Exodus bei Ferrari: Schlüsseltechniker wechseln kurz vor Reglement-Revolution
Noch bevor die neuen Formel-1-Motoren 2026 debütieren, wankt Ferrari: Wichtige Spezialisten wechseln zur direkten Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Wenige Monate vor dem Beginn der neuen Formel-1-Ära im Jahr 2026 muss Traditionsteam Ferrari den Weggang führender Techniker verkraften: Andere Rennställe haben mehrere Spezialisten abgeworben - ein normales Vorgehen in der Formel 1. Doch angesichts der bevorstehenden Änderungen im Technischen Reglement ist der Zeitpunkt heikel.
Wie unsere Kollegen von Motorsport.com Italien berichten - eine Schwesterpublikation von Formel1.de und Motorsport-Total.com bei Motorsport Network -, hat sich Windkanal-Experte Ioannis Veloudis zum Wechsel von Ferrari zu Sauber/Audi entschlossen. Im Gegenzug kommt Aerodynamiker Franck Sanchez von Hinwil nach Maranello.
Noch entscheidender sind jedoch zwei Abgänge in der Antriebsabteilung: Die beiden Deutschen Wolf Zimmermann und sein bisheriger Stellvertreter Lars Schmidt wechseln ebenfalls zu Audi und werden dort maßgeblich an der Motorenentwicklung mitwirken.
Kritiker werten die Wechsel als "Flucht" aus Maranello
Ferraris Antriebschef Enrico Gualtieri - auch ihm sollen Angebote vorliegen - behält vorerst seine Position. Er muss nun einerseits die Ferrari-Entwicklung vorantreiben und gleichzeitig versuchen, die Abgänge zu kompensieren.
Zusätzlich verschärft wird die Situation durch den Wechsel von Enas Tas zu Mercedes. Der Aerodynamiker hatte sich zuletzt auf Lösungen für die Antriebskühlung spezialisiert und soll bei den Silberpfeilen genau daran anknüpfen.
Angesichts der vielen Abgänge vor dem Reglementwechsel 2026 vermuten Kritiker, Ferrari habe Rückstand in der technischen Entwicklung - die Wechsel seien daher eine "Flucht" aus Maranello. Denn Insidern zufolge soll Mercedes beim neuen Formel-1-Antrieb am weitesten fortgeschritten sein. (Übersicht: Wer 2026 mit welchem Motor fährt)
Mehr Fokus auf Hybridtechnologie ab 2026
Unter dem neuen Formel-1-Reglement wird die elektrische Komponente des Antriebs mehr betont: Der Antriebsstrang verfügt zwar auch 2026 über eine Leistung von rund 1.000 PS, doch gut die Hälfte wird dann von Hybridtechnologie bereitgestellt - deutlich mehr als bisher. Außerdem wird der Antrieb durch den Wegfall der MGU-H technisch vereinfacht.
Die hohen Kosten aber bleiben - und sind sowohl FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem als auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali ein Dorn im Auge: Beide Verantwortliche drängen daher auf rasche Regeländerungen im Motorenbereich, womöglich schon für 2030. Und das, noch ehe die neuen Formel-1-Antriebe für 2026 überhaupt auf der Rennstrecke erprobt wurden.