• 11. Mai 2025 · 08:28 Uhr

FIA-Kühlweste: Warum sie nicht alle Teams nutzen können

Die neue FIA-Kühlweste soll die Fahrer vor Überhitzung schützen - Doch weil sie das Mindestgewicht beeinflusst, können nicht alle Teams das System einsetzen

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussion um Kühlwesten in der Formel 1 und ihren Einfluss auf das Fahrzeuggewicht geht weiter. Die Maßnahme ist als Beitrag zur Fahrergesundheit ausdrücklich begrüßt worden, sorgt aber in der Umsetzung für Unmut. (Das Geheimnis der Kühlweste)

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Fahrer-Kühlweste des Herstellers Chillout Motorsport Zoom Download

Denn: Das Kühlsystem wiegt einiges, doch einen Gewichtsausgleich per Reglement gibt es erst ab 31 Grad Celsius Umgebungstemperatur - am Donnerstag vor dem Rennen. Wer sie bei kühlerem Wetter einsetzen will, muss dafür entweder ein paar Kilogramm zu viel mit sich herumschleppen oder das Gewicht im Auto anderweitig einsparen.

Teams, die ihre Autos ohnehin schon nur durch Ballast am Minimumgewicht von 798 Kilogramm betreiben, können sich diese Flexibilität leisten. Andere, wie etwa Haas, haben diesen Spielraum nicht.

"Das ganze System ist schwer", sagt Oliver Bearman, der die Kühlweste unter anderem im Training von Dschidda getestet hat. "Wir versuchen, das Maximum an Performance aus dem Auto herauszuholen. Es geht nicht darum, das Auto leichter zu machen, um die Kühlweste zu fahren - aber leider müssen wir im Moment auf sie verzichten, weil uns das Gewichtslimit keine andere Wahl lässt."

Ein Problem mit System und Zeitstempel

Die aktuelle FIA-Regel sieht vor: Wird am Donnerstag eines Grand-Prix-Wochenendes eine Außentemperatur von 31 Grad Celsius oder mehr gemessen, wird das Mindestgewicht um fünf Kilogramm erhöht, um den Einsatz der Kühlweste zu ermöglichen, ohne dass ein Nachteil entsteht.

Doch dieser Wert wurde in dieser Saison noch kein einziges Mal erreicht. Selbst beim Saudi-Arabien-Grand-Prix, obwohl es am Renntag deutlich heißer war als am Donnerstag, blieb die Regelung unangetastet.

"Wenn sie es nie heiß genug erklären, bekommen nur die Hälfte der Teams den Vorteil", kritisiert Bearman. Nämlich diejenigen, die es sich leisten können, fünf Kilogramm Ballast aus ihrem Auto zu entfernen. "Das scheint mir nicht ganz fair zu sein."

Auch sein Teamchef Ayao Komatsu sieht Handlungsbedarf: "Ich denke, die Auslösebedingung sollte noch einmal überprüft werden", sagt der Japaner. "Die Technologie funktioniert sehr gut - sofern der Schlauch hält. Esteban [Ocon] war zunächst skeptisch, aber nach dem Einsatz total überzeugt."

Mercedes-Pilot George Russell ist großer Fan der Weste und hat sie bereits im Rennen getragen. Für ihn ist der Nutzen eindeutig: "Unser Cockpit hat schon mal bis zu 60 Grad erreicht. Da drin ist es wie in einer Sauna. Vielleicht sollte man die Temperaturgrenze um ein paar Grad senken. Saudi war heiß, Bahrain war heiß, hier in Miami auch - aber ausgelöst wurde sie nie."

Thermischer Vorteil nur für Leichtgewichte

Das eigentliche Problem ist weniger die Technologie selbst - sie wurde über den Winter weiterentwickelt und passt laut Bearman nun deutlich besser in den Sitz, nachdem die Anschlüsse verlegt wurden.

Es ist vielmehr die Tatsache, dass das System nur für Teams ohne Gewichtsprobleme praktikabel ist, wenn am Donnerstag unter 31 Grad herrschen. Während Mercedes und Williams die Weste regelmäßig im Training und teilweise auch im Rennen einsetzen, bleibt sie bei Haas ungenutzt.

"Wenn wir sie nutzen wollen, ist das ein Nachteil", sagt Bearman. "Andere Teams können einfach etwas Ballast entfernen. Für uns bedeutet es: zusätzliches Gewicht - und das können wir uns im Rennen nicht leisten."

Charles Leclerc hat das System ebenfalls getestet, will es aber im Rennen erst einsetzen, wenn es absolut zuverlässig funktioniert: "Ich habe es einmal probiert, und es war wirklich hilfreich. Aber bei einigen Fahrern hat es zuletzt im Rennen nicht durchgehalten - dann wird das Wasser heiß, und das hilft niemandem."

Einheitliche Lösung noch nicht in Sicht

Die FIA plant laut Informationen des Motorsport Networks, die Kühlweste ab 2026 bei hohen Temperaturen verpflichtend einzuführen. Bis dahin soll die Technik weiter getestet und die Integration in die Cockpits optimiert werden.

Eine Anpassung der Temperaturschwelle ist derzeit nicht vorgesehen - stattdessen denkt der Weltverband darüber nach, künftig die Wetterprognose am Sonntagmorgen für den Renntag als Maßstab zu nehmen, anstatt die Messung vom Donnerstag.

Doch genau das stößt bei den Teams auf Widerstand, weil es kurzfristige Umbauten im Bereich des Cockpits erfordern würde. Mit den 31 Grad als Schwelle ist die FIA hingegen zufrieden. Das letzte Wort ist diesbezüglich noch nicht gesprochen.

Klar ist nur, dass etwas passieren muss. "Es wäre wünschenswert, wenn jeder die gleichen Voraussetzungen hätte", meint Bearman. "Im Moment ist das leider nicht der Fall."

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