• 22. März 2025 · 02:49 Uhr

V10-Rückkehr & Donald Trump: Eine Frage des politischen Zeitgeists?

Was steckt wirklich hinter der diskutierten Rückkehr zu V10-Saugmotoren, angeblich schon ab 2028? Eine Träumerei, die an der Realität scheitern könnte ...

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussion darüber, welche Powerunits in der Formel 1 in Zukunft eingesetzt werden könnten, ist in vollem Gang. Für die Jahre 2026 bis 2030 scheint eigentlich alles klar zu sein: Geplant sind, wie bisher, V6-Hybrid-Turbos. Allerdings mit 50 Prozent elektrischer Systemleistung, und betrieben mit zu 100 Prozent nachhaltigen (synthetisch hergestellten) Kraftstoffen.

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Einige wünschen sich in der Formel 1 eine Rückkehr zu den alten V10-Saugmotoren Zoom Download

Doch die Tatsache, dass die Formel 1 ab 2026 mit klimaneutralen E-Fuels fahren wird, regt die Fantasie mancher Player an. Nach dem Motto: Wenn der Kraftstoff ohnehin klimaneutral ist, ist es doch weniger entscheidend, wie energieeffizient die Motoren sind. Und plötzlich ist die Rückkehr zu den kreischenden V10-Saugmotoren, die in der Königsklasse zuletzt vor 20 Jahren erlaubt waren, wieder ein Thema.

"Ich liebe die V10-Ära und die V8 sowie den Sound dieser Autos, den wir alle vermissen", sagt etwa Fernando Alonso, der 2005 der (bisher?) letzte V10-Weltmeister der Formel-1-Geschichte war. Und Max Verstappen unterstreicht: "Wenn es nur um Emotionen geht, ist ein V10 auf jeden Fall viel besser als das, was wir jetzt haben."

"Ich erinnere mich als Kind, wenn man herumgelaufen ist und den Motorsound gehört hat. Das hat einfach viel mehr ausgelöst, selbst wenn das Auto vielleicht langsamer war. Das Gefühl, das man von so einem Motor bekam, kann man, glaube ich, nicht beschreiben, verglichen mit dem, was wir heute haben", sagt der Red-Bull-Fahrer.

Horner: "Gibt viele Diskussionen über die Zukunft"

Sein Teamchef Christian Horner ist einer der lautesten Befürworter des Gedankenspiels, eine Rückkehr zu V10-Saugmotoren zumindest in Betracht zu ziehen. Kein Wunder: Red Bull baut seine Motoren ab 2026 selbst, und anders als große Werke wie Audi, Honda, General Motors oder Mercedes muss Red Bull Powertrains seine Aktivitäten in der Formel 1 nicht in die Gesamtstrategie eines globalen OEMs einweben, der unterm Strich möglichst nachhaltig möglichst viele Autos verkaufen möchte.

"Es gibt viele Diskussionen über die Zukunft", sagt Horner. "Wir haben ein Regelwerk für das Jahr 2026. Ich denke, dieses Regelwerk hat gewisse Einschränkungen, was die Show und das Racing angeht. In mancher Hinsicht sind wir an einem Punkt angekommen, an dem das Chassis eine Menge kompensieren muss, vermutlich aufgrund der Schwächen in der Aufteilung zwischen Elektrifizierung und Verbrennungsmotor."

Was Horner damit meint: Durch die Verdreifachung der elektrischen Systemleistung auf rund 350 kW (rund 470 PS) bei gleichzeitiger Beschneidung des Verbrennungsmotors auf nur noch rund 500 PS wird die Effizienz der 2026er-Motoren im Vergleich zu den aktuellen V6-Turbos weiter verbessert. Aber das hat seinen Preis. Denn parallel zu den neuen Powerunits musste die FIA ein komplexes Aero-Reglement mit beweglichen Teilen einführen, um den Speed der Formel 1 aufrechtzuerhalten.

FIA und Formel 1 schließen V10 nicht mehr aus

Tatsache ist: Die V10-Fantasie ist nicht mehr nur Horners Hirngespinst, sondern wird auch bei den Chefs der Formel 1 diskutiert. FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem sprach erst im Februar 2025 davon, dass man für die Zukunft "verschiedene Richtungen" in Betracht ziehen sollte, "darunter das kraftvolle Geräusch eines V10-Motors, der mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben wird".

