• 09. März 2023 · 11:11 Uhr

"Dead man walking": So kritisiert Haas Mick Schumacher in "Drive to Survive"

Mick Schumacher kommt in der neuen Netflix-Staffel nicht gut weg, doch Haas-Chef Günther Steiner steht zu seinen Aussagen, die in "Drive to Survive" gezeigt werden

(Motorsport-Total.com) - Die fünfte Staffel der Netflix-Dokuserie "Drive to Survive" ist vor allem in der deutschen Formel-1-Community in aller Munde. Heiß diskutiert wird insbesondere Folge 4 ("Wie der Vater, so der Sohn?"), die Mick Schumachers Saison 2022 und die Konflikte bei Haas aufarbeitet - und in der Teamchef Günther Steiner teils harte Kritik an Schumacher übt.

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Mick Schumacher im Interview für Netflix-Staffel 5 von "Drive to Survive" Zoom Download

"'Drive to Survive' zeigt natürlich die übelsten, die am meisten zugespitzten Momente", erklärt Steiner, von 'Motorsport-Total.com' mit seinen harten Aussagen konfrontiert. "Das muss die Show auch tun. Ich kann nicht zurücknehmen, was ich gesagt habe. Und es wurde entschieden, das nicht rauszuschneiden, weil wir nichts zu verstecken haben. Es ist, wie es ist. Ich schäme mich nicht dafür."

Die erste Szene in Folge 4, in der Schumacher harscher Kritik ausgesetzt wird, ist sein Qualifying-Crash in Saudi-Arabien. Netflix zeigt Ausschnitte aus einem Telefonat zwischen Steiner und Teameigentümer Gene Haas nach dem Unfall.


Steiner: "Gene, es ist übel. Zwischen einer halben Million und einer Million, würde ich sagen. Fucking hell. Wir geben ihm ein Jahr zum Lernen, und was macht er? Beim zweiten Rennen zerstört er das verdammte Auto. Nur weil der andere schneller ist."


Haas: "Führ mal ein Gespräch mit Schumacher. Es wächst ihm über den Kopf."


Steiner: "Es ist frustrierend, weil es nicht notwendig war. Niemand hängt in der Formel 1 rum, um eine schöne Zeit zu haben. Du musst Leistung bringen."

Eine der nächsten Szenen zeigt dann Schumachers Kollision mit Sebastian Vettel im Rennen in Miami, die ihn damals womöglich seine ersten Punkte in der Formel 1 gekostet hat. Teamkollege Kevin Magnussen nimmt Schumacher in der Doku in Schutz: "Mick packt das. Er kann mehr", sagt er zu Steiner. Der winkt ab: "Aber sobald er mehr versucht, crasht er, verdammt nochmal."

Monaco: Wieder telefoniert Steiner mit Gene Haas

Nächste Szene: Monaco. Wieder crasht Schumacher, und wieder telefoniert Steiner in der Doku mit Haas. Den Zusehern wird klar, dass sich hinter den Kulissen bereits abzeichnet, was in der Öffentlichkeit erst Wochen später eingeräumt wurde, nämlich dass Schumachers Chancen auf eine Vertragsverlängerung teamintern bereits vernichtend gering sind.


Haas: "Es braucht halt Talent. Du kannst dir Talent nicht erarbeiten."


Steiner: "Nein. Du kannst es nicht kaufen und du kannst es nicht entwickeln."


Haas: "Das ist der 'Dead-Man-Walking'-Bereich."


Steiner: "Wenn er die Hosen nicht hochkrempelt, wird er das bald sein."

Als "dead man walking" wird im Englischen ein zur Todesstrafe verurteilter Mann bezeichnet, der zwar noch am Leben ist, dessen Tage aber bereits gezählt sind. Was Haas damit nach dem Crash in Monaco vermutlich aussagen wollte: dass Schumachers Chancen, 2023 bei Haas Formel-1-Rennen zu fahren, drastisch schwinden, solange ihm immer wieder Fehler passieren.

Steiner und Sky: Interview kommt in "Drive to Survive" vor

Vom Baku-Wochenende zeigt Netflix dann jenes breit bekannt gewordene Interview zwischen Steiner und Sky-Reporter Peter Hardenacke, das anschließend heiß diskutiert wurde und dazu führte, dass Steiner dem TV-Sender bis heute keine Interviews mehr gibt.

"Drive to Survive" zeigt Steiner, wie er nach dem Interview zu seiner Pressesprecherin sagt: "Das Interview war ziemlich fies. Die waren nicht fair. Ich meine, wenn Mick nicht bleiben will, wenn es ihm nicht gefällt, kann er ja gehen."

