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Formel-1-Experte: Hamilton macht "isolierten und einsamen" Eindruck
Vor dem Ferrari-Heimrennen in Monza rückt Lewis Hamilton in den Mittelpunkt: Kritiker sehen beim Briten Anzeichen von Selbstzweifeln und Isolation
(Motorsport-Total.com) - Der frühere Formel-1-Pilot Robert Doornbos hat Lewis Hamilton nach dessen Ausfall in Zandvoort scharf kritisiert. Im Podcast The Pit Talk zeigt er sich fassungslos über den Fahrfehler des Briten: "Ich kann immer noch nicht glauben, was er am Renntag gemacht hat. Das würde einem Rookie passieren - nicht einem der größten Fahrer aller Zeiten."

© circuitpics.de
Lewis Hamilton in der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Großen Preis von Italien Zoom Download
Hamilton war in der dritten Kurve des niederländischen Traditionskurses ins Aus gerutscht und hatte sein Rennen vorzeitig beenden müssen. Zudem kassierte der Brite für eine Aktion vor dem Rennen, als er unter doppelt gelb geschwenkten Flaggen zu schnell unterwegs war, eine Fünf-Plätze-Gridstrafe für das bevorstehende Ferrari-Heimrennen in Monza.
Ferrari-Star im Fahrerlager "einsam und isoliert"
Laut Doornbos spiegelt die Szene Hamiltons gesamte Lage bei Ferrari wider: "Wenn ich ihn im Fahrerlager sehe, erkenne ich einen anderen Lewis. Früher mit erhobenem Kopf in den Mercedes-Tagen, jetzt mit Kapuze auf dem Scooter von A nach B. Er wirkt isoliert. Ein bisschen einsam, enttäuscht von sich selbst."
Auch die psychische Belastung spiele eine Rolle: "Er ist ein spiritueller Mensch und kann sich auch mal in eine schwierige Gedankenwelt manövrieren. Da versucht Teamchef Frédéric Vasseur, ihn herauszuholen. Lewis zweifelt an sich selbst."
Schwacher Saisonstart mit der Scuderia
Tatsächlich verläuft Hamiltons erste Saison bei Ferrari bislang enttäuschend. Nach 15 Rennen hält er bei 109 Punkten und liegt damit 42 Zähler hinter Charles Leclerc, der sich in der WM klar vor seinem Teamkollegen behauptet.
Sein bislang einziger Erfolg: ein Sprint-Sieg in China. Auf ein Podium in einem Grand Prix wartet er dagegen bis heute. Damit erlebt der 40-Jährige den zweitschlechtesten Start eines Ferrari-Neuzugangs überhaupt - nur Didier Pironi wartete in den 1980er-Jahren länger auf ein Top-3-Ergebnis.
Hoffnung auf 2026
Ein vorzeitiges Karriereende hält Doornbos dennoch für ausgeschlossen: "Das wäre sehr traurig und nicht die klügste Entscheidung. 2026 gibt es große Regeländerungen. Wenn Ferrari ein starkes Auto und einen starken Motor baut, könnte Lewis wieder diesen Geschmack des Siegens spüren und zu alter Stärke zurückfinden. Aber im Moment sieht es nicht gut aus."
Neben Doornbos äußert sich auch Jacques Villeneuve skeptisch zu Ferraris Chancen beim Heimrennen in Monza. Der Weltmeister von 1997 erklärte im Sky-Podcast The F1 Show: "Normalerweise haben sie einen speziellen Motor, ein spezielles Auto, aber dieses Jahr erwarte ich das nicht. Sie sind weit weg. Das Auto funktioniert nicht. Ein bisschen Extra wird nicht reichen."
Damit verweist Villeneuve auch auf die Pleite in Zandvoort, wo neben Hamilton auch Leclerc ausschied - nach einer Kollision mit Mercedes-Rookie Kimi Antonelli. Zudem war Ferrari in Sachen Rennpace sieben Zehntel pro Runde langsamer als McLaren an der Spitze.
Hamilton betont Fortschritte
Hamilton selbst wählt vor Monza einen deutlich optimistischeren Ton. Auf Vasseurs Einschätzung angesprochen, er sei zuletzt besser gelaunt gewesen, sagt der Brite: "Ja, auf jeden Fall. Das Gesamtgefühl vom Wochenende war besser. Ich war glücklicher mit dem Auto. Natürlich war ich nach dem Rennen nicht zufrieden - wir wollen gewinnen. Aber ich sehe, dass wir Fortschritte machen, und das ist das Wichtigste."
Allerdings muss Hamilton beim Heimspiel seiner neuen Mannschaft eine Hypothek schultern: Wegen einer Strafe aus Zandvoort wird er in Monza fünf Plätze zurückversetzt. "Das war hart zu schlucken. In dein erstes Monza-Wochenende mit Ferrari zu gehen und schon auf dem falschen Fuß zu sein, ist nicht ideal. Aber die Tifosi werden uns nach vorne pushen, und ich bin fest entschlossen, das Beste daraus zu machen", erklärt er.
Über die Entscheidung der Rennleitung zeigt sich Hamilton überrascht: "Natürlich habe ich gelupft, aber nicht genug nach deren Maßstäben. Eine Strafe plus Strafpunkte - das ist schon hart. Aber es bringt nichts, sich zu beschweren. Ich mache weiter."
Dennoch will Hamilton das Ferrari-Heimrennen genießen: "Ich musste meiner Mutter Bilder schicken, weil es so unglaublich ist. In Maranello zu landen, das Ferrari-Logo zu sehen - ich muss mich immer noch kneifen, dass ich wirklich hier bin. Dieses Wochenende will ich jeden Moment aufsaugen und eine großartige Erinnerung an mein erstes Monza mit Ferrari schaffen."