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John Surtees ist im Alter von 83 Jahren verstorben. In unserer Fotostrecke blicken wir auf sein bewegtes Leben zurück.
Als John Surtees am 11. Februar 1934 in Tatsfield in der Grafschaft Surrey geboren wurde, konnte noch niemand ahnen, dass ihm 30 Jahre später eine im Motorsport bis heute einmalige Leistung gelingen sollte.
Dem Sohn einen Motorradhändlers wurde der Motorsport in die Wiege gelegt. Ab 1952 ging Surtees mit einer Norton, wie er sie hier im Jahr 2012 noch einmal fährt, in der Motorrad Weltmeisterschaft an den Start.
In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre ist Surtees dann die dominierende Figur in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Nach einem ersten Titelgewinn 1956 in der 500ccm-Klasse gewinnt der Brite in den Jahren 1958 bis 1960 jeweils die Weltmeisterschaft der 350- und 500ccm-Klasse.
Nachdem sich abzeichnet, dass es für ihn in der Motorrad-WM nichts mehr zu gewinnen gibt, arbeitet Surtees parallel schon an seiner zweiten Karriere und steigt in die Formel 1 ein. 1960 debütiert er beim Großen Preis von Monaco in einem Lotus.
Auch auf vier Rädern erweist sich Surtees als überaus talentiert. Gleich bei seinem zweiten Formel-1-Rennen, dem Heim-Grand-Prix in Silverstone 1960, steht er als Zweiter zum ersten Mal auf dem Podium.
1961 sagt Surtees dem Zweiradsport Lebewohl und konzentriert sich ganz auf die Formel 1. Bis zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg muss er allerdings noch zwei Jahre warten. 1963 ist es am Nürburgring endlich soweit. Surtees siegt für Ferrari.
1964 ist dann Surtees' Jahr. Bei allen Saisonrennen, die er beendet, steht der Brite auf dem Podium.
Zwei Siege, drei zweite und ein dritter Platz bei zehn Läufen bedeuten am Ende der Saison Rang eins in der Gesamtwertung. John Surtees ist Formel-1-Weltmeister!
Bis heute ist Surtees, hier im Gespräch mit Enzo Ferrari, der einzige Fahrer, der sowohl im Motorradsport als auch in der Formel 1 Weltmeister wird.
1964 geht Surtees für Ferrari auch bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start und fährt gemeinsam mit Teamkollege Lorenzo Bandini als Dritter auf das Podium.
Ein Jahr später wäre diese herausragende Karriere aber beinahe jäh beendet worden. Bei Testfahrten im kanadischen Mosport zieht sich Surtees bei einem Unfall mit einem solchen Lola T70 Sportwagen schwere Verletzungen zu und überlebt nur mit Glück.
1966 kämpft Surtees dann noch erneut um den WM-Titel in der Formel 1. Für Ferrari gewann er das zweite Saisonrennen in Spa-Francorchamps. Da ihm das Team wegen der Folgen des Unfalls aus dem Vorjahr aber einen Start in Le Mans verweigerte, kam es zum Bruch.
Surtees kehrte der Scuderia den Rücken und ging zu Cooper-Maserati. Dort war das Auto zwar auch schnell, aber unzuverlässig. So musste Surtees am Ende der Saison seinem Rivalen Jack Brabham in der WM den Vortritt lassen.
1967 wechselte Surtees ins Werksteam von Honda, für die er 1967 in Monza noch einmal ein Rennen gewinnen sollte. Anschließend blieben Erfolgserlebnisse aber die Ausnahme.
1970 gründete der mittlerweile 36-jährige Brite sein eigenes Team. Anfangs setzte Surtees noch einen McLaren ein. Hier passiert er beim Rennen im spanischen Jarama die Unfallstelle von Jacky Ickx und Jackie Oliver.
Ab dem Grand Prix in Silverstone kam dann der selbst entwickelte Surtees-Cosworth TS7 zum Einsatz. Doch mehr als ein Fünfter Platz war für Surtees in diesem Jahr nicht möglich.
Nach der Saison 1972 beendete Surtees dann seine Karriere als aktiver Fahrer. Bei 113 Grands Prix kam er auf sechs Siege, acht Pole-Positions und elf schnellste Rennrunden.