Micks Onkel Ralf Schumacher kann im Nachhinein betrachtet nicht verstehen, "warum er das Interview auf Mick bezieht und nicht auf das, was Sky mit ihm gemacht hat". Das findet der Sky-Experte "ein bisschen unfair und schade". (Ein Interview mit Ralf Schumacher über Mick Schumachers Darstellung in der Netflix-Serie erscheint in den nächsten Tagen auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Kanal jetzt abonnieren, um das Video nicht zu verpassen!)

Im Qualifying in Baku landete Mick Schumacher dann auf dem letzten Platz, eine Sekunde hinter Magnussen (16.). Das Rennen beendete er mit einer Runde Rückstand an 14. Position. Während des Rennens erkundigte er sich, ob es sein kann, dass die Bremsen überhitzen.

Steiner, zu dem Zeitpunkt offenbar schon ziemlich gereizt, wird am Kommandostand gezeigt, wie er zwar nicht zu Schumacher ins Cockpit funkt, aber zum Ingenieursteam: "Er ist besorgt, dass er die Bremsen überhitzen könnte. Fucking hell. Er fährt so verdammt langsam, er muss nicht bremsen. [...] Das ist zu langsam. Fucking hell. Ihr seht ja die Zeiten."

Steiner und Schumacher: Bisher keine Aussprache

Seit die Netflix-Doku am 24. Februar veröffentlicht wurde, sind sich Steiner und Schumacher laut Steiner "beim Test einmal kurz" über den Weg gelaufen. Eine Aussprache hat nicht stattgefunden. Steiner winkt, von 'Motorsport-Total.com' darauf angesprochen, ab: "Wenn er ein Problem damit hat, was soll ich machen?"

"Ich selbst habe die Folge nicht gesehen", erzählt der Südtiroler. "Ich habe das alles so gesagt. Ich erinnere mich an einige Aussagen. Sie haben übrigens nicht alles gezeigt, was ich gesagt habe. Im Eifer des Gefechts sage ich manchmal Dinge, aber ein paar Stunden später klingt das dann oft schon wieder anders."

Pressesprecher von Haas gibt Netflix-Szenen frei

Was in "Drive to Survive" gezeigt wird und was nicht, können die betroffenen Teams zum Teil mitbestimmen. Sollten in der Rohfassung besonders unangenehme Passagen vorhanden sein, können die Teams Netflix darum bitten, diese herauszuschneiden. Steiner kümmert sich um diesen Prozess aber nicht selbst. Das erledigt das Presseteam von Haas.

"Ich selbst schaue es nicht", sagt Steiner. "Ich habe nur einen aus dem Team, der sich das ansieht. Ich lasse da die anderen entscheiden. Für mich ist es schwierig, mich selbst zu beurteilen. Am liebsten wäre mir, wenn sie gar nichts zeigen. Aber dann kommst du halt nicht vor, und das ist für das Team auch wieder nicht gut."

Steiner unterstreicht: "Ich bin kein Schauspieler. Was ihr da seht, ist keine Schauspielerei. Ich bewerte selbst nicht, ob ich dabei gut aussehe oder nicht. Ich mache nur meine Arbeit. Und meine Arbeit messe ich daran, was wir auf der Rennstrecke erreichen, nicht daran, ob wir bei Netflix gute Figur machen oder nicht. Das ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal."

Mit Hülkenberg und Magnussen kann Steiner besser

Aus der Wahrnehmung, dass Steiner mit seinen 2021er-Rookies Schumacher und Nikita Masepin menschlich nie wirklich warm geworden ist, macht der Haas-Teamchef übrigens gar keinen Hehl. Sein Verhältnis zu Schumacher sei zwar nie ernsthaft beschädigt gewesen, hat er mehrmals erklärt; doch wer ihm heute zuhört, kann erahnen, dass ihm der Umgang mit Magnussen und Nico Hülkenberg leichter von der Hand geht.

Mit Magnussen und Hülkenberg sei der große Vorteil, dass sie Steiner schon kennen und umgekehrt, "und wenn man den Charakter einer Person kennt, kann man leichter damit umgehen. Außerdem waren Mick und Nikita um fast eine Altersgeneration jünger. Das macht natürlich auch einen Unterschied", räumt Steiner ein.

"In der Theorie sollte ich auch mit jüngeren Leuten umgehen können. Das kann ich auch. Aber es ist eine andere Beziehung als zu Kevin und Nico. Mit manchen kommt man besser aus, mit manchen schlechter. Ich kam auch mit Nikita und Mick aus. Aber die sehen in mir eine andere Person als Kevin und Nico, die mich schon viel länger kennen", sagt Steiner.

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