Und Formel-1-CEO Stefano Domenicali, gerade erst bis 2029 im Amt bestätigt, sagte im August 2024 in einem Interview mit Motorsport-Total.com: Mit nachhaltigen Kraftstoffen "brauchen wir vielleicht nicht mehr so kompliziert oder teuer in der Motorenentwicklung zu sein. Wir könnten zu Motoren zurückkehren, die viel leichter sind und vielleicht einen guten Sound haben."

Warum selbst die Befürworter skeptisch sind

Das Problem ist: "Es ist schon zehn nach Mitternacht, und Cinderella hat das Gebäude verlassen", winkt sogar Horner ab. "Der Romantiker in einem denkt natürlich an einen kreischenden V10, und solange das Ganze verantwortungsvoll mit vollständig nachhaltigen Kraftstoffen umgesetzt wird, ist das extrem attraktiv."

"Aber die große Frage ist: Wann wäre der richtige Zeitpunkt dafür, und was wäre der Plan von heute bis dahin? Denn es wäre natürlich ein riesiger Umbruch, von dem abzuweichen, woran derzeit für 2026 intensiv gearbeitet wird. Der Fan in mir sagt ganz klar: Das Konzept eines kreischenden V10-Motors wäre für die Zukunft des Sports extrem aufregend."

Das Problem liegt in der praktischen Machbarkeit. Das Motorenreglement für die Jahre 2026 bis 2030 ist bereits beschlossen. Audi hat auf Grundlage dieses Reglements die Entscheidung getroffen, in die Formel 1 einzusteigen. Würde die Formel 1 jetzt plötzlich zu V10-Saugmotoren zurückkehren, womöglich schon 2028, hätte Audi keinen Motor mehr. Und würde möglicherweise vor Gericht ziehen, um sich die bereits in den V6-Turbo investierten Millionen zurückzuholen.

Die FIA-Arbeitsgruppe, die sich laut Medienberichten bereits konkret mit der V10-Rückkehr auseinandersetzen soll, existiert nicht. Wahr ist aber: Bei der FIA möchte man herausfinden, wie die offizielle Position von Audi, Ferrari, General Motors, Honda und Mercedes und zu einer möglichen V10-Rückkehr lautet. Und mit offizieller Position ist nicht die Meinung etwa von Toto Wolff oder Flavio Briatore gemeint, sondern die der Konzern-CEOs und Vorstände.

Hängt alles mit Donald Trump zusammen?

Dass die Automobilhersteller derzeit nicht mehr ganz so intensiv und öffentlich elektrisch denken wie noch vor zwei Jahren, mag auch politischer Zeitgeist sein. Im Weißen Haus sitzt seit Januar nicht mehr Joe Biden, sondern Donald Trump - und der ist als eine der ersten Amtshandlungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten und hat ein aggressives Programm zur Förderung von Öl und Gas ausgerufen. Nur: Ob die Menschheit auch in vier Jahren noch fossil denken wird, sei dahingestellt.

"Ein V10 mit nachhaltigem Treibstoff wäre definitiv ziemlich cool", findet McLaren-CEO Zak Brown. "Aber ich sehe nicht wirklich, wie man das zurückdrehen könnte, was derzeit im Gange ist, wegen all der Veränderungen bei den Powerunits. Audi kommt dazu, Alpine geht zu Mercedes, Ford steigt ein. Logistisch gesehen wüsste ich nicht, wie man den Geist wieder in die Flasche bekommt."

Fernando Alonso glaubt jedenfalls nicht daran, nochmal V10-Motoren in der Formel 1 zu erleben: "Wir leben heute in einer anderen Welt, und die Technologie hat sich weiterentwickelt", sagt er. "Wir haben jetzt einen unglaublichen, effizienten Motor, bei dem wir nur etwa ein Drittel des Kraftstoffs verbrauchen, den wir früher verbraucht haben."

"Wir können nicht gegen unsere Zeit und die Hybrid-Ära ankämpfen. Wir dürfen nicht vergessen, wie effizient die Autos heute im Vergleich zur Vergangenheit sind. Das ist etwas sehr Positives. Es ist, als würden wir ohne Halo fahren wollen, nur damit es für die Fans gefährlicher und adrenalinhaltiger wirkt. Das ergibt keinen Sinn, denn wir haben uns weiterentwickelt. Was wir heute haben, ist eine sehr gute Formel 1 und ein sehr guter Moment für den Sport", findet der 43-Jährige.

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