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Problem Regenreifen: Hat Pirelli den Grund für die Schwierigkeiten gefunden?
In der modernen Formel 1 setzen Fahrer lieber auf den Intermediate als auf den Regenreifen: Pirelli hat ein neues Problem ausgemacht und will es beheben
(Motorsport-Total.com) - Regenreifen im Einsatz während eines Rennwochenendes zu sehen, ist in der Formel 1 zu einer Seltenheit geworden. Der Hauptgrund dafür ist die Sicht: Wenn deutlich mehr Wasser auf der Strecke ist - etwa zuletzt beim Großbritannien-GP in Silverstone - bleibt die Sicht das größte Problem.
Die FIA hatte gehofft, die Gischt mit der aktuellen Fahrzeuggeneration zu reduzieren, aber es wurden nur geringe Fortschritte gemacht. Die Sicht bleibt unter nassen Bedingungen ein limitierender Faktor - ein Problem, das nicht so schnell verschwinden wird, insbesondere nach dem gescheiterten Test mit Radabdeckungen.
Ein weiteres zentrales Problem ist der Reifen selbst. Mehrere Fahrer, darunter der amtierende Weltmeister Max Verstappen, haben betont, dass sie so lange wie möglich auf Intermediates bleiben, selbst wenn die Bedingungen eigentlich Regenreifen erfordern würden.
Um dem entgegenzuwirken, arbeitet Pirelli daran, den sogenannten Crossover-Punkt zwischen beiden Reifenarten zu verbessern. Eines der Ziele für 2025 war es, den Crossover-Punkt für Regenreifen bei etwa 115 bis 116 Prozent der Trockenzeiten zu setzen. In der Realität lag dieser Schwellenwert laut Pirellis Motorsportchef Mario Isola jedoch näher bei 118 Prozent.
Sind die Beschwerden der Fahrer komplexer als gedacht?
Aber es geht um mehr als nur die Wassermenge oder den Crossover-Punkt. In einem exklusiven Interview mit der niederländischen Edition von Motorsport.com erläutert Pirelli ein weiteres, vielleicht noch wichtigeres Problem mit den Regenreifen in den letzten Jahren.
"Wir haben die Entwicklungsrichtung für die Regenreifen etwas geändert", sagt Motorsportmanager Mario Isola. "Statt wie in den vergangenen Jahren das Aquaplaning zu priorisieren - das war ein Feedback der Fahrer - haben wir nun die Kommentare besser analysiert. Und wir haben festgestellt, dass es eher mit einem Verlust an Kurvengrip zu tun hatte als mit echtem Aquaplaning."
Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1
In der Geschichte der Formel 1 engagierten sich neun verschiedene Reifenhersteller: Zwei davon hatten oder haben ihren Ursprung in Großbritannien, zwei in den USA und jeweils einer in Deutschland, Japan, Belgien, Frankreich und Italien. Hochzeiten des später als "Reifenkrieg" bezeichneten Szenarios mit mehreren Zulieferern zum gleichen Zeitpunkt sind die Jahre 1954 und 1958, als sechs verschiedene Firmen ihre Produkte ins Rollen bringen. 1950 beginnt alles mit vier Marken... Fotostrecke
Dieser Gripverlust, so Isola, hänge vor allem mit den Profilblöcken zusammen: "Wenn man in Richtung Aquaplaning-Bekämpfung entwickelt, fügt man immer mehr Rillen in den Reifen ein. Aber das bedeutet kleinere Profilblöcke, die sich stärker bewegen."
"Wenn sich diese Blöcke bewegen, erzeugt man Hitze - und das führt dazu, dass sich der Regenreifen überhitzt. Es klingt wie ein Witz, aber es ist wahr! Dieses Überhitzungsproblem verursachte den Gripverlust - und genau das meinten die Fahrer eigentlich."
Größere Änderungen für 2026?
Diese Erkenntnis wurde bereits teilweise bei den diesjährigen Regenreifen umgesetzt: "Wir haben beschlossen, das Profilmuster leicht zu ändern, um die Überhitzung mit der aktuellen Konstruktion und Mischung zu verringern."
"Das sollte helfen, die Bewegung der Blöcke und damit die Überhitzung auf Strecken mit höherer Belastung als Fiorano oder Paul Ricard - wo wir testen können - zu reduzieren", so Isola.
Die komplette Regelreform für 2026 beinhaltet auch neue Reifen - und gibt Pirelli die Chance, diesen Entwicklungsweg weiter zu verfolgen. "Für 2026 ist unser erstes Ziel, den Crossover-Punkt zwischen Intermediates und Regenreifen zu verbessern, sodass die Teams frei wählen können, ohne dabei Performance zu verlieren. Und ja, wir denken auch über ein komplett neues Profilmuster nach, um diesen Ansatz weiter zu verfolgen."
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Ein wiederkehrendes Thema in der Diskussion um die Regenreifen ist der Mangel an Testmöglichkeiten. Teams und Fahrer beklagen sich häufig über die Regenreifen, aber Pirelli betont, dass die Entwicklung unter den aktuellen Bedingungen äußerst schwierig sei.
"Wir haben weiterhin das Problem, dass wir auf Hochlast-Strecken nicht unter nassen Bedingungen testen können. Aber was wir jetzt tun, ist, dass wir bei jedem geplanten Test - Barcelona, Jerez und so weiter - immer einen Plan B mit Regenreifen bereithalten."
"Wenn es also regnet, werfen wir den Testtag nicht einfach weg, sondern wechseln das Programm und versuchen, die Regenreifen zu testen. Natürlich ist das keine kontrollierte Umgebung, und man hat keine Sprinkleranlage, um einen konstanten Wasserstand zu erzeugen, aber es ist dennoch Wasser da - ähnlich wie bei einem Rennwochenende."