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Bernie Ecclestone und Ross Brawn werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Der eine sitzt auf der Ehrentribüne ganz links, der andere ganz rechts. Ginge es nach Liberty Media, würde Ecclestone wohl nicht mehr im Paddock auftauchen. Aber gegen die Einladung von Wladimir Putin kommt Chase Carey nicht an.
Für Branchenkenner ist es unterhaltsam, Ecclestone dieser Tage zu beobachten. Dass er in Sotschi nicht im neutralen weißen Hemd oder sogar mit FOM-Branding rumläuft, sondern lieber mit russischer Flagge am Ärmel, könnte man als Nadelstich gegen Liberty interpretieren.
Denn die Mächtigen der reichen Staaten, mit denen Ecclestone millionenschwere Deals geschlossen hat, sind dem 86-Jährigen immer noch hörig. Für Vize-Ministerpräsident Dmitri Kosak und Streckenchef Sergei Worobiew scheint der ehemalige Boss jedenfalls unverändert Ansprechpartner Nummer 1 zu sein.
Wenn wir schon bei starken Männern sind: Wladimir Putin lässt es sich nicht nehmen, die Siegerehrung selbst vorzunehmen. Mit den Top 3 plaudert er über den besser werdenden Zuschauerandrang. Spannend zu beobachten, wie die Fahrer dafür von FIA-Kommunikationschef Matteo Bonciani gebrieft werden.
Erkennen Sie diesen jungen Mann?
Richtig: Es ist Daniil Kwjat, am Sotschi-Wochenende natürlich unumstrittener Publikumsliebling. Unser russischer Kollege Oleg Karpow (im Bild rechts) hat ein Buch über den Weg des 23-Jährigen in die Formel 1 veröffentlicht. Wir mutmaßen ohne Häme: In Deutschland wäre das eher kein Bestseller.
Nationalheld zu sein bedeutet auch, beim Heim-Grand-Prix von einem PR-Termin zum nächsten zu hetzen. Und dann auch mal Damen-Curling zu machen.
Die Ladys des russischen Nationalteams sollten sich aber keine Hoffnungen auf mehr machen: Kwjat ist seit einiger Zeit in festen Händen, und zwar bei der hübschen Kelly. Deren Gesichtszüge kommen Ihnen bekannt vor? Kein Wunder: Sie ist die Tochter des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Nelson Piquet.
"You came in like a Torpedo", hat Sebastian Vettel in Schanghai 2016 über Kwjat geschimpft. In Sotschi schob der damals noch für Red Bull fahrende Russe den Ferrari-Star brutal raus. Ein Jahr später hat er schon wieder genug Selbstironie, das mit Humor zu nehmen - und dem Vettel-Sager sein Helmdesign zu widmen.
Happy Birthday, Daniil! Zum 23. gibt's am Donnerstag (mit einem Tag Verspätung) Kaffee und Kuchen bei Toro Rosso. Viel lieber wäre ihm gewesen, beim Heimspiel WM-Punkte zu sammeln. Aber daraus wird nichts.
Mit Kimi Räikkönen zu lang Party gemacht? Auf Kwjats Geburtstag einmal zu oft angestoßen? Wollen wir es nicht übertreiben mit den russischen Klischees ...
..., denn wer würde in dieser traumhaften Atmosphäre zwischen Schwarzmeerküste und Kaukasusgebirge nicht mal eine kurze Auszeit nehmen wollen? Übrigens: Um die prachtvolle Kulisse im Fernsehen Millionen von Menschen nicht vorzuenthalten, bleibt Sotschi auch weiterhin ein Tageslicht-Grand-Prix.
Ihm wird Sotschi ewig in Erinnerung bleiben: Valtteri Bottas feiert im 81. Anlauf seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Tröstlich: Landsmann Mika Häkkinen hat dafür 96 Versuche gebraucht - und wurde danach zweimal Weltmeister.
Am 1. Mai 1994, also genau heute vor 23 Jahren, ist Ayrton Senna in Imola tödlich verunglückt. Sein Vermächtnis ist lebendig wie eh und je. Selbst im fernen Russland. R.I.P., Ayrton!
(Motorsport-Total.com) - Es ist dieser Tage recht unterhaltsam, den "Chairman Emeritus", also den Ehrenpräsidenten der Formel 1, im Paddock zu beobachten. Bernie Ecclestone kommt immer noch, wenn er eingeladen wird - und eingeladen wird er seit seiner Entmachtung nicht von seinen Nachfolgern, sondern von einigen der Veranstalter, mit denen er einst millionenschwere Deals gemacht hat.
Das sind dann meistens Staatsmänner wie der Kronprinz von Bahrain oder in Sotschi der russische Präsident Wladimir Putin. Die rollen für den 86-Jährigen weiter den roten Teppich aus, und das dankt er mit kleinen Gesten. Wenn er etwa eine Jacke des russischen Veranstalters trägt (Foto #2 unserer Backstage-Fotostrecke), signalisiert Ecclestone damit indirekt, wem seine Loyalität gilt und wem eher nicht.
Zu Ross Brawn, einem seiner Nachfolger, hält Ecclestone augenscheinlich Distanz (Foto #1). Nach dem jüngsten Wortgefecht kein Wunder. Für den russischen Vize-Ministerpräsidenten Dmitri Kosak oder Sotschi-Chefpromoter Sergei Worobiew hat er hingegen jederzeit ein offenes Ohr (Foto #3).
Interessant zu beobachten war auch, wie FIA-Kommunikationschef Matteo Bonciani die Top-3-Fahrer unmittelbar nach der Zieldurchfahrt daran erinnert hat, dass sie gleich von Präsident Putin empfangen werden. Bonciani verfolgte den Small Talk im Podium-Room wachsam - und nickte zufrieden, als sich alle zu benehmen wussten. Putin ließ es sich nämlich nicht nehmen, die Siegerehrung höchstpersönlich vorzunehmen (Foto #4).
Diese und andere spannende Beobachtungen auf der politischen Bühne des Grand Prix von Russland waren eins der zentralen Themen der aktuellen Ausgabe des Formel-1-Talks "Starting Grid". In dem von meinsportradio.de produzierten Format analysieren die Moderatoren Kevin Scheuren und Ole Waschkau das Rennwochenende in Sotschi mit unserem Chefredakteur Christian Nimmervoll. Für den die klaren Verhältnisse zwischen Valtteri Bottas und Lewis Hamilton übrigens leicht zu erklären sind.
Was in Sotschi sonst noch geschah? Am besten jetzt durch die Fotostrecke "F1 Backstage" (14 Fotos) klicken!