt ganz gut wieder, wo das Auto zurzeit steht."Carlos Sainz
"Wir haben ein gutes Qualifying gebraucht, nachdem wir drei Mal hintereinander ein Comeback hinlegen mussten", so Sainz. Er war in Montreal nach Crash und Getriebewechsel von Position 20, in Baku ebenfalls wegen eines neuen Getriebes von Rang 18 und in Spielberg nach Motorenproblemen von Platz 15 gestartet.

"Jetzt starten wir in einer guten Position und können darauf hoffentlich aufbauen", so Sainz weiter. "Ich versuche immer Plätze gut zu machen, aber die Autos vor uns sind viel schneller als wir. Ich werde etwas am Start versuchen, aber das wird sehr schwierig. Ich denke, Platz sieben spiegelt ganz gut wieder, wo das Auto zurzeit steht."