Teams stöhnen unter Belastung: Die Grenze ist überschritten
Die Teamverantwortlichen haben sich gegen die aktuelle Belastung in der Formel 1 ausgesprochen: Einige Mitarbeiter haben sogar schon keine Lust auf Rennen mehr
(Motorsport-Total.com) - Der 21 Rennen andauernde Kalender der Formel-1-Saison 2016 hat seinen Höhepunkt erreicht. Aktuell finden vier Rennen innerhalb von fünf Wochenenden statt, was die Teams an ihre Belastungsgrenze bringt. Mittlerweile hat der Arbeitsaufwand in der Königsklasse überhandgenommen, was sich natürlich auch bei den einzelnen Teams niederschlägt. Williams' Technikchef Pat Symonds schlägt Alarm.
"Ich bin seit 40 Jahren im Rennsport, und es ist das erste Mal, dass Leute sagen: 'Na ja, weißt du, eigentlich wollen wir nicht Rennfahren gehen. Wir lieben die Formel 1, wir arbeiten gerne in der Fabrik, aber es ist ein zu großer Einschnitt für das Familienleben und die Lebensqualität, wenn man immer unterwegs ist'", macht sich der Brite Sorgen um diese Entwicklung.
"Die Leute sind einfach müde - und dabei sind wir erst halb durch mit der fünfwöchigen Rennperiode", stimmt Ferrari-Pendant Jock Clear zu. Auch der Brite macht sich Sorgen um die fehlenden Ruhezeiten und die ausbleibende Familienzeit der Mitarbeiter. "Wir sind bereits über dem kritischen Punkt", sagt er und verweist darauf, dass die Formel 1 im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht über Ersatzbänke und Auswechseloptionen verfügt.
Verschärft wird die Situation dadurch, dass durch die drastische Kürzung der Testfahrten keine Testteams innerhalb der Rennställe mehr existieren, sodass die Rennteams nun noch mehr leisten müssen. "Wir sind schon bei 21 Rennen, und wer weiß, ob das nicht noch weitergeht", runzelt Symonds die Stirn. "Im kommenden Jahr müssen wir aber auch noch Reifentests berücksichtigen, von daher denke ich, dass wir schon weit über dem kritischen Punkt sind", sagt er.
Das bringt weitere Probleme mit sich. "Wir können von unserem Personal nicht verlangen, dass sie das Level aufrechthalten", sagt Symonds und glaubt, dass die meisten Teams daher auf eine Rotation ihrer Mitarbeiter schauen werden. Und das bringe wiederum zusätzliche Kosten mit sich, weil man dadurch neue Leute einstellen muss.
Einzig beim Haas-Team sieht man die Sache noch entspannt: "Wir fühlen den Unterschied nicht so, weil wir neu sind und ohnehin arbeiten würden", meint Teamchef Günther Steiner zu diesem Thema. Doch der Südtiroler glaubt nicht, dass man dieses Niveau halten wird können. Laut ihm wäre es besser, wenn man nicht so viele Events auf einem Haufen haben würde. "Da hört der Spaß schnell auf", sagt er. "Ist das vernünftig? Nein!"
Doch die einzige Möglichkeit bei einer Umverteilung der Rennen wäre, den Kalender noch weiter auszudehnen. "Ich denke, das will keiner von uns", winkt Toro Rossos Technikchef James Key ab. Zwischen Saisonende und Saisonauftakt liegen ohnehin nur knapp dreieinhalb Monate. Von daher würden sich wohl alle Beteiligten wünschen, dass der Kalender wieder etwas herunterfährt. 20 Rennen halten ohnehin die meisten für das Maximum.
![Foto zur News: Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"](https://www.formel1.de/public/video/ready/2024-04-26-nico-huelkenberg-und-audi-eine-einmalige-chance-ID18858-size300x150-1714137816.webp "Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"")
