• 17. August 2017 · 12:21 Uhr

Eric Boullier: Niemand hat so einen Siegeswillen wie Alonso

McLaren-Rennleiter Eric Boullier vergleicht seine (Ex)-Fahrer Alonso, Räikkönen & Co.: Wer am besten abstimmt, am spätesten bremst und wer ein GPS im Kopf hat

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Rennleiter Eric Boullier arbeitete in seiner Karriere bereits mit zahlreichen Champions. Doch laut seinen Angaben besitzt Fernando Alonso Qualitäten, die selbst Weltmeister wie Jenson Button oder Kimi Räikkönen nicht haben. "Fernando sticht heraus, weil er diesen absoluten Drang hat, konkurrenzfähig zu sein", erklärt der Franzose gegenüber 'F1i.com'. "Er will einfach nur gewinnen - und zwar bei allem, was er angreift." Da sei es egal, ob man mit ihm Tennis spielt oder eine Runde Go-Kart fährt. "Dafür gibt er 200 Prozent. Sein gesamtes Leben dreht sich darum."

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Eric Boullier attestiert Fernando Alonso einen unbedingten Siegeswillen Zoom Download

Und noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sieht Boullier: "Er holt ab der ersten Runde im Auto das absolute Maximum heraus. Das habe ich davor noch nie bei einem anderen Fahrer gesehen. Man kann die Telemetriedaten also sofort verwenden, weil das Limit des Autos bereits erreicht ist."

Umso härter muss sich der Leidensweg bei McLaren-Honda für Alonso anfühlen, denn auch im dritten Jahr sind Siege komplett außer Reichweite. Alonsos bislang letzter Triumph liegt bereits über vier Jahre zurück: Barcelona 2013. Boullier glaubt, dass sich der Spanier wegen seines Siegeshunger den Ruf als schwieriger Charakter eingehandelt hat. "Aber wenn man das versteht, dann ist es eigentlich einfach im Umgang", meint er.

Jenson Button: Der Set-up-Spezialist

Jenson Button, der 2009 Weltmeister wurde und der im Vorjahr sein McLaren-Cockpit räumte, zeichnet hingegen vor allem das technische Feedback aus. "Er fährt sehr sanft, und sein Feedback ist exzellent", schwärmt Boullier. "Man wird ja nicht ohne Grund Weltmeister." Der Fahrstil des Briten könne aber auch für Probleme sorgen, da er die Reifen schwerer auf Temperatur bringe.

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Vor allem bei der Arbeit mit den Ingenieuren zeichnete sich Button aus Zoom Download

"Er ist sehr sensibel, was die Reifen angeht, er kann das Auto also nicht überfahren. Daher muss er das Auto auf eine gewisse Weise einstellen, um schnell zu sein. Sein Feedback ist aber so gut, dass er jede Richtung einschlagen kann", lobt er die Set-up-Arbeit Buttons.

Während Alonso also auf Anhieb Toprunden fahre und Button bei der Abstimmungsarbeit außergewöhnlich sei, zeichnet sich Kimi Räikkönen laut Boullier durch seine Übersicht im Rennen aus. "Er ist ein spezieller Fall", lacht der Franzose, der mit dem Finnen bei Lotus arbeitete. "Er hat einen ähnlichen Fahrstil wie Jenson, er geht also sehr sorgsam mit ihnen um und fährt sehr weich. Er bremst früher und sanft und nimmt dann viel Geschwindigkeit durch die Kurve mit."

Kimi Räikkönen: Der Mann mit dem GPS im Kopf

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Räikkönen liest die Rennen laut Boullier wie kaum ein Zweiter Zoom Download

Wenn er an Räikkönen denkt, dann werde ihm für immer der Grand Prix von Ungarn 2012 in Erinnerung bleiben, als der Finne für Lotus Zweiter wurde. "Er kann ein Rennen lesen, als hätte er ein GPS in seinem Kopf", erinnert sich Boullier. Räikkönen startete damals als Fünfter und fiel in der ersten Runden bereits neun Sekunden hinter Leader Lewis Hamilton zurück. "Ich fragte ihn damals über Boxenfunk, warum er nicht Tempo macht, obwohl er schneller hätte fahren können."

Die Antwort blieb aus, "aber plötzlich knallte er Runden hin, die um 1,5 Sekunden schneller waren, hielt aber den Abstand zu Hamilton bei zwei Sekunden. Wir hatten keine Ahnung, was hier vorgeht. Er ist beim Boxenstopp verstanden wir seine Strategie. Er holte in Riesenschritten auf Grosjean auf, der aus ersten Reihe gestartet war, der Plan ging auf und er wurde Zweiter. Die gesamte Strategie hatte sich live in seinem Kopf entwickelt. So etwas habe ich noch nie gesehen." Als Typ sei Räikkönen sensibler als viele glauben, meint der Franzose. Seine kühle Art sei zwar auch Teil seiner Persönlichkeit, aber auch Selbstschutz.

Romain Grosjean: Der sensible Spätbremser

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Grosjean holt oder verliert sein Tempo in der Bremsphase Zoom Download

Im Gegensatz zu Button und Räikkönen outet Boullier den aktuellen Haas-Piloten Romain Grosjean, der bei Lotus für den Franzosen fuhr, als Piloten mit einem aggressiven Fahrstil. Und er bringt Licht ins Dunkel, warum sein Landsmann seit über einem Jahr mit den Bremsen hadert. "Romain spürt sein Auto über das Bremsen", sagt Boullier. "Es ist entscheidend für ihn, sehr spät und sehr hart zu bremsen. Er ist vielleicht der Formel-1-Fahrer, der am spätesten bremst."

Der Haas-Pilot hole seine Rundenzeit in der Bremszone, "wodurch er sehr schnell ist, aber wenn er die Bremsen nicht spürt, dann wird es kompliziert". Ein Problem, das Grosjean laut Boullier auch schon in Lotus- und Renault-Zeiten hatte.

Robert Kubica: Der sentimentale Liebling

Ähnlich spät wie Grosjean bremst auch der ehemalige Renault-Pilot Robert Kubica, der sechs Jahre nach seiner Armverletzung, die er sich bei einem Rallyecrash zugezogen hatte, auf ein Formel-1-Comeback hofft.

"Was das Bremsen angeht, ist er nicht weit weg von Romain, aber er ist nicht so sensibel", meint Boullier. Und in Sachen Einstellung erinnere ihn der Pole an Alonso: "Er hat den gleichen Charakter, und er opfert sein Privatleben, um konkurrenzfähig zu sein. Ich mag ihn wirklich. Sein Unfall war der härteste Moment seiner Karriere." Kubica besitze ein außergewöhnliches Talent, "aber er bleibt ein sehr ehrlicher, direkter Typ, der keinen Blödsinn redet, ähnlich wie Kimi und Fernando."

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