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Virtuelle Realität, echter Speed: Mercedes' Simulator-Geheimnis
Frederik Vesti schuftet nachts im Simulator während die Stammfahrer schlafen - Der Däne verrät wie Mercedes über Nacht das letzte Zehntel für die Pole findet
(Motorsport-Total.com) - Während George Russell und Kimi Antonelli an einem Rennwochenende schlafen gehen, fängt für Frederik Vesti die Arbeit erst richtig an. Der Mercedes-Reservefahrer verbringt viele Nächte im Simulator in Brackley, um das Set-up des W15 für den nächsten Tag zu optimieren. Doch wie genau sieht diese Arbeit im Schatten der Scheinwerfer aus?
© Motorsport Images
Frederik Vesti macht im Hintergrund den Mercedes-Boliden schneller Zoom Download
"Das war eine spannende Nachtschicht", berichtet Vesti nach dem Katar-Wochenende, an dem er parallel zum Geschehen an der Strecke im Simulator saß. "Ich mag die Arbeit über Nacht an den Rennwochenenden wirklich gerne, weil wir live mit dem Team arbeiten können."
Der Prozess ist fest getaktet: Das Team an der Strecke sammelt am Freitag in den Trainingssessions Daten, die dann nach England geschickt werden. "Wir unterstützen sie mit den Daten, die sie am Freitag sammeln. Dann arbeiten wir den ganzen Freitagabend durch", erklärt der Däne.
Das Ziel ist klar definiert: Wenn die Ingenieure und Fahrer an der Strecke am Samstagmorgen aufwachen, soll bereits eine Lösung parat liegen. "Sie haben dann einen Bericht von uns mit Vorschlägen für verschiedene Set-ups und wie sie vorgehen können, um die Leistung über das Wochenende hinweg zu verbessern. Das ist ziemlich aufregend", so Vesti.
Realität vs. Simulator: Nur die Daten zählen
Dabei ist die Simulation mittlerweile nah an der Realität. Vesti, der den aktuellen Mercedes selbst in Freien Trainings pilotieren durfte, bestätigt: "Es ist erstaunlich, wie nah es tatsächlich ist, weil wir versuchen, alles zu korrelieren. Das Lenkgefühl, die Bremsen - wir sitzen sogar in einem Monocoque-Chassis wie im Formel-1-Auto. Wir haben sogar das Halo."
Doch das Gefühl allein reicht nicht aus. In der modernen Formel 1 sind Daten die einzig wahre Währung. "Was wirklich wichtig ist, ist, dass die Daten übereinstimmen", betont Vesti. "Wir können die ganze Arbeit der Welt machen, aber wenn wir das Falsche tun, machen wir keine Fortschritte."
Deshalb investiert Mercedes viel Zeit in den Abgleich zwischen virtueller und realer Welt. Ein konkretes Beispiel aus Katar zeigt den Aufwand: "Wir haben Georges Runde aus dem Sprint-Qualifying korreliert. Ich hatte sein Set-up, seine Lenkradeinstellungen, alles. Ich habe versucht, wie er zu fahren und habe mir dabei auch die Onboard-Aufnahmen angesehen."
Erst wenn dieser Abgleich - die Korrelation - perfekt ist, beginnt die eigentliche Arbeit an der Performance. "Wir stellen sicher, dass alles gleich ist. Und erst dann, ein paar Stunden später, fangen wir an, am Set-up zu arbeiten. Es ist also meistens eine ziemlich lange Nacht", gibt Vesti zu.
Die Jagd nach den letzten Zehnteln
Die Aufgaben im Simulator sind dabei vielfältig. Mal geht es um spezifische Fragen der Stammfahrer, etwa zur Gangwahl in bestimmten Kurven, mal haben die Ingenieure technische Anliegen. "Aber hauptsächlich geht es um die Performance und den Versuch, das letzte Zehntel oder zwei zu finden, damit sie auf die Poleposition fahren und Rennen gewinnen können", erklärt der Mercedes-Junior.
Für den Simulatorfahrer ist es ein besonderer Moment, wenn die Arbeit Früchte trägt. "Es ist ein wirklich belohnendes Gefühl, wenn man die ganze Nacht gearbeitet hat, am Samstagmorgen aufwacht und die Leistung im Auto sehen kann. Das macht wirklich Spaß."
Belohnung in Abu Dhabi: Vesti im echten Auto
Nach der vielen virtuellen Arbeit durfte Vesti beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi selbst wieder ins echte Lenkrad greifen.
"Den Simulator zu fahren ist toll, aber die Belohnung ist natürlich, das echte Auto zu fahren", so Vesti. Der Test auf dem Yas Marina Circuit ist für ihn "die beste Zeit des Jahres". Dabei geht es nicht nur um seine persönliche Entwicklung, sondern auch schon um die Weichenstellung für die Zukunft.
"Ich bekomme viele Reifensätze und viel Testzeit mit dem Team", sagt er und fügt hinzu: "Auch wenn der Fokus schon auf 2026 liegt, bedeutet dieser Test dem Team und mir sehr viel für meine Entwicklung. Der Hauptfokus liegt darauf, mit dem Simulator zu korrelieren, damit wir sicherstellen, dass wir auch für das nächste Jahr das Richtige tun."

