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Norris nach Miami-Duell: Verstappen fährt "nicht sehr smart"
Wieder gelingt es Lando Norris nicht, Max Verstappen wirklich zu knacken, während Oscar Piastri kurzen Prozess macht - Norris wirkt zunehmend genervt
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Miami 2025 schien alle Vorurteile zu bestätigen, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten herauskristallisiert haben: Max Verstappen nutzt jede Regel gnadenlos aus, Oscar Piastri zeigt im Zweikampf mehr Kaltschnäuzigkeit als Lando Norris - und was den reinen Speed im Rennen betrifft, hat Red Bull McLaren derzeit kaum etwas entgegenzusetzen.

© Sutton Images
Miami offenbarte erneut Lando Norris' Zweikampfschwäche: Gegen Max Verstappen kaum gewachsen Zoom Download
Lando Norris zog wieder einmal nach einem Überholversuch außen herum den Kürzeren, weil Max Verstappen ihm in Kurve 2 nur zwei Optionen ließ: Kollision oder Auslaufzone. Und natürlich gab Norris nach, zumal sein WM-Gegner derzeit eher Piastri als Verstappen sein dürfte. Dennoch verlor er dadurch so viele Positionen, dass er hier den Sieg aus der Hand gab - ausgerechnet an Piastri.
Die Szenen danach unterstrichen das Muster: Während Piastri Verstappen im Kampf um die Führung mit einem einzigen, clever gesetzten Angriff zu einem Fehler zwang, biss sich Norris in mehreren Anläufen die Zähne aus. Erst in Runde 18 kam er vorbei. Nicht, weil er Verstappen im Kampf besiegte. Sondern weil Verstappen ihn vorbeiließ, da von hinten Andrea Kimi Antonelli gefährlich nahe kam.
Schumacher: Hat man den Ruf erst weg...
Sky-Experte Ralf Schumacher ist von Norris wenig begeistert: "Ich weiß nicht, was mit Norris los ist. Er war im Kart und in den unteren Formelserien immer sehr entschlossen. Er hat das ein bisschen verloren, vielleicht weil er einfach zu vorsichtig ist und zu viel Sorge hat, Punkte zu verlieren."
"Daran muss er dringend arbeiten. Er muss sich die Situationen anschauen und pauken. Ansonsten hat er schnell den Ruf weg. Dann halten die Leute bei ihm immer rein. Das ist ein Problem. Piastri hat es ja sogar geschafft, Max in einen Fehler zu treiben."
Und wie es so häufig der Fall ist: Wenn die natürliche Aggressivität fehlt, wird gerne überkompensiert und der Angriff ist zu aggressiv. Das zeigte sich nicht nur bei der Attacke in Runde 17, als Norris Verstappen von der Strecke fuhr, dabei aber selbst ebenfalls die Strecke verließ und die Position zurückgeben musste.
Schumacher kritisiert noch heftiger, dass Norris eine aussichtslose Attacke am Start versuchte, als Norris besser zurückgesteckt hätte: "Da hätte er aus meiner Sicht zurückziehen sollen, er war einfach nicht daneben. In so einer Situation ist es besser, mal einen Platz aufzugeben, vor allem, wenn ich weiß, dass ich so ein starkes Auto habe."
"Aber er hat gleich vier Plätze dadurch verloren. Hätte er sich hinter Max eingereiht, dann wäre ihm nichts passiert, keiner hätte vorbeifahren können und dann wäre es ein ganz anderes Rennen für ihn geworden. Ich denke, das hätte er dann easy gewonnen."
Norris: "Man hat die Wahl - Unfall oder eben nicht überholen"
Solche Kritik nervt Norris richtig: "Wenn ich's nicht versuche, meckern die Leute. Wenn ich's versuche, meckern sie auch. Aber so ist es nun mal mit Max: Man hat bei ihm die Wahl zwischen einem Unfall und ihn nicht zu überholen."
