Williams: Updates machen Bottas konkurrenzfähig

Williams hat in Barcelona das drittbeste Auto: Valtteri Bottas kämpft gegen Red Bull, während Felipe Massa keinen Grip hat - Die Updates funktionieren

(Motorsport-Total.com) - Williams setzte in Spanien die positive Vorstellung in dieser Saison fort. Als vermeintlich kleineres Team bestand die Gefahr, dass der Traditionsrennstall im Entwicklungsrennen zurückfallen könnte. Das war auf dem technisch anspruchsvollen Circuit de Barcelona-Catalunya aber nicht der Fall. Williams war konkurrenzfähig und hinter Mercedes und Red Bull das drittbeste Auto. Valtteri Bottas hielt in der Anfangsphase Daniel Ricciardo in Schach, musste den Australier nach den ersten Boxenstopps aber ziehen lassen.

Valtteri Bottas tanzte in der Anfangsphase Daniel Ricciarco vor der Nase herum

Der Finne war auf Kurs zu Platz vier, doch in der Schlussphase holte noch Weltmeister Sebastian Vettel auf und verdrängte Bottas auf Rang fünf. "Wir müssen zufrieden sein, denn wir haben wieder zehn Punkte geholt", meint der 24-Jährige über sein Ergebnis. "Wir waren hier das drittschnellste Team. Wir müssen aber genau analysieren, was wir besser hätten machen können." Der Podestplatz war schließlich gegen Red Bull nicht zu holen.

"Am Ende war Vettel auf den medium Reifen und ich auf hard. Außerdem hatte er frischere Reifen", analysiert Bottas die Schlussphase. "Ich konnte eigentlich nichts tun. Mit dem fünften Platz bin ich zufrieden, aber man will natürlich immer mehr. Aus meiner Sicht war es eines der besten Rennen. Ich hatte einen guten Start und konnte in der Anfangsphase Ricciardo hinter mir halten, obwohl er deutlich schneller war. Der Mercedes-Motor hat mir diesbezüglich geholfen", merkt er mit einem Lächeln an. "Es war ein sauberes Rennen, ich habe keine Fehler gemacht."

In der Anfangsphase fand Ricciardo keinen Weg am Williams mit der Startnummer 77 vorbei. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, den Red Bull über die gesamte Distanz zu halten? "Wir machten uns über die Fahrer dahinter größere Sorgen und konzentrierten uns auf den vierten Platz, anstatt alles für Rang drei zu riskieren", legt Bottas die Strategie dar. "Diese Entscheidung haben wir heute getroffen und blieben deshalb im ersten Stint länger auf der Strecke. Wir verfolgten den Plan, den wir uns vor dem Rennen zurechtgelegt haben. Jetzt müssen wir schauen, wie wir es besser machen können."

Massa hat keinen Grip

Dagegen war sein Teamkollege Felipe Massa nach dem Rennen nicht zufrieden. Der Brasilianer steckte im Verkehr und ging als 13. schließlich leer aus. "Es war ein schwieriges Rennen. Ich steckte die meiste Zeit im Verkehr und hatte mit den Reifen Mühe. Der Grip war viel schlechter als im Training. Am Freitag bin ich einen guten Longrun gefahren. Heute war es ein Desaster", ärgert sich Massa. "Ich konnte die Reifen nicht zum Funktionieren bringen. Vielleicht hat sich etwas für mich negativ verändert und für Valtteri in die andere Richtung. Wir müssen das analysieren und verstehen."

Felipe Massa steckte im Verkehr und holte keine WM-Punkte

Williams hatte wieder das Potenzial, mit beiden Autos starke Ergebnisse zu holen. Es klappte wieder nur mit einem Fahrzeug. "Ich war das ganze Wochenende konkurrenzfähig und hatte ein großartiges Auto. Dann hat sich im Rennen alles verändert und ich hatte Mühe", wundert sich Massa über die schlagartige Veränderung. "Ich probierte dann eine andere Strategie, aber es wurde nicht besser."

"Ich steckte ständig hinter anderen Autos. Dadurch nutzen sich auch die Reifen mehr ab. Der generelle Grip des Autos war viel schlechter als an den Trainingstagen. Vielleicht lag es an den Temperaturen, dass meine Reifen nicht perfekt funktioniert haben. Am Freitag war es perfekt und am Samstag auch sehr gut. Mir ist im Qualifying ein Fehler passiert, aber wir hätten problemlos in den Top 4 oder Top 5 landen können. Ich blockierte ein Rad und verlor im letzten Sektor sieben Zehntelsekunden. Wir müssen verstehen, was passiert ist."

Smedley zieht gemischtes Fazit

Rob Smedley, der Leiter Fahrzeug-Performance bei Williams, zieht deshalb ein gemischtes Fazit. "Das Glas ist mehr als halbvoll. Die Updates waren auf einer Downforce-Strecke sehr gut. Im Rennen war es sehr wichtig, den Reifenabbau zu reduzieren. Das hat sehr gut funktioniert. Wir hatten im Rennen das drittschnellste Auto. Damit sind wir sehr zufrieden. Mit Felipe haben wir es nicht in die Punkte geschafft. Das müssen wir uns genau ansehen und sichergehen, dass wir in der besten Form nach Monaco kommen."

