Haas verbietet Fahrern Nürburgring-Runden: "Kalender ist voll genug"
Haas-Teamchef Ayao Komatsu würde seinen Fahrern nicht erlauben, wie Max Verstappen in einem GT3 auf der Nürburgring-Nordschleife zu testen
(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende sorgte Max Verstappen für Aufsehen in der Motorsport-Welt, als er - ausgerechnet - einen Ferrari auf der Nürburgring-Nordschleife testete. Der viermalige Weltmeister nutzte die Lücke zwischen den Formel-1-Rennen in Miami und Imola, um unter dem Pseudonym "Franz Hermann" heimlich ein paar Runden zu drehen.

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Ayao Komatsu ist beim Thema andere Autorennen weniger kulant als Red Bull Zoom Download
Der Ferrari 296 GT3, eingesetzt von Emil Frey Racing - dem Team, das Verstappens eigenes Team Verstappen.com in der GT-World-Challenge betreibt -, war in Verstappens Design lackiert, sodass das Geheimnis nicht lange ein Geheimnis blieb. Doch die geheimnisvolle Anreise und die Gerüchte, Verstappen habe einen neuen NLS-GT3-Streckenrekord aufgestellt, sorgten für reichlich Gesprächsstoff.
Während Verstappen vertraglich offenbar die Freiheit hat, solchen Hobbys nachzugehen, sind andere Fahrer weniger privilegiert. Auf die Frage, ob er Oliver Bearman oder Esteban Ocon ähnliche Ausflüge gestatten würde, antwortet Haas-Teamchef Ayao Komatsu unmissverständlich: "Nein."
"Schritt für Schritt", erklärt Komatsu vor dem Grand Prix der Emilia-Romagna. "Max ist mehrfacher Weltmeister, oder? Oli ist ein Rookie. Sogar Esteban hat noch viel zu beweisen. Er ist fokussiert. Welchen Nutzen hat es, wenn sie in einem anderen Rennen starten? Ich denke, sie haben Glück, dass sie einen Formel-1-Wagen fahren dürfen. Das macht doch genug Spaß, oder?"
Komatsu weiter: "Ehrlich gesagt, der Kalender ist voll genug. Bei 24 Rennen pro Saison - als ob das nicht schon genug wäre - müssen die Fahrer auf ihre körperliche und mentale Verfassung achten. In den Pausen arbeiten sie mit den Ingenieuren, im Simulator. Es ist nicht so, dass sie zu Hause sitzen und überlegen, was sie tun könnten. Sie haben genug zu tun."
Zusätzlich birgt das Fahren in anderen Rennserien Risiken. Verstappen erklärte, dass er bei seinem Test - im Vorfeld der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) - von hunderten Stunden Sim-Racing-Erfahrung profitierte. So wusste er, wie er mit langsameren Fahrzeugen umgehen und Überholmanöver richtig einschätzen konnte.
Früher war es üblich, dass Formel-1-Fahrer jedes Wochenende in verschiedenen Kategorien antraten. Jim Clark brillierte einst sowohl im Lotus Cortina als auch im Formel-1-Wagen. Doch die Zeiten haben sich geändert: Der Rennkalender ist umfangreicher geworden, die Fahrer professioneller - und finanziell unabhängiger. Zudem verhindern Vertragsklauseln und Markeninteressen heutzutage oft das Fahren von Fahrzeugen anderer Hersteller.
Zwar schaffen es manche Fahrer, Einsätze in anderen Serien vertraglich festzuschreiben, doch das Schicksal von Robert Kubica bleibt eine mahnende Erinnerung. Als einer der vielversprechendsten Fahrer seiner Generation verunglückte er 2011 bei der Rallye Ronde di Andora in einem Skoda Fabia Super 2000 schwer. Eine Leitplanke durchbohrte die Fahrerkabine und verletzte seine rechte Hand schwer.
Fernando Alonso hatte genügend Gewicht in seinen Verhandlungen, um McLaren 2017 zu überzeugen, ihn vom Monaco-Grand-Prix freizustellen, um am Indy 500 teilzunehmen. Doch selbst das wäre wohl nicht möglich gewesen, hätte Bernie Ecclestone damals noch die Fäden in der Formel 1 gezogen.
Eine der wenigen Ausnahmen war 2015, als der Kanada-Grand-Prix nicht mit den 24 Stunden von Le Mans kollidierte und Nico Hülkenberg die Gelegenheit nutzte, für Porsche beim legendären Langstreckenrennen zu starten. Da er damals für Force India fuhr, gab es keine Konflikte mit Herstellern.
Als Hülkenberg anschließend als Le-Mans-Sieger ins Formel-1-Fahrerlager in Österreich zurückkehrte, war Ecclestone jedoch alles andere als begeistert. Er rief Hülkenberg zu sich in den berüchtigten "Bernie-Bus" und machte ihm unmissverständlich klar, dass er das Thema Le Mans besser ruhen lassen sollte.