• 30. Oktober 2016 · 22:44 Uhr

Formel 1 Mexiko 2016: Kontroverses Ende nach Hamilton-Sieg

Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Mexiko, aber erst nach dem Rennen wurde es mit feurigen Wortgefechten so richtig spannend

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg nimmt weiter Kurs auf seinen ersten WM-Titel, aber den Grand Prix von Mexiko hat Lewis Hamilton souverän gewonnen. Das Mercedes-Duo feierte vor weit über 110.000 begeisterten Zuschauern im Autodromo Hermanos Rodriguez einen Doppelsieg vor Red-Bull-Pilot Max Verstappen. In der Weltmeisterschaft schmilzt Rosbergs Vorsprung vor den letzten beiden Rennen damit von 26 auf 19 Punkte.

Polesetter Hamilton gewann den Start, bremste in der ersten Kurve zu spät, fuhr in die Wiese, behielt die Führung und lieferte danach 71 Runden lang eine blitzsaubere, fehlerfreie Leistung ab. Auf der Ziellinie betrug sein Vorsprung 8,4 Sekunden. Grund zur Freude, ja, aber Euphorie kommt beim Weltmeister deswegen nicht auf, denn: "Nico tut genau das, was er tun muss, und das macht er gut." Und kann, wenn er in Brasilien gewinnt, aus eigener Kraft vorzeitig Weltmeister werden.

Aber der große Aufreger des Rennens war wieder einmal Verstappen. Das begann in der ersten Kurve, als er so spät bremste, dass er in Rosberg hineinrutschte. Vermutlich weil Rosberg ohnehin an zweiter Stelle blieb und die Autos dabei nicht beschädigt wurden, sprach die Rennleitung dafür keine Strafe aus. In Runde 50 die nächste Attacke gegen Rosberg, der sich im Überrundungsverkehr verbremst hatte und so eine Tür aufmachte.

Aber Verstappen schaffte die nächste Kurve nicht, und damit war das Duell um Platz zwei beendet. Stattdessen stürmte von hinten Vettel heran, mit um 20 Runden frischeren Reifen. Von da an wurde ein bis dahin mäßig aufregender Nachmittag zur heißblütigen Formel-1-Fiesta! Als Vettel drauf und dran war, Verstappen zu überholen, der aber in der ersten Kurve geradeaus fuhr, aufgefordert wurde, die Position zurückzugeben, das aber nicht tat, war es um Vettels Nerven geschehen.

"Hier ist eine Nachricht für Charlie: Fuck off! Fuck off!", tobte der Ferrari-Star - und lieferte einen Funkspruch nach dem anderen, die vor der Ausstrahlung im Live-TV allesamt überpiepst werden mussten. Und weil Vettel mit der rollenden Schikane Verstappen vor sich sein wahres Tempo nicht gehen konnte, schloss von hinten auch noch Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull auf. Da verlor dann selbst Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene am Kommandostand die Contenance.

"Das Adrenalin hat gepumpt", entschuldigt sich Vettel. "Max hat die Strecke verlassen und mir nicht Platz gemacht. Da kann man doch verstehen, dass ich geladen bin." Verstappen sieht das anders: "Lächerlich. Ich hatte keinen Vorteil dadurch. Ich war danach genauso weit vor ihm wie davor." Helmut Marko findet: "Hamilton ist auch geradeaus gefahren und hat auch keinen Platz zurückgegeben. Die ganze Situation ist eines viermaligen Weltmeisters nicht würdig."

Bitter: Verstappen war nach dem Rennen schon im Podium-Room und freute sich auf die stimmungsvolle Siegerehrung, als die Fünf-Sekunden-Strafe ausgesprochen wurde, die ihn auf P5 nach hinten beförderte. Bereits zuvor hatte ihm Vettel in der Auslaufrunde den mahnenden Zeigefinger gezeigt - was der 19-jährige Niederländer mit dem Stinkefinger konterte. Noch nie zuvor in dieser Saison gingen die Emotionen nach einem Rennen so hoch!

Was dabei fast unterging: Beinahe wäre für Vettel der schlimmste Fall eingetreten, nämlich auch Platz vier auf der Strecke zu verlieren, als er von Ricciardo attackiert wurde. Ricciardo versuchte ein Manöver auf der letzten Rille, es kam zu einer leichten Berührung, aber beide ließen sich ausreichend Platz und schafften die Kurve. Nur: In den Augen des Red-Bull-Teams verstieß Vettels Spurwechsel beim Bremsen ausgerechnet gegen die neue "Verstappen-Regel"...

