• 08. Juni 2013 · 12:05 Uhr

Neuer Reifen: Fahrer spüren kaum einen Unterschied

Der neue Medium-Slick von Pirelli hinterließ bei den meisten Fahrern einen positiven Eindruck, auch wenn kaum ein Unterscheid zu spüren war

(Motorsport-Total.com) - Am Freitag wurden die Teams im Freien Training zum Großen Preis von Kanada in Montreal von Pirelli wieder einmal zu "Versuchskaninchen" gemacht. Der italienische Hersteller lieferte Experimentalreifen, die am Freitag zusätzlich zum normalen Kontingent gefahren werden durften. Bei den unmarkierten Reifen handelt es sich um eine neue Variante der Medium-Slicks. Statt eines Stahlgürtels wird in den neuen Hinterreifen wie bei früheren Modellen ein Kevlargürtel verwendet, damit soll die vereinzelt aufgetretene Ablösung der Reifenoberfläche verhindert werden.

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Der neue Reifen kam am Freitag nur wenige Runden zum Einsatz Zoom Download

Nachdem es zunächst so aussah, als würde der Test der neuen Reifen wegen der feuchten Strecke ins Wasser fallen, bekamen die Fahrer am Nachmittag die Möglichkeit, sich einen Eindruck von den neuen Pneus zu verschaffen. Doch nicht jeder nutzte sie. "Habe ich nicht gefahren - gar nicht", lautet Sebastian Vettels Kommentar zu den neuen Reifen. Der Red-Bull-Pilot zog es vor, seinen RB9 auf den Reifen abzustimmen, die auch im Qualifying und im Rennen verwendet werden.

Die meisten anderen Piloten gingen jedoch mit den Testreifen auf die Bahn. "Ich hatte sie für einen Versuch drauf. Das ging ganz gut. Es war ein ganz guter Reifen, sehr ähnlich zum anderen Medium", sagt Adrian Sutil. Die Einschätzung des Force-India-Piloten teilen viele seiner Kollegen. "Sie fühlen sich denen sehr ähnlich, die wir die ganze Zeit benutzen. Sie sind ein bisschen weicher, mehr kann ich nicht sagen", kommentiert Lewis Hamilton.

Nur Rosberg spürt einen Unterschied

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Nico Rosberg hatte Probleme mit dem Aufwärmen der neuen Vorderreifen Zoom Download

Auch Romain Grosjean fand: "Die Unterschiede sind nur gering, es ist nicht wie Tag und Nacht. Ich mag es, mit ihnen zu fahren." Lediglich Nico Rosberg spürte eine Veränderung durch die neuen Pneus. "Wir sind die neuen Pirellis gefahren, es war interessant", sagt der Silberpfeil-Pilot. "Die Vorderreifen aufzuwärmen, war das größte Problem bei denen. Ich habe mir noch einen Bremsplatten eingeholt und musste in die Box fahren. Hier ist das nochmal schwieriger, weil es so wenig Abtrieb und so viele Bodenwellen gibt."

Mit seinen langen Geraden und vergleichsweise langsamen Kurven ist der Circuit Gilles Villeneuve alles andere als ein ideales Testlabor für neue Reifen, wie auch Sutil bemerkte: "Es ist natürlich schwierig, hier einen Reifen zu testen, weil es sehr viel geradeaus geht und die Strecke natürlich nicht so gut ist für den Medium-Reifen." Eine weiteres Problem waren die sich ständig ändernden Streckenbedingungen. "Was die Informationen und das Feedback angeht, war das Problem, dass sich die Strecke so schnell entwickelt hat", sagt McLaren-Sportdirektor Sam Michael.

Doch wie geht man bei einem Reifentest mit einem völlig unbekannten Pneu vor? Der Sportdirektor schildert die Herangehensweise: "Wir sehen wir uns drei Sachen an: Wir beobachten, wie sich der Reifen verformt, um sicherzustellen, dass er nirgends ankommt, wie zum Beispiel bei den Bremsbelüftungen oder beim Unterboden. Zweitens schauen wir auf die Aerodynamik. Wir verwenden Drucksensoren, um zu sehen, ob sich etwas ändert. Und dann gibt es noch die Aussagen der Fahrer, aber die hören wir uns als Letztes an."

