• 23. Februar 2024 · 12:28 Uhr

Hülkenberg: Ingenieure können neuen Teamchef Komatsu nicht täuschen

Mit Ayao Komatsu weht bei Haas mittlerweile ein anderer Wind: Sein Hintergrund als Ingenieur sorgt für einige Änderungen - Ingenieure können sich nicht verstecken

(Motorsport-Total.com) - Wenn Haas in diesen Tagen die Formel-1-Testfahrten in Bahrain absolviert, dann herrscht ein etwas ungewohnter Blick an den Kommandostand. Denn der langjährige Teamchef Günther Steiner ist nicht mehr da. Seinen Platz hat der Japaner Ayao Komatsu eingenommen, der den eingeschlagenen Weg des Rennstalls tragen soll.

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Ayao Komatsu bringt eine Menge technisches Know-how mit Zoom Download

Zwar ist Komatsu ebenfalls schon von Anfang an beim Team dabei, trotzdem ist es für das Team nun eine neue Situation. Denn statt dem populären Drive-to-Survive-Kultstar, der Haas kommerziell gut in Szene zu setzen wusste, sitzt jetzt ein knallharter Ingenieur am Ruder, der mit den kommerziellen Angelegenheiten wenig anfangen kann und eher datengesteuert ist.

"Er ist ein komplett anderer Mensch, ein anderer Charakter - das ist ziemlich deutlich", sagt Nico Hülkenberg. Doch er sieht auch die Vorteile daran, einen Teamchef mit einem Engineering-Hintergrund an der Spitze zu haben.

"Er hat eine Menge Erfahrung und Know-how. Die Ingenieure können ihn nicht täuschen, niemand kann das, weil er weiß, was vor sich geht", so der Deutsche. "Er schaut auf die Dinge von der technischen Seite aus."

"Was er bislang gemacht hat und wir er die technische Abteilung umstrukturiert hat, sieht gut aus", lobt Hülkenberg. "Er versucht natürlich viele Strukturen zu verbessern und alles aus dem herauszuholen, was wir haben."

Die Aussagen von Hülkenberg bekommt auch Teamkollege Kevin Magnussen vorgetragen - vor allem die Aussage darüber, dass die Ingenieure Komatsu nicht täuschen können. "Ja, das ist ein guter Punkt", stimmt der Däne zu. "Ich glaube, da steckt etwas Wahrheit drin."

Ingenieure werden jetzt richtig verstanden

Allerdings glaubt er nicht, dass jemand Vorgänger Günther Steiner im Vorjahr täuschen wollte. Trotzdem sieht er es als Vorteil, dass jemand aus der großen Engineering-Gruppe jetzt zum Leiter ernannt wurde: "Jeder hat das Gefühl, dass er mit jemandem reden kann, der ihn auch versteht", so Magnussen.

"Um als Führer verstanden zu werden, musst du erst einmal selbst verstehen. Und ich glaube, für Ayao ist das aufgrund seiner Erfahrung einfacher", sagt der Däne.

"Ich glaube, dass wir in den kommenden Jahren eine andere Dynamik und eine andere Struktur im Team sehen werden", meint er weiter. "Natürlich hatte auch Günther seine Stärken, und Ayao ist jetzt nicht der kommerzielle Typ, aber darum mache ich mir keine Sorgen. Ich möchte einfach ein schnelles Auto, von daher ist das im Moment positiv."

Natürlich ist man sich bei Haas bewusst, dass der Wandel Zeit braucht. Aktuell kämpft das Team bei den Testfahrten in Bahrain darum, die Reifenprobleme der vergangenen Saison in den Griff zu bekommen.

Das ist für die Fahrer auch der richtige Ansatz, weil eine bessere Rennperformance eine bessere Saison bedeuten sollte. "Warum nutzen wir also nicht die drei Tage, um das Problem zu lösen?", sieht es Magnussen pragmatisch.

