Toto Wolff: Dieser Charakterzug wurde Horner zum Verhängnis
Toto Wolff erklärt, warum Christian Horner seiner Meinung nach "eine totale Lücke in seiner Persönlichkeit" hat, die letztendlich auch zu seinem Aus bei Red Bull führte
(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass Toto Wolff und Christian Horner nie die besten Freunde im Formel-1-Fahrerlager waren. Vor allem während der Saison 2021, in der Max Verstappen und Lewis Hamilton bis zum letzten Rennen um den WM-Titel kämpften, gerieten die beiden verbal immer wieder aneinander.
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Toto Wolff und Christian Horner vor dem Formel-1-Finale 2021 in Abu Dhabi Zoom Download
Das kontroverse Saisonfinale in Abu Dhabi, bei dem Verstappen seinen ersten WM-Titel gewann, sagt laut Wolff viel über Horners Charakter aus. Denn der langjährige Red-Bull-Teamchef habe nie zugeben können oder wollen, dass Verstappens Sieg in Abu Dhabi strittig gewesen sei.
"Beide waren verdiente Sieger", betont Wolff in einem Interview mit The Telegraph, "aber der Schiedsrichter hat eine falsche Entscheidung getroffen, um es mit einer Fußballanalogie zu sagen, und das kann man nicht rückgängig machen. Das Tor ist gefallen, das Spiel ist vorbei."
Der damalige Rennleiter Michael Masi traf kurz vor Ende des Rennens die Entscheidung, das Safety-Car zurück an die Box zu holen, obwohl sich zuvor nicht alle überrundeten Fahrzeuge zurückrunden durften. Von der FIA wurde diese Handlung später als "menschliches Versagen" bezeichnet.
Masis Entscheidung ermöglichte Verstappen den Rennsieg und damit auch den Titelgewinn. "Er konnte es nie zugeben", sagt Wolff über Horner und betont: "Ich versuche, es aus der anderen Perspektive zu betrachten - und aus ihrer Sicht hatten sie es verdient, Weltmeister zu werden."
Wolff: Horner ist Anspruchsdenken "zum Verhängnis geworden"
Auch Red Bull habe "während der gesamten Saison [2021] einige Vorfälle erlebt, die ihnen gegenüber unfair waren, und das Ergebnis dieses Rennens spiegelt die Leistungsstärke während der Saison fair wider", so Wolff. "Aber Christian konnte das nie zugeben."
Horner habe nie versucht, die kontroverse Situation aus der Mercedes-Sicht zu betrachten. Daher habe er auch nie zugegeben, dass auch Hamilton damals ein verdienter Weltmeister gewesen wäre, was laut Wolff ein gutes Beispiel für Horners Persönlichkeit ist.
Er glaubt, dass es "katastrophal gewesen wäre und er sich alle möglichen Beleidigungen ausgedacht hätte", wenn die Rollenverteilung beim Finale in Abu Dhabi genau umgekehrt gewesen wäre. Doch Horner fehle es an der Fähigkeit, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.
"Und ich denke, dass die Fähigkeit, introspektiv zu sein oder die andere Seite mit etwas Mitgefühl zu sehen, eine totale Lücke in seiner Persönlichkeit ist", so Wolff, der erklärt: "Es ist sein Anspruchsdenken. Und das ist ihm letztendlich zum Verhängnis geworden."
Denn auch bei Red Bull, wo Horner in diesem Sommer nach 20 Jahren seinen Posten als Teamchef räumen musste, habe er sich berechtigt gefühlt, "die gesamte Macht zu haben", glaubt Wolff. Doch diese habe ihm Red Bull nicht geben wollen, weshalb es schließlich zur Trennung gekommen sei.