Wenige Eindrücke bei wechselhaften Bedingungen

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Durch das nasse Vormittags-Training verlor Pirelli wichtige Testzeit Zoom Download

Im Rahmen der Möglichkeiten war Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery mit den Erkenntnissen des Freitags zufrieden. "In der ersten Session konnten wir aufgrund der Bedingungen natürlich keine Rückschlüsse ziehen. In der zweiten Session fuhren einige Teams zwischen fünf und acht Runden mit diesen Reifen. Das ist positiv", so der Brite. "Hinsichtlich der Performance haben wir keine Unterschiede festgestellt. Hinsichtlich des Fahrverhaltens haben wir einige positive Rückmeldungen von den Fahrern erhalten."

Bei den Fahrern herrschte nach den Freien Trainings Einigkeit, dass die wenigen Runden auf den neuen Reifen nicht ausreichen, um sich ein abschließendes Bild von den neuen Pneus zu machen. "Ich kann nicht sagen, ob der uns jetzt besser oder schlechter liegt", meint Sutil. "Fünf Runden sind nicht viel, aber es ist besser als nichts. Wir haben die Zeit im ersten Training verloren. Wir wollten eigentlich mehr fahren", sagt Mark Webber. "Wir werden uns die Daten ansehen, den Verschleiß, und dann sehen wir, welche zusätzlichen Informationen die Jungs noch herausholen können. Es wäre schön, noch etwas mehr Arbeit mit dem Reifen zu machen."


Fotos: Großer Preis von Kanada


Aufgrund der wenigen Runden in Montreal steckt Pirelli nun in der Zwickmühle. Die Freien Trainings sollten als Probelauf für das nächste Rennen in Silverstone dienen, wo Pirelli die neuen Reifen dann auch im Rennen einsetzen will. Doch reichen die wenigen Informationen aus, um diese Entscheidung zu treffen? "Den kann man dort sicher ausprobieren", findet Sutil. "Hier ist das halt schwierig, weil es nur geradeaus geht. Man merkt erst in schnellen Kurven, wie der Reifen sich auf Dauer verhält. Man kann ihn auf jeden Fall mitnehmen nach Silverstone, keine Frage."

Wie geht es mit den Reifen weiter?

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Paul Hembery denkt nicht, dass alle Teams dem neuen Reifen zustimmen werden Zoom Download

"Schauen wir mal, was Pirelli sagt", spielt Webber den Italienern denn Ball zu. "Wir wissen, dass sie Daten aus Barcelona haben, aber für sie ist es sicher auch interessant, andere Schauplätze zu sehen, es ist also eine gute Gelegenheit." Derzeit erscheint am wahrscheinlichsten, dass der neue Reifen in Silverstone nochmals als Testreifen im Freien Training am Freitag zum Einsatz kommt. "Das ist eine Möglichkeit, mit der wir uns befassen", sagt Hembery.

Um ihn im Rennen einsetzen zu können, wäre die Zustimmung aller Teams notwendig. Nach den wenigen Testrunden in Montreal rechnet Hembery jedoch nicht damit, dass in dieser Frage Einigkeit herrschen wird. "Das wird wohl nicht passieren. Man muss wissen, dass sich ein Team, vielleicht zwei Teams, einen Wechsel zum neuen Reifen wünschen. Die anderen wollen dies nicht. Einen gemeinsamen Konsens zu finden, ist nahezu unmöglich."

"Wir haben noch ein paar andere Ideen, auf die wir in der Zwischenzeit im Zuge von Simulationen gekommen sind. Diese Ideen liegen vom Ansatz her deutlich näher am aktuellen Reifen. Es geht darum, den Anteil Klebstoff im Reifen zu erhöhen. Wir werden uns nach eingehender Analyse der Daten mit den Teams zusammensetzen und am Montag eine Entscheidung treffen", beschreibt der Pirelli-Mann das weitere Vorgehen.

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