Hätten andere Fahrer ihren Teamkollegen auch vorbei gelassen?
Bis drei Runden vor Schluss ließ Lando Norris seinen McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri beim Großen Preis von Ungarn zittern - erst dann übergab der 24-jährige Brite seinem Stallgefährten die Führung. Während Teamchef Andrea Stella nie daran zweifelte, dass Norris die Teamorder ignorieren könnte, gibt es in der Formel-1-Geschichte auch andere Beispiele.
Beim Großen Preis von Malaysia 2013 missachtete Sebastian Vettel die Anweisung des Red-Bull-Teams, die Positionen zu halten, und attackierte seinen Teamkollegen Mark Webber. Einige Jahre später weigerte sich Max Verstappen beim Brasilien-GP 2022, seinem Teamkollegen Sergio Perez Platz zu machen, als der Mexikaner noch versuchte, den zweiten Platz in der Gesamtwertung zu erobern.
Und Norris? Der Brite kam den immer emotionaler werdenden Bitten von McLaren, genauer gesagt seines Renningenieurs Will Joseph, schließlich nach und ließ seinen Teamkollegen passieren. McLaren feierte den ersten Doppelsieg seit dem Italien-GP 2021 - auch damals mit Teamorder, als Norris angewiesen wurde, hinter seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo zu bleiben!
"So etwas passiert", sagt Ricciardo, der mittlerweile für Racing Bulls ins Lenkrad greift. "Ich denke, die Ratschläge, die ihm gegeben wurden, waren gut, denn in der Hitze des Gefechts sieht man nicht alles. Man sieht nur den Sieg und das war's. Aber sie sprachen von einer Meisterschaft und 'wir gewinnen als Team' und 'du brauchst vielleicht Oscars Hilfe' und dies und das."
"Und ich glaube, das ist die Perspektive, die man manchmal in der Hitze des Gefechts braucht", weiß der erfahrene Formel-1-Pilot. "Es ist ein Mannschaftssport, man braucht die Hilfe des Teams, und es wird Zeiten geben, in denen einem das in die Karten spielt. Auch wenn man das manchmal nicht hören will, denn wir sind alle hier, um zu gewinnen. Ich glaube, dass es auf lange Sicht definitiv das Klügste ist, wenn man sich auf das Team konzentriert."
Sainz: "Team steht an erster Stelle"
Auch Ferrari-Pilot Carlos Sainz kämpfte bei McLaren gemeinsam mit Norris, allerdings hatten die beiden "nicht diese Art von Geschichte", schmunzelt der Spanier. "Als ich bei McLaren war, haben wir nicht um einfache Doppelsiege gekämpft. Aber eine Teamorder ist eine Teamorder und ich denke, dass das Team immer an erster Stelle steht."
Carlos Sainz präsentiert sich als Teamplayer
"So bin ich meine Formel-1-Karriere in den vergangenen neun oder zehn Jahren angegangen. Und ja, so sehr es auch wehtut und wehgetan haben muss, Oscar ziehen zu lassen."
"Wenn man die Situation analysiert und einen freien Undercut gegenüber dem Teamkollegen hat, dann muss man den Teamkollegen sehr wahrscheinlich vorbeilassen", erinnert Sainz an die Umstände in Ungarn. "Denn ohne den Undercut läge man nicht in Führung."
"Wäre verlockend gewesen, [den Sieg] zu behalten"
Valtteri Bottas, der von 2017 bis 2021 an der Seite von Lewis Hamilton bei Mercedes gefahren ist, kann von ähnlichen Situationen berichten - etwa beim Russland-GP 2018, als er den siebenfachen Weltmeister ebenfalls vorbeilassen musste.Update verpufft: Verliert Red Bull jetzt die WM?
McLaren hat das schnellste Auto in der Formel 1 und holt nach dem Doppelsieg in Ungarn mit großen Schritten auf. Verspielt Red Bull jetzt noch die WM? Weitere Formel-1-Videos
Link zum Newseintrag Autor kontaktieren