Sein Formel-1-Team betrieb der Brite noch bis zur Saison 1978, anschließend wurde es etwas ruhiger um ihn.
Lediglich bei historischen Rennen oder Showruns griff Surtees noch ins Lenkrad, wie hier bei einem Mercedes W196 Silberpfeils.
Später förderte Surtees die Karriere seines 1991 geborenen Sohnes Henry.
Doch dann kommt der 19. Juli 2009. Beim Formel-2-Rennen in Brands Hatch wird Sohn Henry von einem Rad am Helm getroffen und verstirbt kurz darauf an seinen schweren Kopfverletzungen.
Das Glück, welches sein Vater bei seinem schweren Unfall 1965 hatte, war Henry Surtees 44 Jahre später nicht mehr hold.
Trotz dieses Schicksalsschlages wendet sich John Surtees nicht vom Motorsport ab und ist weiter regelmäßig bei Rennen zu Gast. 2013 führte er in Monza die Podiums-Interviews.
Seinen letzten großen Auftritt hat er im September 2016 beim Goodwood Festival of Speed (Bild).
Am 10. März 2017 verstirbt John Surtees im Alter von 83 Jahren nach kurzer Krankheit im St. Georges Krankenhaus in London.
(Motorsport-Total.com) - Die Motorsportwelt trauert um John Surtees. Der Formel-1-Weltmeister des Jahres 1964 ist am Freitag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in London verstorben. Das bestätigte seine Familie. Surtees war dort wegen Atemwegsbeschwerden bereits seit Februar behandelt worden und sei am Freitag im Beisein seiner Frau Jane und seiner Töchter Leonora und Edwina friedlich eingeschlafen.
Surtees wurde 1934 in Tatsfield in der Grafschaft Surrey geboren (lesen Sie hier ein ausführliches Porträt anlässlich seines 80. Geburtstags). Durch seinen Vater, der Seitenwagenrennen fuhr, kam er schon früh mit dem Motorsport in Berührung. Zunächst folgte Surtees der Leidenschaft des Vaters für den Motorradsport. Im Alter von 15 Jahren fuhr er seine ersten Rennen, fünf Jahre später trat er in der Motorrad-Weltmeisterschaft an.
Dort war er in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre der dominierende Fahrer. Viermal (1956, 1958 - 1960) wurde er Weltmeister in der 500ccm-Klasse, parallel gelang ihm von 1958 bis 1960 auch der Titelgewinn in der 350ccm-Klasse - stets auf Motorrädern des italienischen Herstellers MV Agusta.
Nach sieben WM-Titeln im Motorradsport wechselte Surtees in die Formel 1 und gehörte auch dort von Anfang an zu den schnellsten Piloten. Schon bei seinem zweiten Rennen fuhr er als Zweiter auf das Podium. 1963 wurde er dann von Ferrari verpflichtet und feierte im gleichen Jahr auf dem Nürburgring seinen ersten Grand-Prix-Sieg.
1964 war dann das Jahr von Surtees in der Formel 1. Er gewann auf dem Nürburgring und in Monza, stand bei sieben der elf Rennen auf dem Podium. Nach einem dramatischen Saisonfinale in Mexiko sicherte sich Surtees dank einer Teamorder von Ferrari mit einem Punkt Vorsprung auf Graham Hill den WM-Titel. Surtees ist bis heute der einzige Fahrer, der im Motorradsport und in der Formel 1 Weltmeister wurde.
Nach Differenzen mit Ferrari-Rennleiter Eugenio Dragoni verließ Surtees Ende 1965 die Scuderia und wechselte zu Honda, für die er 1967 in Monza den ersten Grand-Prix-Sieg feierte. Für Surtees sollte es der sechste und letzte sein. 1970 gründete er sein eigenes Formel-1-Team, zwei Jahre später hängte er den Helm an den Nagel.
2009 musste John Surtees dann einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sein 18-jähriger Sohn Henry, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, verunglückte beim Rennen der Formel 2 in Brands Hatch tödlich, nachdem er von einem herumfliegenden Rad am Kopf getroffen wurde.