Mercedes ist Weltmeister: Hamilton triumphiert in Sotschi
Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Russland vor Nico Rosberg und Valtteri Bottas (Williams) - Mercedes sichert sich vorzeitig die Krone der Konstrukteure

(Motorsport-Total.com) - Mit dem zehnten Doppelerfolg des Jahres hat sich Mercedes vorzeitig zum Weltmeister der Formel-1-Konstrukteure gekrönt. Im Grand Prix von Russland in Sotschi feierte WM-Leader Lewis Hamilton einen ungefĂ€hrdeten Sieg vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und Valtteri Bottas (Williams). In einem mĂ€Ăig aufregenden Rennen in der Olympiastadt war gegen die Silberpfeile kein Kraut gewachsen.
"Ich bin so glĂŒcklich. Wir haben ein tolles Wochenende erlebt. Ich freue mich schon darauf, wieder nach Sotschi zu kommen", sagt der Rennsieger, der nun 17 Punkte Vorsprung in der Fahrerwertung hat. "Wir haben hier Geschichte geschrieben. Ich bin froh, dass Nico und ich ein Teil dessen sein dĂŒrfen." Nach einem lauten "Hallo" auf Russisch erntete der Rennsieger groĂen Jubel von den voll besetzten TribĂŒnen. 46.000 Zuschauer - darunter PrĂ€sident Wladimir Putin - verfolgten den Grand Prix vor Ort.
Die Fans bekamen wĂ€hrend des Rennens nur wenig Action geboten. Die gröĂte Spannung und das gröĂte Spektakel gab es in der ersten Runde, als Rosberg sich nach dem Start an seinem Teamkollegen Hamilton vorbei bremsen wollte. Der Deutsch ĂŒbertrieb es in der Zufahrt auf die zweite Kurve jedoch, blockierte seine RĂ€der so stark, dass der noch frische Reifensatz nach wenigen Metern hinĂŒber war. Rosberg musste sich sofort einen neuen Satz Mediums holen, die bis zum Ende halten sollten.
Bottas ĂŒberzeugt mit seiner ersten schnellsten Rennrunde
WĂ€hrend Rosberg sich nach seinem frĂŒhen Stopp zunĂ€chst mĂŒhsam wieder durch das Mittelfeld in Richtung Spitze arbeiten musste, hatte Hamilton in Front leichtes Spiel. Innerhalb weniger Runden stellte er im Duell gegen Bottas klar, dass Mercedes nicht zu packen sein wĂŒrde. Der Finne machte es sich fortan auf Platz zwei gemĂŒtlich und war ĂŒberrascht, als er nach seinem Stopp in Runde 27 plötzlich wieder Rosberg vor der Nase hatte.
"Der muss nochmal stoppen, den kriegen wir wieder", war man an der Williams-Box zuversichtlich. Doch diese Ansage sollte sich nicht bewahrheiten. Der Deutsche hatte phasenweise zwar das GefĂŒhl, das seine Medium-Reifen zu stark abbauen, aber zum Ende hin wurde der Grip ĂŒberraschend wieder besser. So gut, dass Rosberg zwischenzeitlich schnellste Rennrunden absolvieren konnte. Seinen zweiten Rang brachte er mit 52 Runden auf einem Satz Reifen sicher ins Ziel.
"Nico war groĂartig, wie er sich nach dem Malheur zu Beginn wieder zurĂŒckgekĂ€mpft hat", lobt Hamilton seinen Teamkollegen. "Schade, dass ich diesen Fehler gemacht habe", so Rosberg. "Die Strategie des Teams war unglaublich gut. Das liegt auch daran, dass unser Auto so exzellent funktioniert. Jeder hat dazu beigetragen, dass ein so gutes Auto entstanden ist. Eine HĂ€lfte von mir ist wahnsinnig enttĂ€uscht, dass ich es verbockt habe. Die andere ist glĂŒcklich, weil es das Team so sehr verdient hat. FĂŒr sie ist es der wichtigste Titel des Jahres. Deshalb kann ich sogar etwas lĂ€cheln."
Bottas, der zwischenzeitlich Hoffnung auf mindestens Platz zwei gehabt hatte, tröstete sich am Ende mit der schnellsten Rennrunde und einem weiteren Podesterfolg. "Heute waren wir wieder 'Best of the rest', Mercedes ist leider noch ein StĂŒck voraus. Heute haben wir aber unser Bestes gegeben, also mĂŒssen wir glĂŒcklich sein", bilanziert der Finne. Sein Teamkollege Felipe Massa kam nach zwei Stopps und einer schlechten Startposition nur auf Rang elf ins Ziel.
Entscheidung gefallen: Mercedes feiert den Konstrukteurstitel
Hinter den ersten Drei platzierten sich die beiden starken McLaren. Jenson Button erreichte in einem unauffĂ€lligen Rennen den vierten Rang, direkt hinter ihm betrieb Kevin Magnussen erfolgreich Schadensbegrenzung. Der DĂ€ne war nach einer Strafe nur von Startplatz elf losgefahren, aber schon nach einer Runde auf Rang sechs nach vorn gekommen. Eine gute Strategie brachte ihn schlieĂlich zur Rennmitte auch noch an Fernando Alonso vorbei.
Der Ferrari-Pilot machte mal wieder das Maximum aus seinen Ferrari-Möglichkeiten. Alonso lieferte sich am Ende ein hartes Duell gegen Daniel Ricciardo (Red Bull), doch der zweifellos schnellere Australier hatte keine Chance. Ricciardo und Teamkollege Sebastian Vettel mussten sich am Ende mit den PlĂ€tzen sieben und acht begnĂŒgen. "Wir hĂ€tten strategisch vielleicht anderes reagieren sollen", so Vettel. "In Austin mĂŒssen wir den Motor wechseln. Das hĂ€tten wir besser hier getan, aber es waren nicht alle Teile da."
Hinter Kimi RĂ€ikkönen (Ferrari) holte Force-India-Pilot Sergio Perez mit dem letzten Tropfen Sprit den letzten Punkt. Der Mexikaner beeindruckte mit einer beherzten Fahrt im Zweikampf mit Massa um den zehnten Rang, den er schlieĂlich sichern konnte. Perez' Teamkollege Nico HĂŒlkenberg kam hinter Massa auf Rang zwölf, Adrian Sutil (Sauber) erreichte nach einem Dreher - Romain Grosjean (Lotus) hatte ihn abgeschossen - nur den 16. Platz. Marussia-EinzelkĂ€mpfer Max Chilton schied mit technischen Problemen frĂŒhzeitig aus.
In den WM-Wertungen ist nicht mehr allzu viel Spannung. Bei den Konstrukteuren hat Mercedes schon in Sotschi den Sack zugemacht. "Das freut uns unheimlich. Wir sind Automobilhersteller. Da ist es wichtig, dass man zeigt, wie stark man ist", so Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. In der Fahrerwertung liegt Lewis Hamilton (291 Punkte) nun noch deutlicher vor Nico Rosberg (274) und Daniel Ricciardo (199), der nur noch mathematische Chancen hat. Gutes Zeichen fĂŒr den Briten: Wer in einer Saison vier Rennen in Folge gewonnen hat, wurde bislang auch immer Weltmeister.