Kollision beim Boxenstopp! Verstappen: "Bin froh, dass niemand verletzt wurde"
Max Verstappen geht nach heiklem Kontakt beim Boxenstopp und anschließender Strafe im Miami-Sprint leer aus: Was ist auf einmal nur los mit der Crew bei Red Bull?
(Motorsport-Total.com) - Das hätte richtig böse ins Auge gehen können: In Runde 13 von 18 kommt es beim Sprint in Miami zur Kollision in der Boxenstraße: Max Verstappen wird von seiner Red-Bull-Crew losgelassen, obwohl Mercedes-Pilot Kimi Antonelli gerade zu seinen direkt davor postierten Mercedes-Mechanikern abbiegt - ein Kontakt ist dadurch unausweichlich:

© LAT Images
Crash beim Boxenstopp: Kimi Antonelli will rein, Max Verstappen will raus ... Zoom Download
Mit der linken Vorderseite touchiert Verstappen das rechte Hinterrad von Antonelli, beschädigt sich dabei selbst den Frontflügel, während der Italiener geistesgegenwärtig abdreht und seinen Stopp abbricht. "Jungs, kommt schon", ärgert sich Verstappen am Funk nicht nur über den Schaden - denn wenig später setzt es von der Rennleitung für die Aktion auch eine Zehn-Sekunden-Strafe, die ihn am Ende auf Platz 16 zurückwirft.
Auffallend: Es ist für Red Bull bereits das zweite Rennen mit gravierenden Problemen beim Boxenstopp innerhalb der letzten Wochen: Schon in Bahrain kostete ein Defekt an der Boxenampel und ein langsamer Reifenwechsel den Weltmeister viel Zeit. Verstappen sieht aber keinen Zusammenhang mit dem Sprint-Malheur: "Nun, es waren jeweils unterschiedliche Vorfälle, daher kann man sie nicht wirklich miteinander vergleichen", sagt er bei Sky.
"Wenn man mit diesen Autos jemanden erwischt ..."
"Aber natürlich will niemand, dass so etwas passiert - und trotzdem ist es geschehen. Das müssen wir untersuchen", fordert der Niederländer, dem aber vor allem ein Stein vom Herzen fällt: "Andererseits bin ich einfach froh, dass niemand verletzt wurde. Denn wenn man mit diesen Autos jemanden erwischt, ist das alles andere als gut", freut sich der Weltmeister, dass unterm Strich alles glimpflich ausgegangen ist.
Kurz vor dem Qualifying will Verstappen die Angelegenheit deshalb aus seiner Sicht schnell abhaken: "Ich denke, es war ja sehr klar, was passiert ist. Viel mehr habe ich deshalb dazu auch nicht zu sagen", richtet der Niederländer seinen Fokus schon wieder auf den Kampf um die Startplätze.
Die Führung bei Red Bull wird der "menschliche Fehler", wie es Teamchef Christian Horner in einem ersten Statement bei Sky nennt, aber wohl noch länger beschäftigen. Der Brite verspricht: "Wir werden daraus lernen."
Auch Red-Bull-Berater Helmut Marko stellt gegenüber Motorsport-Total.com nach dem Sprint klar: "Wir müssen uns das im Detail anschauen. Es waren aber immer unterschiedliche Ursachen, es war nie der gleiche Fehler. Trotzdem müssen wir das untersuchen - und abstellen."
Marko: Probleme liegen nicht an Wheatley-Abgang
Dass Red Bull in der Causa Boxenstopps explizit unter dem Abgang von Sportdirektor Jonathan Wheatley leide, der zu Audi abgewandert ist und im Team früher für die Koordination des Renngeschehens verantwortlich war, glaubt Marko aber nicht: "Ich denke, das ist Zufall."
Wenn überhaupt, so liege die jüngste Häufung von Fehlern an vereinzelten Ausfällen des bestehenden Personals: "Es hat ein paar Boxenstopps gegeben, die nicht gut gelaufen sind. Wir haben Schlüsselfiguren, die sind nicht weg, aber die mussten krankheitsbedingt Rennen auslassen - und wenn man dann Leute ersetzt, dann ist er eben gleich länger der Boxenstopp", erklärt Marko bei Sky.
Im konkreten Fall habe man Verstappen nun "leider zu früh hinausgeschickt", räumt der Österreicher ein: "[Die] Strafe ist mit Recht ausgesprochen worden." Mit Blick auf den menschlichen Fehler beim Stopp verrät er: "Die Freigabe wurde von einer Person ausgelöst." Dabei ist Marko bewusst: "Das war eng, aber wir wussten ja, dass Mercedes nur vier Sekunden hinten ist. Das muss man dann genau untersuchen, aber es hilft eh nichts, es ist passiert. Normalerweise sind die Boxenstopps bei uns ja gut. Aber diesmal..."
Nur am Vorfall in den Boxen will der Red-Bull-Berater den Nuller für Verstappen im Sprint aber auch nicht festmachen: "Im Nachhinein hätten wir wahrscheinlich auch den Soft-Reifen verwenden sollen. Da hat man gesehen bei Hamilton, wie gut dieser Reifen funktioniert", hadert der Österreicher bei ServusTV auch mit der Reifenwahl - und glaubt mit Blick aufs Gesamtergebnis: "Da wäre mehr drin gewesen."
Marko glaubt: Sogar Sprint-Sieg gegen McLaren war drin!
Vielleicht sogar Platz eins? Denn obwohl Marko einräumt, "im Regen konnten wir das Tempo von den McLarens nicht mitgehen, da haben die Reifen zu stark abgebaut", so glaubt er doch: "Ohne diesen Zwischenfall [beim Stopp] hätten wir meiner Meinung nach eine Chance auf den Sieg gehabt, denn wir waren mit den Slicks vier Sekunden pro Runde schneller als die anderen auf Regenreifen."
Im Vergleich zu den McLaren-Piloten habe man aber "nicht so weit zurückgelegen", so Marko, "sie sind ja später erst reingekommen". Am Ende sind derlei Gedankenspiele aber ohnehin Makulatur, ist auch dem Red-Bull-Berater klar: "Mit den zehn Sekunden und schweren Beschädigungen am Frontflügel, da war das Rennen für Max gelaufen."
Immerhin: Im Qualifying gibt es direkt die nächste Chance, um es besser zu machen. Deshalb will Marko den Sprint gegenüber ServusTV auch nicht als völlig verloren werten, denn: "Es gibt schon Erkenntnisse - aber jetzt muss man halt schauen, wie sich das auf das Qualifying auswirken wird. Aber die McLarens, das hat man gesehen, sind sauschnell unterwegs." Daran dürfte sich auch im Kampf um die Pole nichts ändern...