Hülkenberg: Wieso er in Monza gegen Perez chancenlos war

Während Sergio Perez davon träumt, Red Bull abzufangen, erklärt Nico Hülkenberg, warum er in Monza zahnlos war, Force India derzeit aber in Hochform ist

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Italien machte Nico Hülkenberg ein unglückliches Gesicht. Als einziger bei Force India - und obwohl er gerade Platz sieben eingefahren hatte. Sein Teamkollege Sergio Perez war eben auf Platz fünf gerast. Inzwischen ist aber klar, warum der Deutsche im Vergleich zum Mexikaner klar im Hintertreffen war.

Nico Hülkenberg will in Singapur seine Pechsträhne abschütteln

"Wir haben ein paar Probleme gefunden", sagt der Emmericher im Vorfeld des Rennwochenendes in Singapur. In der Fabrik habe man bei der nachträglichen Datenanalyse herausgefunden, wie sehr Hülkenberg in Monza gehandicapt war: "Das Auto hat nicht den erwarteten Abtrieb produziert, was sich in der Rundenzeit niedergeschlagen hat."

Etwas Erleichterung schwingt nun in seiner Stimme mit: "Das ist zum Glück jetzt Geschichte, aber den Sauber das ganze Rennen lang hinter mir zu halten und auf Platz sieben zu kommen war im Nachhinein eine ziemlich gute Leistung."

Was bei Hülkenbergs Force India nicht stimmte

Abwehrschlacht: In Monza fuhr Hülkenberg mit einem beschädigten Boliden

Die Berührung mit Pastor Maldonado im Start-Getümmel, bei der die Vorderradaufhängung des Venezolaners zu Bruch ging, hatte laut Hülkenberg aber nichts mit dem Problem zu tun. Es handelte sich dabei auch um Abnutzungserscheinungen: "Das Auto war in unterschiedlichen Bereichen beschädigt, außerdem ging ein Dämpfer kaputt. Es gab unterschiedliche Probleme, die sich dann in Summe doch recht deutlich ausgewirkt haben."

Nun will Hülkenberg seiner Pechsträhne der vergangenen Rennen ein Ende bereiten: In Ungarn brach urplötzlich der Frontflügel, was einen heftigen Abflug zur Folge hatte, in Belgien konnte er wegen eines Antriebsproblems gar nicht starten, und in Monza fehlte der Abtrieb.

"Jetzt hatte ich drei Rennen hintereinander, wo ich etwas Pech hatte, das meine Leistung beeinträchtigte, vor allem in Spa und in Ungarn, wo ich viele Punkte verloren habe, aber unsere Leistung war generell sehr vielversprechend", schöpft er frischen Mut. "Und auf langsamen Strecken wie hier sollten wir noch besser sein."

Windkanal als Geheimnis

Hülkenberg setzt voll auf die B-Version des Force-India-Boliden, die in Silverstone debütierte und mit der er hochzufrieden ist. "Das B-Auto hat sich wirklich stark auf unsere Leistungen und auf unsere Saison ausgewirkt", lobt er seine Truppe. "In Silverstone haben wir einen massiven Schub bekommen, und seitdem wird es immer besser."

Nun erntet Force India die Früchte der intensiven Arbeit im Top-Windkanal von TMG in Köln. Seit Hülkenberg für die indische Truppe mit Sitz in Silverstone fährt, sei das Auto noch nie so gut gewesen, meint er. Und das hat auch mit dem Windkanal zu tun: "Das hatte einen großen Einfluss." Die Partnerschaft mit TMG sei ein Grund gewesen, warum er seinen Vertrag verlängert hat.

Hülkenbergs Prognose: Force India hinter Top-3-Teams

Im Gegensatz zu Lotus hat Force India die Weiterentwicklung des Boliden noch nicht eingestellt. Die Truppe aus Enstone liegt derzeit in der Konstrukteurs-WM 13 Punkte hinter Force India und ist damit ein direkter Konkurrent. "Wir erhalten hier ein paar Updates", bestätigt Hülkenberg. "Es werden nur ein paar kleine Änderungen sein, das Auto wird nicht komplett anders aussehen. Es handelt sich um eine Feinabstimmung des Frontflügels, des Unterbodens, die uns hoffentlich helfen wird."

Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Singapur

In Mexiko, dem Heimrennen von Teamkollege Perez, folgt dann ein großes Update-Paket. Wie schätzt der Le-Mans-Sieger in Singapur die Chancen seines Rennstalls und das allgemeine Kräfteverhältnis ein? "Ich rechne damit, dass Mercedes, Red Bull und Ferrari an der Spitze und schwer zu schlagen sein werden. Dahinter kämpfen wir gegen Lotus, Toro Rosso und vielleicht McLaren, wer weiß. Ich denke, dass es hinter diesen drei Teams sehr eng sein wird."

Auch das Williams-Team, das normalerweise auf langsamen Strecken schwächelt, schreibt er nicht ab. "In Ungarn - und die Strecke dort ähnelt Singapur - war ich direkt hinter Valtteris Getriebe, bevor der Frontflügel weggebrochen ist. Wir haben hier eine gute Gelegenheit, um mit ihnen zu kämpfen und sie zu schlagen."

Perez: Red Bull noch in Reichweite?

Während das Team offiziell Platz fünf in der Konstrukteurs-WM als Ziel ausgibt, greift Hülkenbergs Teamkollege Perez nach den Sternen. "Uns fehlen 50 Punkte auf Red Bull. Und wenn sie zwei schlechte Wochenenden haben und wir uns gut schlagen, dann könnten wir uns sogar noch verbessern."

Genauso gut kann es aber auch nicht hinten losgehen: "Wir sind Fünfter, aber 13 Punkte sind nichts - das kann sich von einer Woche auf die andere verändern. Es wird ein enger Kampf mit Lotus, aber auch Toro Rosso hat eine Chance. Alles, was wir jetzt tun können, ist mit beiden Autos punkten und das Maximum herausholen."