"Ich müsste Dritter sein", ärgert sich Ricciardo. "Seb hat genau das getan, worüber sich in letzter Zeit alle beschwert haben: Er hat beim Bremsen die Richtung gewechselt! Für mich verdient er es nach diesem Manöver nicht, da oben zu stehen. Ich liebe Racing und ich liebe es hart. Ich liebe es, wenn Bremsen blockieren, und auch eine Berührung ist mal in Ordnung. Aber dieser Richtungswechsel beim Bremsen, das macht man nicht!"

Teamintern spielte Red Bull in Mexiko eine Stallorder aus. Ricciardo hatte die Safety-Car-Phase gleich zu Beginn genutzt, um von Supersoft auf Medium zu wechseln, und wurde durch den Undercut an Verstappen vorbeigespült. Der hielt sich jedoch nicht an seinen Vorsatz, am Funk nichts mehr zu sagen: "Und was jetzt? Ich stecke fest", beschwerte er sich. Wenig später machte Ricciardo auch schon artig Platz, damit Verstappen Jagd auf Rosberg machen konnte.

Die einzige Mercedes-Stallregie lautete heute, im Finish Motoren zu schonen, um den Doppelsieg nicht unnötig zu riskieren. Das Ergebnis hilft Rosberg mehr als Hamilton. Rosberg glaubte schon in der ersten Kurve daran, Hamilton zu kriegen, "weil Lewis geradeaus geschossen ist. Er ist dann aber anscheinend voll auf dem Pinsel geblieben!" Und der Schubser von Verstappen? "Inakzeptabel", findet Niki Lauda. "Das hätte Nico die WM kosten können."

Randnotiz: Weil Vettel den längsten ersten Stint aller Topfahrer fuhr, überholte er den großen Alain Prost in der ewigen Rangliste der Formel-1-Führungskilometer. Ferrari war im Rennen wesentlich konkurrenzfähiger als im Qualifying, und wenn es in der Schlussphase eine zweite Safety-Car-Phase gegeben hätte, hätte Vettel mit seiner Strategie sogar gewinnen können. Am Ende wurden es die Plätze drei und sechs. Kimi Räikkönen kämpfte mit Reifenproblemen.

Trotzdem reichte es für den "Iceman" dafür, in der Schlussphase noch an Nico Hülkenberg (Force India) vorbeizugehen, der mit knapp einer Minute Rückstand Siebter wurde. Hülkenbergs Dreher im Zweikampf blieb unbestraft, weil er auf die beiden Williams ausreichend Vorsprung hatte. Lokalmatador Sergio Perez, sauer auf Force India wegen des späten Boxenstopps, biss sich das halbe Rennen lang an Felipe Massa die Zähne aus und wurde Zehnter.

Die Williams-Stallorder pro Valtteri Bottas hatte auf das Ergebnis keine entscheidende Auswirkung; die beiden Fünf-Sekunden-Strafen gegen die beiden Toro Rossos nur auf den hinteren Rängen. Wie Carlos Sainz seinen Landsmann Fernando Alonso (McLaren) in der ersten Runde abdrängte, könnte die harmonische Stimmung zwischen den beiden Spaniern vergiften. Aber Punkte wären sowieso weder für McLaren noch für Toro Rosso möglich gewesen.

Bereits in der ersten Runde war das Rennen für Pascal Wehrlein (Manor), im Qualifying starker 16., zu Ende. Wehrlein wurde in der ersten Kurvenkombination von Esteban Gutierrez (Haas) angeschubst, schlitterte dadurch in den Sauber von Marcus Ericsson und schied aus. Ericsson und Gutierrez konnten weiterfahren, Wehrlein war sauer: "Es ist nicht das erste Mal bei Gutierrez, dass er es übertreibt!" Die Rennleitung drückte bei dessen Heimrennen aber ein Auge zu.

Bitter aus Wehrleins Sicht: Ericsson belegte am Ende den elften Platz - da wäre also auch für Manor einiges möglich gewesen. "Solche Momente sind sehr schwer zu begreifen", seufzt der Mercedes-Junior. "Wenn es ein Rennen gewesen wäre, wo nichts gegangen wäre, da wäre es vielleicht weniger ärgerlich gewesen. Aber an diesem Wochenende waren wir saustark." Schwacher Trost: Zumindest holte Sauber auch keinen WM-Punkt.

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