"So war es auch im Winter und hat die Erwartungen für das Team gesetzt. Es sieht so aus, als würden wir in diesem Jahr nicht mehr so viel träumen. Wir wissen, welche Aufgaben vor uns liegen und in welcher Situation wir uns befinden. Wir sind da ganz realistisch."

Magnussen: Komatsu immer dabei

Für dieses Mindset hat Komatsu mit seinen bisherigen Aufgaben gesorgt. Ansonsten sieht Magnussen aber noch nicht so viele Veränderungen durch den Teamchefwechsel. "Es ist nicht so, dass er ins Büro gekommen ist und sofort alles geändert hat", sagt er.

"Aber zumindest war er jeden Tag da. Er war an der Strecke und auch da, als ich meine Sitzanpassung hatte. Er war einfach da - so wie als er der leitende Renningenieur war. Das hat sich nicht geändert", sagt er. "Er hat jetzt einfach nur die Kontrolle, und das ist für alle schön zu sehen. Sie arbeiten bis spät nachts in der Garage, und Ayao ist ebenfalls da. Das sorgt für ein anderes Gefühl und eine andere Dynamik."


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Auch Hülkenberg betont, dass im Team eine gute Atmosphäre herrscht - trotz der sportlich überschaubaren Aussichten. "Es ist zwar jetzt schon etwas her, aber wir hatten gar nicht die Zeit, um wirklich über alles nachzudenken", sagt er. "In der Formel 1 ist man immer beschäftigt."

"Aber ich glaube, dass sich alle auf die Saison freuen", so der Deutsche. "Natürlich haben wir eine große Herausforderung vor uns, uns vom letzten Jahr zu verbessern. Wir wollen Performance finden und besser sein, aber jeder ist an Bord und bereit."

2024 eine bessere Entwicklung?

Der Saisonbeginn könnte aber schwierig werden, darauf hat Komatsu sein Team schon eingestellt. Das Auto sei nicht gut genug und könnte daher womöglich erst einmal das Schlusslicht sein, hatte er gesagt. Die Frage ist aber, ob sich Haas im weiteren Saisonverlauf verbessern kann.

Das konnte man in den vergangenen Jahren - und insbesondere 2023 - nämlich nicht. Haas war durchaus ordentlich in die Saison gestartet, war dann im Laufe des Jahres aber immer weiter zurückgefallen - auch weil es nur ein Upgrade spät in der Saison gab, was dann nicht einmal eine Verbesserung war.

"Das Problem war, dass wir im Lauf des Jahres keine Performance gefunden haben. Wir haben das Auto nicht entwickelt", sagt Hülkenberg. "Wir haben zwar Entwicklungen gebracht, aber die haben überhaupt nichts verändert. Und das ist natürlich ein Problem."

"Zu Saisonbeginn war es nicht schrecklich, wir waren mehr oder weniger konkurrenzfähig. Aber während die anderen entwickelt haben, gab es bei uns Stillstand - und deswegen sind wir zurückgefallen", sagt er. "In diesem Jahr müssen wir auf dieser Seite einen besseren Job machen."

Komatsu gibt Kommunikationsproblem zu

Und dafür soll nun Komatsu sorgen, der bereits einige Schwächen innerhalb des Teams erkannt hat. Er gibt zu, dass unter anderem die Zusammenarbeit unter den einzelnen Abteilungen "nicht großartig" gewesen sei. Und die Folge daraus war das Austin-Upgrade, das nicht funktioniert hat.


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"Warum bringt man sonst ein Upgrade an die Strecke, was nicht funktioniert?", kritisiert er. "Es muss da irgendein Kommunikationsproblem geben." Genau das versuche er zu lösen und ein gemeinsames Verständnis zu etablieren.

"Ehrlich gesagt, unsere Leute sind für sich gesehen gut. Wirklich gut. Motiviert. Es geht jetzt darum, das zusammenzubringen, aber ich glaube, dass wir das können", so der Japaner. "Aber der Beweis wird sein, wenn wir ein Upgrade bringen. Und wenn es nicht funktioniert, dann könnt ihr mir sagen: Ayao, das war Bullshit!"

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