• 06. Juni 2015 · 00:20 Uhr

Transkript: Lewis Hamiltons kompletter Monaco-Boxenfunk

Die FOM hat den kompletten Monaco-Boxenfunk von Lewis Hamilton veröffentlicht, der beweist: Erst der Fahrer brachte das Team dazu, an einen Stopp zu denken

(Motorsport-Total.com) - Teile davon waren schon unmittelbar nach dem Rennen verfügbar, aber jetzt hat die FOM den kompletten Boxenfunk zwischen Lewis Hamilton und Mercedes-Renningenieur Peter Bonnington in der entscheidenden Phase des Grand Prix von Monaco 2015 veröffentlicht. Bereits in einem ersten Artikel hatten wir analysiert, dass möglicherweise Hamilton selbst den Anstoß gegeben hatte, doch noch Reifen zu wechseln. Dieser Eindruck bestätigt sich nun mit dem vollen Transkript.

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Bei Lewis Hamilton war die Enttäuschung nach Monaco natürlich groß Zoom Download

Zum Zeitpunkt der Grosjean-Verstappen-Kollision hatte Hamilton 19,3 Sekunden Vorsprung auf Nico Rosberg. Dieser wuchs in den Augenblicken, als zunächst das virtuelle und dann das echte Safety-Car aktiviert wurde, dramatisch an. Hamilton war im ersten Sektor der 64. Runde um 0,1 Sekunden schneller als Rosberg, im zweiten um 4,1 und im dritten um 2,3. Zu Beginn der 65. Runde hatte er 27,2 Sekunden Vorsprung. Dann lief er auf das Safety-Car auf und kam mit nur noch 16,1 Sekunden Vorsprung am Ende der 65. Runde an die Box.

Und so ist diese Phase am Boxenfunk abgelaufen:


Renningenieur: "Virtuelles Safety-Car. Beachte deine Anzeige, beachte die Modi. Bleib positiv."
Renningenieur: "Du bleibst draußen. Bleib positiv."
Renningenieur: "Okay, Lewis, das Safety-Car wurde hinausgeschickt."


Fotostrecke: GP Monaco, Highlights 2015

Instinktiv hatte sich die Boxencrew also zunächst richtig entschieden: Position auf der Strecke geht vor den Vorteil neuer Reifen. Denn gerade in Monaco gilt: Selbst wenn man das wesentlich schnellere Auto hat, ist noch lange nicht gesagt, dass man auch überholen kann. Eine Erfahrung, die Hamilton später selbst auch noch schmerzlich machen sollte.

Doch dann bringt Hamilton selbst seine Ingenieure ins Grübeln:


Hamilton: "Seid ihr sicher, dass es das Beste ist, draußen zu bleiben?"
Renningenieur: "Nein, wir kommen Ende der Runde an die Box. Bleib positiv."

Plötzlich entscheiden sich die Mercedes-Ingenieure um, offenbar auf Basis von Computerdaten, die besagen, dass Hamilton die Führung trotz eines Reifenwechsels behalten würde. Allerdings rechnet der Computer nicht ein, dass Bernd Mayländer nicht vollen Safety-Car-Speed geht - um das Feld möglichst schnell einzusammeln. Wäre das Safety-Car mit maximal möglicher Geschwindigkeit gefahren, wäre Hamilton in Führung geblieben.

Das Team stellt Hamilton aber weiterhin frei, sich gegen den Reifenwechsel zu entscheiden:

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Lewis Hamilton im Gespräch mit seinem Renningenieur Peter Bonnington Zoom Download

Renningenieur: "Wir fahren plus eineinhalb Kurven für den Option-Reifen. Es sei denn, du sagst uns noch etwas anderes."
Renningenieur: "Lewis, bitte bestätigen."
Renningenieur: "Okay, wir bleiben also draußen. Bitte bestätigen."

Aber Hamilton (der im Gegensatz zu seinen Ingenieuren natürlich nicht alle Daten vorliegen hat und deshalb auf sein Bauchgefühl vertrauen muss) insistiert erneut, dass ein Reifenwechsel aus seiner Sicht die bessere Entscheidung sei:


Hamilton: "Jungs, das ist nicht gut. Diese Reifen haben ihre ganze Temperatur verloren. Alle werden jetzt auf Options sein."
Renningenieur: "Okay, bestätige. Box, Box."

Nun konzentrieren sich die Funksprüche auf normale Prozeduren während eines Boxenstopps:


Renningenieur: "Abbruch Brems-Magie. Aufpassen bei der Boxeneinfahrt. RS-Modus, RS-Modus."
Renningenieur: "Abbruch RS, Abbruch RS. Achte am Boxenausgang auf die Linie."

Als Hamilton hinter Rosberg und Sebastian Vettel wieder auf die Strecke kommt, dämmert ihm, dass etwas schiefgelaufen ist:


Hamilton: "Was ist passiert, Jungs, was ist passiert?"
Renningenieur: "Okay, Lewis, wir sind zurückgefallen. Wir schauen uns das gerade auf Video an."

Doch Mercedes glaubt noch an die Chance, mit den Supersoft-Reifen das Rennen gewinnen zu können. Hamiltons Supersofts sind um 24 beziehungsweise 25 Runden frischer als die Softs von Rosberg und Vettel.


Renningenieur: "Lass uns Temperatur in diese Bremsen bekommen."
Renningenieur: "Lewis, wir haben das Marshalling-System verloren. Wir müssen vielleicht etwas unternehmen, um DRS zu überschreiben."
Hamilton: "Ich habe dieses Rennen verloren, nicht wahr?"
Renningenieur: "Nicht wenn sie ihre Reifentemperatur verlieren. Sie sind auf Primes, du hast momentan sehr gute Options auf dem Auto."
Hamilton: "Wie viele Runden noch?"
Renningenieur: "Es sind noch 13 Runden zu fahren."

Doch Hamilton sollte richtig liegen: Das Rennen war nach dem Boxen-Malheur nicht mehr zu gewinnen, weil die sogenannte "Track-Position" in Monaco zu wichtig ist.

"Wir haben einigen der beteiligten Personen mehr Freiraum verschafft, sodass sie mehr Kapazitäten haben."Paddy Lowe
Zwei Wochen später sagt Technikchef Paddy Lowe: "Es wurde ein Fehler gemacht. Wir analysieren all unsere Fehler, um daraus zu lernen und die möglichen Auswirkungen auch auf andere Bereiche zu verstehen. Es gab Probleme in der Software, also haben wir einige Fehler behoben, die darin versteckt waren. Wir haben unsere Kommunikation verändert und einigen der beteiligten Personen mehr Freiraum verschafft, sodass sie mehr Kapazitäten haben. Es gibt Änderungen."

Aber Lowe verteidigt das Team: "Ich möchte etwas unterstreichen: Natürlich war das eine große Sache, aber es war nur ein kleiner Fehler - ein kleiner Fehler mit großen Auswirkungen. Aber ich stelle mich vor mein Team, denn die Jungs haben in den vergangenen Jahren nur sehr wenige Fehler gemacht. Die Formel 1 ist ein komplexes Business, in dem man viel richtig machen muss. Meistens haben sie das hinbekommen."

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