Zak Brown: Die Regeln sind drakonisch - und die FIA weiß das
Warum Zak Brown die Las-Vegas-Disqualifikation für überzogen hält, aber dennoch Verantwortung übernimmt und wie das Team intern mit dem Rückschlag umgeht
(Motorsport-Total.com) - McLaren-CEO Zak Brown hat deutliche Kritik am Reglement geäußert, nachdem Lando Norris und Oscar Piastri in Las Vegas nachträglich aus der Wertung genommen wurden. Der Grund: Die Holzplanken am Unterboden waren minimal stärker abgenutzt als erlaubt - bei Norris um wenige Hundertstel Millimeter, bei Piastri etwas mehr.
Brown betont jedoch, dass McLaren keinen illegalen Vorteil gesucht habe. Es sei ein kleiner Fehler mit enormen Folgen gewesen. Andere Teams seien in den vergangenen Jahren aus dem gleichen Grund aus dem Klassement gestrichen worden, doch tröste das nicht: "Es bleibt ein Fehler - auch wenn es unbeabsichtigt war."
Die Ursache lag laut Brown nicht darin, das Auto zu niedrig eingestellt zu haben. Stattdessen sei starkes "Porposining" - das aerodynamische Hüpfen der aktuellen Autos - für den übermäßigen Verschleiß verantwortlich gewesen. Regen an den Trainingstagen habe zudem zuverlässige Set-up-Daten verhindert. Am Ende hätten jedoch neun Teams ihre Hausaufgaben korrekt erledigt.
Warum selbst die FIA die Strafe kritisch sieht
Brown bestätigt, dass der Weltverband die Unverhältnismäßigkeit der Strafe intern selbst erkenne. Bei einem Regelverstoß, der kaum messbare Performance-Auswirkungen habe, sei eine sofortige Disqualifikation extrem hart. McLaren-Teamchef Andrea Stella hatte am Vortag bereits erklärt, die FIA wolle künftig prüfen, wie man solche Fälle gerechter behandeln könne.
Brown nennt die Abweichung "die Dicke eines Blattes Papier" - und kritisiert die harsche Konsequenz. Gleichzeitig stellt er klar, dass McLaren keine Verschwörung wittert. Auf Fragen, ob der Ausschluss dem Titelkampf zusätzliche Spannung verleihen sollte, reagiert Brown bestimmt: Solche Spekulationen wolle er nicht bedienen.
"Wir haben es verbockt", sagt er offen gegenüber Sports Agent. "Die Regeln mögen hart sein, aber sie sind nun einmal die Regeln." Als Team könne man nicht verlangen, dass andere bestraft werden - und selbst Ausnahmen erwarten.
Emotionen, Verantwortung und ein Titelkampf, der wieder enger wird
Unmittelbar nach dem Rennen herrschte bei McLaren Wut und Frust. Brown selbst räumt ein, "sehr verärgert" gewesen zu sein - wie die gesamte Mannschaft. Erst mit etwas Abstand habe sich die Lage beruhigt. Die Fahrer ließ er bewusst zwei Tage lang in Ruhe, bevor die Aufarbeitung begann.
Vor der Disqualifikation führte Norris die WM komfortabel an. Durch den Verlust seiner Punkte schrumpfte der Vorsprung deutlich, und sowohl Max Verstappen als auch Oscar Piastri rückten wieder heran. Brown aber weigert sich, Entschuldigungen vorzuschieben oder Alibis zu suchen: Eine Saison bestehe aus 24 Rennen, nicht aus einem einzigen.
Am Ende zählt für den McLaren-Chef eines: "Wir müssen uns an dieselben Regeln halten, die wir auch für andere Teams einfordern." Die Strafe sei überzogen - aber der Fehler liege bei McLaren.
