Sepang: Kommt die Ausfallwelle mit zwei Wochen Verspätung?

In Melbourne war die Ausfallrate nicht so hoch wie befürchtet, doch dies könnte sich in Sepang ändern: Renault fürchtet eines der härtesten Rennen des Jahres

von Norman Fischer · 25.03.2014 16:32

(Motorsport-Total.com) - Das Horrorszenario für Australien wurde noch einmal abgewendet: Vor dem Saisonauftakt in Melbourne reichten die Befürchtungen von einer 50 prozentigen Ausfallquote bis zu einem nahezu vollständig eliminierten Feld, doch als die Zielflagge fiel, rollten noch 15 Autos um den Kurs - inklusive Marussia-Pilot Jules Bianchi, der seinen Boliden nach einiger Zeit an der Box wieder auf die Strecke brachte.

In Malaysia wird die Zuverlässigkeit auf eine harte Probe gestellt

Doch eventuell droht der Formel 1 nun eben in Malaysia die ganz große Ausfallquote, denn die heißen und feuchten Bedingungen auf dem Sepang International Circuit machen den Power-Units das Leben deutlich schwerer als auf den Straßen des Albert Parks. "Sepang ist eine der Strecken, dessen technische Voraussetzungen sich unter dem neuen Reglement verändern werden", sagt Renault-Einsatzleiter Remi Taffin.

Während der Kurs in der V8-Ära in Sachen Herausforderung im soliden Mittelfeld gelegen habe, haben sich die Anforderungen nun verschoben: "Jetzt wird es eines der härtesten Rennen des Jahres", befürchtet der Franzose. Denn den normalen Saugmotoren habe die hohe Luftfeuchtigkeit nicht so viel ausgemacht, da die Leistung heruntergeschraubt wird, wenn sich der Wasseranteil in der Luft erhöht. "So konnten wir den Einfluss auf den beiden langen Geraden ausgleichen", sagt Taffin.

Luftfeuchtigkeit als Turbo-Achillesferse

"In diesem Jahr haben wir diesen Luxus allerdings nicht mehr. Bei einem Turbomotor wird der Lufteinlass zu jeder Zeit unabhängig der Bedingungen kontrolliert, daher werden uns die beiden Geraden wirklich wehtun." Zweimal pro Runde werde der Turbomotor für mehr als zehn Sekunden volle Leistung abrufen, was die Aggregate auf eine harte Probe stellen wird. Besonders Renault-Kunden dürften daher mit Sorge auf das kommende Rennen in Malaysia blicken, denn schon in Australien sahen lediglich drei von acht Renault-Boliden die Zielflagge.

Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Malaysia

Zwar ist nicht jeder Ausfall auch Renault anzulasten - wie das frühe Aus von Kamui Kobayashi - dennoch zeigten schon die Wintertestfahrten, dass die Franzosen in Sachen Zuverlässigkeit das größte Sorgenkind sind. "Wir hatten in Melbourne diverse Probleme, aber wir haben die Probleme auf dem Prüfstand in Viry nachkreieren können. Die meisten davon sind gelöst, und der Rest wird am Freitag in Sepang unter Kontrolle sein", verspricht Taffin.

Spritverbrauch im Fokus

Das ist auch nötig für die Franzosen, die schon damit rechnen, dass in Malaysia neue Probleme auftauchen werden - allerdings eben ganz natürliche für alle, auf die es aber auch zu reagieren gilt. Zum Beispiel spielt das Wetter wie angesprochen eine große Rolle in Sachen Strategiemanagement. "Durch die hohen Temperaturen müssen wir den richtigen Kühllevel einstellen, während die hohe Regenwahrscheinlichkeit es schwierig machen könnte, die Autos mit dem erhöhten Drehmoment und dem geringeren Grip zu kontrollieren."

Daher werde man in Sepang äußersten Wert auf eine gute Fahrbarkeit und die richtige Kühlung legen. Zudem gelte es am Wochenende auch den Spritverbrauch im Auge zu behalten, denn durch die ständigen Beschleunigungsphasen zwischen den Kurven ist mit einem erhöhter Verbrauch zu rechnen. Doch immerhin sieht man bei Renault auch einiges Positives an dem Layout: Die langen Geraden geben der MGU-H viele Möglichkeiten sich aufzuladen, während die MGU-K durch die engen Kurven, wie das Geschlängel in Kurve 1, beim Bremsen regenerieren kann.