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Red-Bull-Krimi: Ecclestone und Newey deuten "Plan B" an
Formel-1-Boss und Stardesigner winken mit dem Zaunpfahl: Plant Red Bull mit einem unabhängigen Hersteller wie Cosworth und einem BoP-Modell ohne Hybrid?
(Motorsport-Total.com) - Wie ausweglos ist die Lage der Red-Bull-Teams wirklich? Diese Frage wird im Formel-1-Paddock unterschiedlich beantwortet. Während einige Insider schon einen Ausstieg des Brauseriesen aus der Königsklasse heraufbeschwören, den Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda "Wahnsinn" nennt, klingt Serienboss Bernie Ecclestone anders. Er ist sicher, dass die frühere Weltmeistermannschaft und Toro Rosso auch in der Saison 2016 mit von der Partie wären. Weil es den ominösen Plan B doch gibt?
Zur Erinnerung: Wie vor einem Monat von 'Motorsport-Total.com' exklusiv berichtet, sondierte Red Bull den Markt, um einen unabhängigen Hersteller zu finden, der einen konventionellen Motor ohne Hybridpower für die Formel 1 trimmt. Gesucht wurde in der Langstrecken-WM (WEC), deren Triebwerke sich rasch auf ein geeignetes Format bringen ließen. Um den Plan umzusetzen, müssten jedoch die Regeln der Königsklasse geändert und ein so genanntes "Balance-of-Performance"-Modell (BoP) eingeführt werden, mit dem ein Leistungsausgleich zwischen dann unterschiedlichen Antriebs-Spezifikationen realisiert wird (zur kompletten Story vom 18. September mit allen Details!).
In genau diese Kerbe schlagen nach Zuspitzung der Lage am Rande des Russland-Grand-Prix in Sotschi zwei, die es wissen müssen: Ecclestone selbst und Red Bulls Ex-Technikchef und jetziger Berater Adrian Newey. "Oft sagen Menschen: 'Nein.' Was sie aber wirklich meinen ist: 'Vielleicht.' Es gibt eben mehr Möglichkeiten als die Leute denken", deutet Ecclestone 'Sky Sports F1' an. Was landläufig als Mercedes-Überraschung oder Renault-Liebescomeback gedeutet wurde, könnte eben dieser Plan B sein.
Erstaunliche Parallelen: Es fällt der Name Cosworth
Der 84-Jährige, der zuletzt wieder auffallend häufig Kritik an der V6-Hybrid-Formel übte, wird noch deutlicher und fordert ausdrücklich einen unabhängigen Zulieferer: "Was wir brauchen, ist ein neues Cosworth. Das ist grundlegend das, was wir wollen. Etwas, womit man ein Team gründen kann und sicher ist, dass man einen Motor erhält. Heute weiß man das nicht." Mercedes und Ferrari sind mit eigenen Werksteams am Start, Renault und Honda haben sich ausdrücklich ihre Premium-Partner auserkoren.
Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen
#10: Fahren dürfen nur die Hinterbänkler - Sie ist der große Trumpf der Williams-Mannschaft. Doch nicht nur deshalb will die FIA der aktiven Radaufhängung beim Kanada-Grand-Prix 1993 einen Riegel vorschieben. Die fortschrittliche, aber unglaublich kostenintensive Technik wird von den Kommissaren bei der technische Abnahme als Fahrhilfe eingestuft und bei allen Teams für nicht-regelkonform befunden worden. Gleiches gilt für die Autos, die auf eine Traktionskontrolle setzten. Hintergrund: Die Systeme beeinflussen hydraulisch die Aerodynamik respektive entziehen dem Piloten teilweise die Kontrolle über den Vortrieb. Es entsteht die Drohkulisse, dass die Scuderia-Italia-Hinterbänkler Michele Alboreto und Luca Badoer die einzigen Starter in Montreal sind. Das Verbot wird bis Anfang 1994 aufgeschoben, dann aber durchgesetzt. Fotostrecke
Der erwähnte britische Hersteller allerdings stieg 1967 als reiner Zulieferer für Lotus ein. Seine Macher Mike Costin und Keith Duckworth leiteten das erste Aggregat damals aus einem Formel-2-Triebwerk ab, indem sie zwei Vierzylinderblöcke zu einem V8 kombinierten. Es ist nicht die einzige erstaunliche Parallele. Cosworth belieferte zwar nie Ferrari, wurde dank erstklassiger Technologie aber später praktisch zum Einheitsausrüster, gewann 155 Grands Prix und zog sich erst Ende der Saison 2013 aus der Formel 1 zurück - als feststand, dass die Hybridnovelle die Serie erobern sollte.
Newey bestätigt: Aus für Renault und Ferrari
Ähnlich deutlich wird Newey gegenüber 'Reuters', wenn es um die Zukunft seines Arbeitgebers geht. "Im Rahmen des Reglements könnten die Motoren irgendwie ausbalanciert werden, sodass es weniger Leistungsunterschiede gibt", lässt der Stardesigner verlauten. Meint er wirklich BoP? Newey fügt an, dass "die FIA dazu bisher nicht gewillt" gewesen sei. Ecclestone hingegen schon, weil er nach Wegen sucht, Hersteller anzulocken, die nicht vor der kostspieligen Mercedes-Domäne zurückschrecken?
Die eingangs genannten A-Pläne erklärt Newey indes für begraben und er nutzt die Chance zu einem Seitenhieb auf die Konkurrenz. "Wir werden möglicherweise aus der Formel 1 getrieben", schimpft er. "Mercedes und Ferrari haben es aus Angst abgelehnt, uns zu unterstützen. Leider ist unsere Beziehung zu Renault so ziemlich durch. Es gab zu viel Ehekrach." Die Absage der Scuderia gilt allerdings möglicherweise nicht für die Juniortruppe Toro Rosso, die ab 2016 wieder mit Power aus Maranello antreten könnte. "Es braucht eine Verbesserung, aber es gibt keinen klaren Weg, auf dem wir sie erreichen könnten", so Newey weiter. Noch keinen klaren Weg. Aber einen Plan B?