• 30. November 2015 · 10:46 Uhr

Ferrari: Zweite Geige ist gut, doch erste Geige wäre besser

Ferrari ist mit Rang zwei in der WM und drei Siegen sehr zufrieden für 2015, doch in der kommenden Saison soll eine Steigerung her: Mercedes soll sich in Acht nehmen

(Motorsport-Total.com) - Seine Wettschulden muss Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nicht einlösen. "Wenn wir vier Mal gewinnen, dann laufe ich ohne Schuhe 100 Kilometer hinauf nach Maranello", hatte der Italiener versprochen. Die Marke von vier Siegen hat die Scuderia in dieser Saison allerdings verpasst, doch auch mit drei Saisonerfolgen liegen die Roten ganz klar im Bereich eines erfolgreichen Jahres. "Drei wären perfekt", so die Ansage zu Beginn von 2015.

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Maurizio Arrivabene und Sebastian Vettel: Die Saison gab Grund zur Freude Zoom Download

"Ich wäre mehr als glücklich gewesen, den Berg zu erklimmen, aber es ist okay", sagt Arrivabene nach dem Saisonabschluss in Abu Dhabi. Für die Scuderia geht ein Jahr zu Ende, das mit Rang zwei in der Konstrukteurswertung und 428 Zählern durchaus als Erfolg zu werten ist. Doch in Maranello weiß man, dass das nicht der Gipfel der sportlichen Ambitionen gewesen sein darf, denn Mercedes mit 703 Punkten noch ein ganzes Stück voraus.

"Wir haben ziemlich große Schritte in diesem Jahr gemacht. Wir sind näher herangekommen, aber wir können nicht sagen, dass wir nah genug sind", erklärt Sebastian Vettel und gibt die Marschroute für 2016 vor: "Wir sind noch nicht die Favoriten, und unser Ziel ist es, das zu ändern." Der Heppenheimer weiß um die Schwierigkeit dieser Aufgabe, denn Mercedes war in vielen Bereichen in dieser Saison das Maß aller Dinge.

Vettels Fazit: Sieben bis neun Punkte

"Mercedes hatte nicht nur aufgrund der Power-Unit oder des Autos eine großartige Saison. Es war eine Kombination aus allem", so Vettel. "Sie hatten ein großartiges Auto, sie konnten ihr Auto seit dem letzten Jahr enorm verbessern, und wir erwarten, dass sie weitermachen. Der Abstand ist da, aber wir haben das ganze Jahr lang versucht, ihn kleiner zu machen, was uns auch gelungen ist - wahrscheinlich besser als allen anderen."


Fotostrecke: GP Abu Dhabi, Highlights 2015

Der eigenen Saison würde Vettel daher eine Note im Bereich sieben bis neun geben, denn "eine Zehn erhält man, wenn man die Weltmeisterschaft gewinnt. Wir können zufrieden sein. Wenn wir eine Chance auf den Sieg hatten, dann haben wir die genutzt. Das spricht für uns. Unser Anspruch ist es aber, zu gewinnen. Wir wollen nicht jedes Mal an die Strecke kommen und wissen, dass man immer noch zu weit weg ist, um ein ernsthaftes Wort mitzureden."

Dementsprechend erfreut und überrascht war man bei Ferrari, als der viermalige Weltmeister in Malaysia sofort sein zweites Rennen für Ferrari gewinnen konnte. Den Sieg in Sepang - nachdem er beim Saisonauftakt schon auf dem Podium stand - sieht Vettel daher auch als seinen Saisonhöhepunkt an. "Den Moment auf dem Podium werde ich niemals vergessen. Ich war schon öfter auf dem Podium, aber das bleibt als eines der besonderen", schwärmt er.

"Iceman" nur teilweise wieder in Form

Auch Teamkollege Kimi Räikkönen hatte einige Höhepunkt zu verzeichnen und konnte - anders als im Vorjahr - endlich wieder auf das Podium fahren. In Bahrain, Singapur und Abu Dhabi nahm der Finne an der Champagnerzeremonie teil - Pech für ihn, dass es zweimal nur Rosenwasser gab. Mit Rang vier in der Fahrerwertung ist der "Iceman" am Ende auch im erwarteten Bereich gelandet.

