Vasseur bittet um Geduld: Veränderung braucht in der Formel 1 drei Jahre
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur kritisiert die wachsende Ungeduld in der Formel 1 und erklärt, warum sich Veränderungen erst nach Jahren bemerkbar machen
(Motorsport-Total.com) - Seit gut zweieinhalb Jahren ist Frederic Vasseur inzwischen Teamchef bei Ferrari. Der Franzose heuerte zur Saison 2023 bei der Scuderia an, schaffte es in seiner bisherigen Amtszeit aber auch nicht, den ersten WM-Titel seit 2008 nach Maranello zu holen.
Trotzdem wurde sein Ferrari-Vertrag im Sommer 2025 noch einmal verlängert - was im schnelllebigen Geschäft der Königsklasse keine Selbstverständlichkeit ist. Im Podcast Beyond the Grid erklärt Vasseur, dass heutzutage kaum noch jemand Geduld habe.
Man könne Dinge in der Formel 1 nicht über Nacht ändern, so Vasseur, der erklärt: "Man kann zum Beispiel Loic [Serra] nehmen, der vor acht Monaten zum Team gestoßen ist. Die Gespräche dazu haben wir wahrscheinlich vor zwei Jahren begonnen."
"Und dann wird das nächste Auto [2026] das erste der Loic-Ära sein. Das bedeutet, dass es sich wahrscheinlich um ein Dreijahresprojekt handelt. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Formel 1 und die Welt im Allgemeinen heute bereit sind, einer Organisation drei Jahre Zeit zu geben", so Vasseur.
Fakt ist, dass sich Ferrari seit Vasseurs Amtsantritt Anfang 2023 stark verändert hat. Viele Leute sind gegangen, darunter zum Beispiel Laurent Mekies, der inzwischen Teamchef bei Red Bull ist, viele andere sind gekommen, wie beispielsweise Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
Auch der von Vasseur angesprochene Technikchef Loic Serra zählt zu den Neuverpflichtungen. Bereits im Mai 2024 wurde bekanntgegeben, dass Serra von Mercedes zu Ferrari wechselt, anfangen durfte er in Maranello aber erst im Oktober - also vor weniger als einem Jahr.
Vasseur: Ungeduld macht es "manchmal ziemlich schwierig"
Da das Projekt für 2025 zu diesem Zeitpunkt aber bereits weit fortgeschritten war, wird das 2026er-Auto das erste sein, für das Serra wirklich verantwortlich ist. Eine ganz ähnliche Situation wie bei Aston Martin, wo ebenfalls bereits 2024 die Verpflichtung von Adrian Newey bekanntgegeben wurde.
Doch auch hier wird das 2026er-Auto das erste sein, das aus Neweys Feder stammt. Genau aus solchen Gründen betont Vasseur, dass es in der Formel 1 teilweise Jahre dauere, bis sich Veränderungen wirklich bemerkbar machen.
"Wenn man sich einige unserer Konkurrenten ansieht, wie beispielsweise Alpine, dann haben diese in den letzten acht oder neun Jahren jedes Jahr den Teamchef gewechselt", sagt Vasseur etwas überspitzt. Von solchen Schnellschüssen hält er selbst nichts.
"Aber daran können wir nichts ändern", sagt er über die wachsende Ungeduld in der Formel 1 und in der Gesellschaft allgemein und erklärt: "Das bedeutet, dass wir damit umgehen und es akzeptieren müssen. Und es stimmt, dass die Medien anders sind, die sozialen Medien sind anders als früher."
"Man will alles für den nächsten Tag. Das ist die allgemeine Mentalität. Und am Ende ist es bei manchen Projekten manchmal ziemlich schwierig", so Vasseur, der selbst nun noch etwas mehr Zeit bekommen hat, um Ferrari wieder an die Spitze zu führen.
Wie lange sein neuer Kontrakt genau läuft, darüber hat Ferrari bei der Verlängerung im Sommer keine Angaben gemacht. Die Rede war lediglich davon, dass der Vertrag "um mehrere Jahre" verlängert wurde.