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Neue Investoren am Hockenheimring: Was sich tut und was das bedeutet
Wer die neuen Anteilseigner am Hockenheimring sind, wie viel sie bezahlen und was sie in den kommenden Jahren mit der deutschen Rennstrecke vorhaben
(Motorsport-Total.com) - Die Weichen für die mittelfristige Zukunft des Hockenheimrings sind gestellt: Neue Investoren steigen ein und übernehmen für rund 5,5 Millionen Euro die Mehrheitsanteile an der deutschen Rennstrecke. Dazu hat der Gemeinderat in Hockenheim am Mittwochabend (24. April) seine Zustimmung gegeben.
Wie die Schwetzinger Zeitung berichtet, treten die Stadt Hockenheim und der Badische Motorsportclub (BMC) insgesamt 74,99 Prozent ihrer Anteile an der Hockenheim-Ring GmbH an die Emodrom Group Holding ab, in der die neuen Investoren engagiert sind.
Aber: Die Stadt Hockenheim bleibt beteiligt am Hockenheimring: Sie hält künftig 25,01 Prozent der Anteile und hat damit eine rechtliche Mitsprache bei weiteren Zukunftsentscheidungen.
Auch an der Bezeichnung "Hockenheimring" ändert sich vorerst nichts: Stadt und Rennstrecke haben einen Vertrag über acht Jahre abgeschlossen. Für diesen Zeitraum hält Hockenheim die Namensrechte. Das lässt sich die Stadt pro Jahr 90.000 Euro (plus Umsatzsteuer) kosten. Enthalten ist eine Option auf weitere acht Jahre sowie die Möglichkeit einer verringerten jährlichen Zahlung, sollte zum Beispiel ein (zusätzlicher) Titelsponsor gefunden werden.
Ferner überlässt die Stadt Hockenheim der Emodrom Group Holding per Erbbaurecht das Grundstück, auf dem die Rennstrecke steht. Der Erbbauzins, gewissermaßen die Grundstücksmiete, beträgt eine Million Euro pro Jahr und spült somit zusätzliches Geld in die Stadtkasse.
Große Umbaupläne für das Motodrom in Hockenheim
Wichtig hierbei: Die Emodrom Group Holding als neuer Mehrheitseigentümer am Hockenheimring kann die Infrastruktur vor Ort weiter ausbauen. Und genau das ist geplant unter den neuen Investoren: Laut einem Bericht der Schwetzinger Zeitung wollen die neuen Anteilseigner in den kommenden zehn Jahren verschiedene Maßnahmen in einem Umfang von bis zu 250 Millionen Euro umsetzen.
Zu den Bauvorhaben am Hockenheimring zählen unterschiedliche Gebäude, die in die bestehenden Anlagen im Motodrom integriert werden sollen. Die Rede ist von einem neuen Hotel bei der Südtribüne und einer "Motorworld-Mall" im direkten Anschluss Richtung Haupttribüne. Auf Höhe der Nordtribüne soll ein Innovationscampus entstehen. Dazu kommen ein neues Fahrsicherheitszentrum sowie Multifunktionsgebäude.
Die Umbaumaßnahmen sollen aber nicht auf Kosten von Tribünenplätzen gehen. Das hat Emodrom-Geschäftsführer Tim Brauer vergangene Woche bei einer Bürgerversammlung in Hockenheim erklärt. Sprich: Der besondere Motodrom-Charakter mit umlaufenden Zuschauerrängen soll trotz der Umgestaltung erhalten bleiben.
Wer die neuen Investoren sind
Hinter diesen Plänen stehen fünf mittelständische Unternehmen aus dem nahen Umfeld der Rennstrecke. Sie stammen allesamt aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen und engagieren sich nun als Investoren am Hockenheimring.
Es handelt sich um folgende Unternehmen:
- die Assenheimer-Gruppe aus Heilbronn (Fahrzeuge)
- die Dünkel-Gruppe aus Schemmerhofen (Baustoffe, Energie, Motorworld)
- die Paravan GmbH aus Pfronstetten-Aichelau (Fahrzeugtechnologie)
- die Timbra-Gruppe aus Worms (Immobilien, Energie)
- die Wirth-Gruppe aus Waghäusel (Immobilien, Energie)
Teilweise sind die Investoren bereits im Motorsport und/oder am Hockenheimring aktiv: Die Wirth-Gruppe etwa hat Photovoltaikanlagen an der Rennstrecke installiert. Die Paravan GmbH arbeitet (unter anderem) an digitalen Fahr- und Lenksystemen, auch für Rennautos.
Die Dünkel-Gruppe unterhält mehrere "Motorworld"-Standorte in Deutschland, darunter die "Motorworld Köln" mit der permanenten Michael-Schumacher-Ausstellung. Die Assenheimer-Gruppe ist mit Patrick Assenheimer als Fahrer seit Jahren im nationalen und internationalen GT-Sport vertreten.
Was das für das Ring-Management bedeutet
Obwohl nun einige neue Partner einsteigen, bleibt bei der Hockenheim-Ring GmbH alles beim Alten: Jochen Nerpel und Jorn Teske sind auch weiterhin als Geschäftsführer der Rennstrecke tätig, wie Emodrom-Chef Brauer bestätigt: "Sie haben auch für die nächsten Jahre unser vollstes Vertrauen, weil ohne sie hätte die Gesellschaft die Corona-Pandemie nicht überlebt."
Allerdings sollen Nerpel und Teske neue Kollegen bekommen: Der Mitarbeiterstamm der Emodrom-Gruppe und der Hockenheim-Ring GmbH soll ausgehend von jeweils 60 Personen um insgesamt 200 bis 350 Angestellte erweitert werden, so berichtet die Schwetzinger Zeitung. Es entstehen also neue Arbeitsplätze rund um den Hockenheimring.
Größte Veränderungen seit dem Umbau 2001/02
Für den Hockenheimring sind die angekündigten Maßnahmen die größten Veränderungen seit der Verkürzung der Grand-Prix-Strecke von rund 6,8 auf etwa 4,6 Kilometer und dem Umbau der Südtribüne mit neuem Oberrang zur Saison 2002. Die Stadt Hockenheim hatte dazu (und in den folgenden Jahren) Beiträge in zweistelliger Millionenhöhe geleistet.
Die bislang letzten größeren Bauarbeiten fanden 2018/19 statt, als Teile der Innentribüne abgetragen wurden, um Platz zu schaffen für ein Porsche-Erlebniszentrum. Das war zugleich eines der ersten Großprojekte der Emodrom-Gruppe im Motodrom von Hockenheim. Die Emodrom-Gruppe ist bereits seit 2012 am Hockenheimring engagiert und beschäftigt sich unter anderem mit nachhaltiger Mobilität.
Der Hockenheimring als Rennstandort
Obwohl der bislang letzte Formel-1-Grand-Prix auf dem Hockenheimring aus der Saison 2019 datiert, ist Hockenheim weiter eine beliebte Anlaufstelle für nationale und internationale Rennserien. Die DTM und das GT-Masters tragen jährlich Wertungsläufe auf der Rennstrecke aus, auch die deutsche Motorrad-Meisterschaft (IDM) oder die GT-World-Challenge gastieren im Motodrom. (Hier alle Motorsport-Kalender 2024 abrufen!)
Zu den Programm-Höhepunkten abseits des Motorsports zählen schon seit Jahren Open-Air-Konzerte mit Künstlern aus aller Welt. Im Juli 2024 etwa musizieren "AC/DC" am Hockenheimring.