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Kimi Räikkönen sorgte des Öfteren mal für ein wenig Kleinholz Zoom Download

Doch natürlich gab es in Maranello trotz des gelungenen Jahres nicht nur gute Zeiten zu erleben. Ein paar mehr Plätze unter den ersten Drei hätte man Räikkönen schon zutrauen dürfen, und fünf Ausfälle sind für den Weltmeister von 2007 auch noch steigerungsfähig. Etwas zu häufig war Räikkönen in Unfälle verwickelt, etwa mit Landsmann Valtteri Bottas in Sotschi und Mexiko oder mit Fernando Alonso in Österreich.

Aber auch Sebastian Vettel war 2015 nicht frei von Fehlern, vor allem ein Rennen bleibt ihm negativ in Erinnerung: "Der Tiefpunkt war eindeutig der Unfall in Mexiko, und mit dem Dreher davor war es einfach kein gutes Rennen", sagt er. Und dann war da natürlich noch der Reifenschaden von Spa, der einen weiteren dritten Platz und 15 Punkte kostete. Die restliche Bilanz liest sich aber makellos, denn Vettel war ansonsten immer in den Top 5 zu finden.

Mehr Schippen als Mercedes draufpacken

2015 wird damit als erfolgreiches erstes Jahr für Vettel bei Ferrari abgebucht, für 2016 steigen aber natürlich nun die Erwartungen: "Wir wissen alle, wo wir hinwollen. Die zweite Geige zu spielen ist zwar besser als die fünfte oder die sechste, aber wir wollen die erste Geige spielen", sagt der Deutsche unmissverständlich. "Wir wissen, dass es ein ganz schönes Stück Arbeit ist, ganz nach vorne zu kommen, aber dieses Ziel haben wir uns von Anfang an gesetzt."

Schon jetzt sind alle Augen auf kommende Saison gerichtet, in der Ferrari den ersten WM-Titel seit 2008 einfahren möchte. Dieses Ziel zu erreichen, dürfte aber eine schwierige Angelegenheit werden, denn dass die Konkurrenz hart zu besiegen ist, haben die letzten beiden Jahre gezeigt. "Ich denke, dass sich Mercedes im nächsten Jahr steigern wird, also kann man nicht nur sagen, dass wir den jetzigen Rückstand aufholen müssen, sondern wir müssen noch eine Schippe draufpacken", so Vettel. "Ob das genug ist, wird sich dann nächstes Jahr zeigen."

"Jeder, der sie herausfordern will, muss größere Schritt machen. Das ist unser Ziel. Ich weiß nicht, was hinter den Türen der anderen passiert, aber ich weiß, was in Maranello passiert - und das sieht sehr vielversprechend aus", meint der Heppenheimer weiter. Den Winter begreift er dafür als große Chance, denn dort sei es einfacher, große Fortschritte zu machen, als während der laufenden Saison. "Aber die haben die anderen natürlich auch", möchte er noch nicht zu viel versprechen. "Wo uns das dann hinspült, werden wir in Melbourne wissen."

Gute Vorzeichen für 2016

"Es ist klar, dass wir uns steigern müssen, wir wollen ja nach ganz vorne. Wir wissen, wo unsere Schwächen liegen. In diesem Jahr war vielleicht etwas mehr Ruhe im Team, weil die Umstände klar waren. Die Vorbereitung für das kommende Jahr ist ruhiger verlaufen als für dieses Jahr. Das Team ist gut drauf, die Atmosphäre ist gut. Lange Stunden in der Fabrik sind an der Tagesordnung, und das gehört auch dazu. Wir haben ein großes Ziel und jeder ist bereit, alles dafür zu geben."

Dass es 2016 funktionieren kann, hat die laufende Saison bewiesen, denn im Vergleich zum Vorjahr waren die Schritte nach vorne doch erheblich - trotz der großen Umstellungen im Winter. "Im Winter gab es große Änderungen, und wir haben jetzt neue Talente an Bord, Leute haben ihre Positionen geändert. Dabei handelt es sich um Dinge, die ein großes Team nur schwer verdaut, aber uns ist das ziemlich gut gelungen", lobt Vettel.

Für das kommende Jahr stehen die Vorzeichen daher um einiges besser. "Ich denke, Kimi und ich können uns auch noch ein bisschen steigern, und dann ist klar, dass uns noch beim Auto und Motor ein bisschen was fehlt. Aber wenn man schaut, wo wir zu Beginn des Jahres waren und wo wir jetzt sind, ist das ein riesengroßer Unterschied", macht sich der Deutsche Mut. "Ich wage keine Prognose. Am Ende wollen wir aber gewinnen."

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