Noch frustrierender ist für ihn allerdings die Tatsache, dass Verstappen auf Biegen und Brechen seinen zweiten Platz verteidigen wollte, nachdem Piastri vorbeigekommen war. Norris glaubt, dass Verstappen als Dritter in der Pressekonferenz gesessen hätte, hätte er den Kampf früher eingestellt als Runde 18.
"Er hat sein eigenes Rennen ruiniert", sagt der Brite. "Er fährt nicht sehr smart. Aber er kämpft, das muss man erwarten. Es ist wie immer mit Max. Wenn man nicht alles perfekt macht, wird's nichts. Ich habe heute den Preis dafür gezahlt."
Piastri: "Habe meinen Moment gewählt"
Während Norris hadert, zeigt sich Piastri aufgeräumt. Der Australier hat Verstappen bereits zum zweiten Mal in einem direkten Duell geschlagen, und das mit beeindruckender Souveränität.
Anders als Norris versuchte er gar nicht erst, außen herum gegenzuhalten, obwohl er am Bremspunkt fast eine Fahrzeuglänge vorn war. Stattdessen zog er zurück und ließ Verstappen ins offene Messer laufen.
Der Red-Bull-Pilot verbremste sich und rutschte in die Auslaufzone, Piastri schlüpfte innen durch. Auch in der Wortwahl zeigt sich der Australier abgebrüht: "Ich wusste, dass wir schneller sind. Es war nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Ich wollte es so effizient und sauber wie möglich erledigen und habe Max in den Fehler getrieben."
Er stellt klar, dass er alles unter Kontrolle hatte: "Ich habe meinen Moment gewählt. Bei Max weiß man, dass es hart wird. Aber ich wollte ihn nicht einfach nur überholen - ich wollte es im ersten Anlauf richtig machen, weil Lando von hinten kam. Und das ist mir gelungen."
Norris kam zwar letztlich ebenfalls an Verstappen vorbei. Die Position machte er gut, doch als moralischer Sieger ging er aus dem Duell nicht hervor. Schließlich bekam er den zweiten Platz, weil Verstappen den Kampf demonstrativ einstellte.
Dass die ganze Situation an seinem Nervenkostüm nagt, zeigt sich auch an seinen sehr kurz angebundenen Reaktionen bei Sky nach dem Rennen. Ob Verstappens Manöver unfair gewesen sei? "Das ist nicht meine Entscheidung." Was er lernen könne, nachdem Piastri an Verstappen vorbeigekommen ist? "Oscar hat ihn überholt und ich habe ihn überholt."
Auch hier muss Moderatorin Rachel Brooks nachhaken: Es gibt also Wege, an ihm vorbeizukommen? Norris: "Letztlich hängt alles davon ab, wie sehr er kämpfen möchte. Er kann ja ohnehin tun, was er will." Ob er wirklich dieses Gefühl habe? "Nein, ich sage das bloß für das Interview."
Verstappen: "Ich hatte nichts zu verlieren"
Der frischgebackene Vater gibt sich nach dem Rennen betont locker - als hätte er Freude daran, Norris auf der Strecke vorzuführen: "Ich hatte nichts zu verlieren, ich wollte einfach ein bisschen Spaß haben."
Was seine Verteidigung gerade in der ersten Runde betrifft, verweist er auf die neuen Richtlinien der Rennleitung: "Seit dem letzten Rennen ist ziemlich klar, was erlaubt ist und was nicht. Ich passe mich daran an. Für mich ist es immer besser, wenn es natürlicher ist - aber ich halte mich eben an die Regeln." So sah es auch die Rennleitung: Der Vorfall mit Norris in der ersten Runde wurde nicht einmal untersucht.
Und so bleibt alles beim Alten: Norris kommt an Verstappen nur vorbei, wenn der es zulässt. Piastri hingegen kann es mit Verstappen aufnehmen - zumindest, solange der Red Bull vom reinen Speed her im Nachteil ist. Allerdings ist Norris nach Miami noch lange nicht abgeschrieben. Denn nun folgen Strecken in Europa, die ihm bislang sehr entgegenkamen.