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Toro Rosso will die Namensrechte am Motor an einen Sponsor verkaufen. Auf diese Möglichkeit haben schon zahlreiche andere Teams zurückgegriffen.
Red Bull fährt seit der Saison 2016 nicht mit Schweizer Luxusuhren im Heck, sondern wie gewohnt mit einem Hybridmotor und Renault-Power. Das hält die Österreicher nicht davon ab, die Antriebe nach dem neuen Premiumsponsor TAG Heuer zu benennen.
TAG: Die Schweizer waren schon von 1983 bis 1987 Namensgeber für die Porsche-Motoren bei McLaren - und extrem erfolgreich. Weil die Zuffenhausener damals nicht bereit waren, das Risiko einer sportlichen Blamage auf sich zu nehmen, sprang der Mansour Ojjeh (Teilhaber bei McLaren und der TAG-Gruppe) ein und drückte dem Turboaggregat seinen Stempel auf. Pech für Porsche: Niki Lauda und Alain Prost holten jeweils einen WM-Titel. Dazu gab es 25 Siege in 68 Rennen. Keine Mogelpackung war erfolgreicher.
Fondmetal: Der italienische Alufelgenhersteller wurde in der Saison 2000 aus heiterem Himmel der Motorenpartner Minardis. Weil der umtriebige Unternehmensboss Gabriele Rumi sich zuvor beim Hinterbänkler eingekauft hatte, verpasste er dem Zetec-R-Zehnzylinder von Ford "seinen" Namen. Besser machte das die schwachbrüstigen und extrem übergewichtigen Triebwerke auch nicht - und Fondmetal war nach 17 Grands Prix wieder nur noch Alufelgenhersteller.
European: Nachdem Rumi bei Minardi wegen eines Krebsleidens ausgestiegen war, brauchte Retter Paul Stoddart unbedingt einen Motor: Er schlug zwei Fliegen mit einer Klappe, als er den Ford-V10 weiter verwendete und ihm die Logos seines eigenen Charterfliegers verpasste. Zu Höhenflügen verhalf die Umbenennung nicht. Obwohl Fernando Alonso in seinem Debütjahr für den einen oder anderen Akzent sorgte, verabschiedete sich auch European nach einem Jahr des Hinterherfahrens.
Petronas: Heute wegen der Mercedes-Partnerschaft in aller Munde, waren die Malaysier von 1997 bis 2005 bei Sauber im Heck. Oder besser gesagt: Ihr Schriftzug stand 151 Rennen lang auf der Abdeckung, Denn in den Autos der Schweizer ratterten stets Ferrari-Kundenmotoren, denen der Name des Sponsors aufgedrückt wurde - bis BMW werksseitig in Hinwil einstieg. Sauber landete in der Petronas-Ära mit Rang vier in der Konstrukteurs-WM in der Saison 2001 den größten Erfolg der Teamgeschichte.
Asiatech: Klingt nach Japan, war aber abgesehen von Investoren aus Fernost mehrheitlich ein französisches Projekt. Hinter dem Namen Asiatech verbarg sich in den Jahren 2001 und 2002 ein Versuch der Motorenfirma AMT, ein Formel-1-Team mit asiatischer Philosophie aufzubauen - der später sogar die Präsentation eines Windkanalmodells erlebte. Die Gründer kauften der Prost-Mannschaft Vorjahresmotoren von Peugeot ab und stellten sie Arrows kostenlos zur Verfügung. Die Mannschaft hätte dem geschenkten Gaul besser ins Maul geschaut, denn die Triebwerke waren öfter defekt als auf Drehzahl. Folge: Zwölf Monate später wechselte Arrows zu Cosworth. Minardi erbte in der Saison 2002 den Deal, erlitt aber genauso Schiffbruch. Sayonara!
Castellotti: Quasi der Erfinder der Motoren-Mogelpackung, aber mit besonderem Clou. Castellotti ist kein Unternehmen, sondern geht auf den Namens des Rennfahrers Eugenio Castellotti (links im Bild) zurück, der zwischen 1955 und 1957 in der Formel 1 aktiv war. Nach seinem Unfalltod formierte sich ein Privatteam aus seinen Freunden, das mit einem Cooper-Chassis und einem Ferrari-Motor antrat. Es nannte sich Scuderia Eugenio Castellotti und verpasste auch dem Triebwerk den Namen des verstorbenen Kompagnons. Obwohl drei WM-Punkte bei nur vier Grands Prix keine schlechte Ausbeute waren, wurde die Sache zur Tragödie. Pilot Giulio Cabianca kam in einem Castellotti bei einem Testunfall in Modena ums Leben - genau an der Stelle, wo schon der Namensgeber seines ließ.
