Surer: "Wer am meisten Rennen gewinnt, sollte den Titel holen"
Experte Marc Surer hat im WM-Duell der Mercedes-Piloten einen klaren Favoriten: Lewis Hamilton - Der Schweizer schreibt aber auch Nico Rosberg noch nicht ab
(Motorsport-Total.com) - Mit 17 Punkten Vorsprung geht Lewis Hamilton als WM-Spitzenreiter in den Grand Prix der USA, der am Sonntag auf dem Circuit of The Americas in Austin ausgetragen wird. Bei noch drei auf dem Plan stehenden Rennen eigentlich ein beruhigendes Polster, das der Brite auf seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg herausgefahren hat.
Die Zahlen sprechen klar für Hamilton. Neun Saisonsiege gegenüber vier Saisonsiegen von Rosberg. Wäre da nicht die Regel der doppelten Punkte beim Saisonfinale, könnte der Brite die verbleibenden Rennen entspannt angehen. Mit der Aussicht auf 50 WM-Punkte allein beim Grand Prix von Abu Dhabi macht sich aber auch Verfolger Rosberg noch Hoffnungen auf den WM-Titel.
Von einer Vorentscheidung pro Hamilton kann also trotz fünf Siegen mehr und 17 Punkten mehr keine Rede sein. "Das kann sich ganz schnell wieder umkehren", weiß Experte Marc Surer und erinnert an den bisherigen Saisonverlauf: "Es gab eine Phase, als Rosberg alles gewonnen hat und vorne lag. Das Pendel schlägt immer mal wieder um. Deshalb bleibt das WM-Rennen offen."
Fotostrecke: Hamilton: 9 Rückschläge im WM-Kampf
Rückschlag Nummer 1: Schon im ersten Lauf der neuen Formel-1-Saison wird Lewis Hamilton vom Pech verfolgt. Der Brite fährt am Samstag in Melbourne noch souverän zur ersten Pole-Position der neuen Turboära, doch im Rennen ist bereits nach drei Runden Schluss: Der Mercedes gibt mit einem Motorenproblem den Geist auf. Da Teamkollege Nico Rosberg gewinnt, hat Hamilton bereits 25 Zähler eingebüßt. Fotostrecke
Neben dem "Abu Double" am 23. November sieht Surer für Verfolger Rosberg weitere Chancen. "Grundsätzlich ist er der coolere Typ", findet der Schweizer und führt an: "Er kommt mit der Situation insgesamt extrem gut klar. Anfang des Jahres hatte ihm ja niemand zugetraut, dass er um den Titel fahren kann. Deshalb ist Rosberg noch längst nicht geschlagen."
Bleibt die Frage, ob es dem Deutschen anders als zuletzt in Suzuka (Pole-Position) und Sotschi (gewonnener Start) gelingt, seinen britischen Teamkollegen auch bei der Zieldurchfahrt zu überflügeln. "Er weiß, dass er jetzt gewinnen muss. Das hat er zuletzt nicht geschafft", gibt Surer mit Verweis auf Rosberg zu bedenken. Gelingt dem Sohn von Nico Rosberg keine Umkehrung des Trends der zurückliegenden Rennen, dann nutzen auch Überraschungen wie "die Pole-Position von Suzuka, die ja aus heiterem Himmel kam", nichts.
Hamilton hat als Tabellenführer den Vorteil, "ein bisschen relaxter an die Sache herangehen zu können", wie Surer betont. Dank seiner schon jetzt neun Saisonsiege wäre der Brite ohnehin der verdiente Weltmeister. Dies sieht auch der Experte so: "Ich bin der Meinung, dass der Fahrer Weltmeister werden soll, der mehr Rennen gewinnt. Gefühlsmäßig würde ich sagen: Wer am meisten Rennen gewinnt, sollte den Titel holen." Doch dem Schweizer ist klar: "Jetzt haben wir ein Reglement mit doppelten Punkten und man muss mit den Regeln Weltmeister werden, die existieren."