Rob Smedley muss analysieren, warum Massa große Probleme hatte

Die große Frage ist, warum Massa so große Probleme hatte. Smedley versucht zu analysieren, kennt die Antwort darauf aber (noch) nicht: "Felipe war über eine Runde sehr schnell, schneller als Valtteri. Dann hatte er aber mit starkem Reifenabbau zu kämpfen. Ich kenne die Gründe nicht. Würde ich es wissen, hätten wir es im Rennen in Ordnung gebracht. Wir müssen das jetzt genau analysieren und verstehen, wieso nur ein Auto mit den Reifen umgehen konnte. Bei Felipe haben wir auch aus taktischen Gründen auf drei Stopps gesetzt. Trotzdem hatte er keinen Grip."

"Die Abstimmungen der Autos waren identisch." Auffällig war, dass Williams wieder gute Starts zeigte. "Unsere Starts sind gut, aber sie waren nicht konstant gut. In den vergangenen Rennen haben wir Prozeduren eingeführt, um Konstanz in unsere Starts zu bekommen", erläutert Smedley. "Felipe ist einer der besten Starter. Wir haben keine Launch-Kontrolle. Der Fahrer hat also viel Einfluss. Es geht aber auch viel um die Kupplung, die Reifen und die Reifentemperatur. Man muss das alles richtig abstimmen. Daran arbeiten wir."

Updates funktionieren wie gewünscht

Zwei Themen bestimmten das Wochenende in Barcelona: Die technischen Updates der Teams und der Umgang mit den Reifen. Bottas bekam letzteres sehr gut auf die Reihe. "Wir wollten zwei Stopps schaffen. Das ist einer der Gründe für den längeren ersten Stint. Auch der zweite Stint war recht lang. Ich muss aber sagen, dass die Reifen etwas besser als erwartet gehalten haben. Es war aber viel Reifenmanagement verlangt. Man konnte nicht pushen. Als Vettel aufholte, versuchte ich etwas zu pushen, aber es trat sofort Graining auf. Wir haben das Reifenmanagement heute richtig gemacht."

Williams ist bei der Weiterentwicklung des FW36 auf dem richtigen Weg

Auch aufgrund der Reifensituation konnte sich Bottas nicht gegen Vettel wehren. "Es scheint, dass sie etwas besser bremsen können", schätzt er den Red Bull ein. "Wenn ich Kampflinie gefahren wäre, hätten die Reifen Schmutz aufgesammelt. Dadurch wäre ich im letzten Sektor langsamer gewesen und er hätte mich auf der Zielgeraden überholt. Sie waren schneller als wir und sie haben uns mit der puren Pace geschlagen."

Positiv war, dass bei Williams die Updates funktioniert haben. "Wir haben Fortschritte geschafft", ist Bottas überzeugt. "Es ist gut zu sehen, dass die Updates funktionieren. Bisher waren alle neuen Teile Fortschritte. Es sind kleine Fortschritte, aber es sind Fortschritte. Andere Teams scheinen die gleiche Pace wie im vorherigen Rennen gefahren zu sein. Wir waren besser als in China. Das ist sehr positiv."


Fotos: Williams, Großer Preis von Spanien


Ähnlich sieht es auch Massa: "Das Team arbeitet sehr gut und arbeitet daran, dass das Auto mit jedem Rennen besser wird. Das ist sehr positiv. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. In diesem Rennen war ich nicht so zufrieden, weil wir nicht so viel Abtrieb wie andere Teams hatten. Unser Auto war aber konkurrenzfähiger als erwartet. Jetzt müssen wir abwarten, wie es in Monaco läuft. Die Dinge entwickeln sich in die richtige Richtung. Heute haben wir dank Valtteri McLaren in der WM überholt. Wir waren auch konkurrenzfähiger als Force India."

Nach der schwierigen Saison 2013 ist Williams wieder in den Top 10 angekommen. In der Fabrik wurden die richtigen Schritte eingeleitet. Deshalb funktionieren auch die Weiterentwicklungen. "In Bahrain hatten wir größere Probleme mit den Reifen als unsere direkte Konkurrenz", blickt Smedley auf die vergangenen Wochen zurück. "Wir haben dann in der Fabrik genau gearbeitet und die richtige Richtung eingeschlagen. Wir mussten verschiedene Bereiche des Autos untersuchen und fanden eine Lösung. Soweit hat sich das als richtig erwiesen. Jetzt müssen wir einen Plan für Monaco aufstellen, damit wir auch reagieren können, wenn es nicht gut läuft."

"Wir sind besser als McLaren und Force India."Felipe Massa
"Sehr beeindruckend ist, dass wir die neuen Teile auch auf das Auto bringen. Das ist sehr vielversprechend. Wir haben neue Teile, durchlaufen die Tests am Freitag und die Korrelation zwischen Windkanal und Strecke ist beeindruckend. Das Auto verbessert sich von Rennen zu Rennen. Das ist mit meiner Erfahrung sehr beeindruckend." In der WM liegt Williams mit 46 Punkten auf dem fünften Platz. Elf Zähler fehlen auf Force India.

Massa geht davon aus, dass Williams diesen vierten Platz in der Konstrukteurs-WM belegen wird. "Derzeit können wir kämpfen und sind besser als McLaren und Force India. Bei Ferrari bin ich mir nicht sicher, denn sie sind ein großes Team. Man muss abwarten, wie das Entwicklungsrennen laufen wird. Gegen Red Bull wird es nicht einfach, denn ihr Auto hat viel Abtrieb. Bei ihnen ist der Motor das Problem. Sie werden sich sicher verbessern. An Mercedes braucht derzeit niemand denken. Der vierte Platz in der Konstrukteurs-WM ist für uns realistisch. Platz drei ist nicht unmöglich, aber dafür müssen wir sehr gut arbeiten."