Megatron: Hinter dem Namen verbergen sich BMW-Turbomotoren - oder besser gesagt die Notlösung, die Arrows nach dem Rückzug der Münchener 1987 ansteuerte. Den Namen lieh sich die Mannschaft bei einer Tochterfirma des Hauptsponsors, der Versicherungsgesellschaft USF&G. Die Triebwerke kaufte das Team mit dessen Geld und ließ sie durch den frühen Rennmechaniker Jo Sifferts die 1982 konstruierten Motoren warten. Ligier sprang auf den Zug auf und setzte ebenfalls Megatron ein. Die nächste Saugmotoren-Ära ab 1989 machte der Sache nach zwei Jahren den Gar aus - nachdem Eddie Cheever beim Italien-Grand-Prix 1988 sogar auf das Podium gefahren war.
Acer: Nein, die Prost-Mannschaft stöpselte 2001 nicht den Laptop an ihre Gurkenkiste namens Formel-1-Rennwagen. Vielmehr warf Teamchef Alain Prost mit der Hilfe des damaligen Ferrari-Rennleiters Jean Todt nach dem werksseitigen Rückzug Peugeots und einiger großer Sponsoren den Rettungsanker, als er seine Ferrari-Kundenmotoren mit den Logos des taiwanischen Computerunternehmens ausstattete. Vor dem Untergang bewahrte der Deal die Truppe nicht: Zum Saisonende erdrückte Prost die Schuldenlast und auch bei Acer poppte nach 17 Rennen ein Bluescreen auf.
Playlife, Mecachrome und Supertec: Spötter durften nicht ganz zu Unrecht behaupten, dass sich Formel-1-Chefmacho Flavio Briatore kaum einen passenden Namen als Playlife hätte aussuchen dürfen, um 1998 und 1999 seine Motoren bei Benetton zu branden. Schon die Originale waren geleaste Uralt-Aggregate von Renault beziehungsweise Mecachrome (entwickelte die V10-Motoren als Zulieferer weiter), die unter dem Supertec-Label vorbereitet wurden - auch dieses Unternehmen gehörte Briatore. Hinter Playlife verbarg sich eine neue Benetton-Marke für Freizeitmode.
Playlife, Mecachrome und Supertec: Williams und BAR nutzten 1998 und 1999 respektive nur 1999 ebenfalls die Renault-Hinterlassenschaft und zahlten dafür an Briatore. Williams verwendete zu Beginn allerdings den Namen des kanadisch-französischen Subunternehmers Mecachrome. Klingt kompliziert, war aber schlicht und ergreifend ein Desaster: Die Briten stiegen vom Weltmeisterteam zum Mitläufer ab, BAR kam auf keinen grünen Zweig. Arrows griff 2000 nochmals auf Supertec zurück. Nach insgesamt 65 Rennen - aufgeteilt auf vier Teams und drei Jahre - standen für Playlife/Mecachrome/Supertec aber immerhin neun Podiumsplätze zu Buche.
Osella: Nach der Übernahme durch den FIAT-Konzern wollte Alfa Romeo 1988 mit dem eigenen Firmennamen in der Formel 1 nicht mehr präsent sein - zumal dem Autobauer aus Mailand klar war, dass er mit seinen in die Jahre gekommenen Turbo-V8 keinen Blumentopf gewinnen würde. Enzo Osella, der die Triebwerke für seine Mannschaft bis dato eingekauft hatte, durfte sie zwar weiterverwenden, musste aber neue Sticker anbringen. Nicola Larini litt als einziger Pilot der Truppe und qualifizierte sich für fünf Rennen erst gar nicht. Anschließend wechselte Osella zu Cosworth.
(Motorsport-Total.com) - In der offiziellen Meldeliste des Automobilweltverbands FIA für die Formel-1-Saison 2017 taucht beim Motorenlieferanten von Toro Rosso nicht der Name Renault sondern die Abkürzung "tbc" auf, was im Englischen "unbestätigt" bedeutet. Diesem Umstand liegt kein Übermittlungsfehler zu Grunde, vielmehr ist Toro Rosso weiterhin auf der Suche nach einem Sponsor, der anstelle von Renault offiziell als Motorenlieferant genannt wird.
"Einige Unternehmen sind daran interessiert, den Namen zu kaufen", erklärt Teamchef Franz Tost am Rande der Testfahrten in Barcelona. "Sobald wir einen Vertrag abschließen, werden wir den Namen ändern." Die Möglichkeit, den Motor umzutaufen, sieht das Reglement ausdrücklich vor, was vom Schwesterteam Red Bull schon seit der vergangenen Saison genutzt wird. Zwar werden auch die Red-Bull-Boliden von einem Renault-Aggregat angetrieben, doch in offiziellen Dokumenten taucht der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer als Motorenlieferant auf.
Red Bull ist bei weitem nicht das erste Team, welches das Budget durch den Verkauf der Namensrechte am Motors aufstockt. So fuhr Sauber jahrelang offiziell mit Petronas-Motoren, obwohl die Antriebe natürlich nicht vom malaysischen Mineralölkonzern, sondern von Ferrari stammten.