Trotz Überlegenheit: Wolff warnt vor Red-Bull-Gefahr

Die Konkurrenz wurde im Qualifyings zum Grand Prix von Belgien einmal mehr deklassiert - Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist trotzdem gewarnt

von Rebecca Friese · 23.08.2014 16:40
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Kann Red Bull bei dem großen Abstand wirklich noch gefährlich werden?

(Motorsport-Total.com) - Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton und dahinter lange nichts - so gestaltete sich das erste Qualifying nach der Formel-1-Sommerpause in Spa-Francorchamps am Ende. Über zwei Sekunden blieb der Abstand zum Drittplatzierten Sebastian Vettel im Red Bull. Und doch behält man die Konkurrenz bei Mercedes ganz genau im Auge.

"Wir sind sehr zufrieden", freut sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über die erste Startreihe, die beim morgigen Grand Prix von Belgien von den Silberpfeilen besetzt sein wird. "Eins und zwei hatten wir lange nicht mehr, ich glaube in Montreal das letzte Mal. Und dann auch noch mit diesem Abstand, das ist schon ein ganz spezieller Tag. Solche Abstände sieht man in der Formel 1 nicht oft. Dann kamen noch schwierige Bedingungen dazu - abtrocknende Strecke auf den Intermediates. Das Team und die Fahrer haben da heute alles richtig gemacht."

Hinter Rosberg und Hamilton konnte sich Vettel überraschend als Dritter qualifizieren. Red Bull selbst hatte kaum mit einem so guten Ergebnis gerechnet, gibt sich aber trotz des großen Zeitunterschiedes schon wieder kämpferisch. So meinte etwa Motorsportberater Helmut Marko gegenüber 'Sky': "Wir werden versuchen, so viel Druck wie möglich zu machen. Das erhöht das Risiko für sie - und für uns die Chancen."

Respekt vor Red-Bull-Leistung

"Wir haben unter diesen Bedingungen jetzt zwei Sekunden Vorsprung gehabt", entgegnet Wolff. "Aber im letzten Freien Training war der Red Bull sehr stark auf Topspeed abgestimmt. Ricciardo war mit 339 km/h das schnellste Auto. Das heißt, dass sie ein Auto haben, das morgen auf den Geraden schnell geht. Das ist zum Überholen gut und auch zum Verteidigen. Wir dürfen uns hier also nicht zurücklehnen. Es ist eigentlich eine gute Leistung, ein Auto, das auf so wenig Abtrieb getrimmt ist, so weit vorne hinzustellen. Das wird morgen in den ersten Runden sicher ein Thema für uns, dass der Red Bull nicht zur Gefahr wird."


Fotos: Großer Preis von Belgien


Die richtige, und ganz offensichtliche auch bessere Abstimmung, hatte aber Mercedes selbst. Selbst auf die unvorhersehbare Wetterlage in den Ardennen waren die Silberpfeile an diesem Samstag vorbereitet.

"Bei dem komplexen Auto und mit der Art, wie die Energie abgerufen wird, musst du zum Beispiel drauf achten, wie das Auto bremst" erklärt Wolff. "Mit dem Brake-by-wire-System bremst ja der Motor mehr, als mit den konventionellen Bremsen. Und all das musst du richtig einstellen und auch von Kurve zu Kurve verändern."

Hamilton kurzzeitig aus dem Konzept?

"Nicht jeder ist ein Fan davon, aber ich denke, je besser du es machst, je strukturierter du vorgehst und je mehr Kapazität du hast, desto besser geht es dann. Heute haben es die Ingenieure richtig hinbekommen. Es war ein Kompromiss zwischen: wie viel Abtrieb will ich haben und wie viel Widerstand schleppe ich mit mir mit. Man hat gesehen, dass der Mercedes im zweiten Sektor richtig dominant war und richtig schnell war und dadurch entsteht dann so ein Unterschied."

Einzig Hamilton haderte zeitweise mit der Abstimmung. War das der Grund, warum er gegenüber Rosberg am Ende das Nachsehen hatte? "Ich weiß nicht, ob man bei solch schwierigen Bedingungen sagen kann, ob einer etwas besser oder schlechter gemacht hat", beschreibt Wolff.

"Lewis hat bei seinem letzten Versuch etwas Probleme mit der Temperatur der Bremsen gehabt. Er sagte, dass das Auto in eine Richtung zieht, wenn er bremst. Wir haben in der Aufwärmrunde deshalb etwas verstellen müssen, damit die Temperaturen ausgeglichen werden konnten. Ich weiß nicht, ob ihn das ein wenig aus dem Konzept gebracht hat. Aber es war auch eine richtig starke Runde von Nico und die beiden schenken sich nichts. Es ist einmal der eine und einmal der andere. Man kann nicht sagen 'der eine hat es jetzt verlernt'."