• 25. Februar 2023 · 20:29 Uhr

Haug glaubt an Schumacher: "Das Beste, was ihm passieren konnte"

Norbert Haug sieht für Mick Schumacher einen Weg zurück zum Stammcockpit und glaubt, dass der Formel-1-Reservist bei Mercedes aktuell perfekt aufgehoben ist

(Motorsport-Total.com) - Erst kürzlich bescheinigte Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Mick Schumacher in der Formel 1 keine große Zukunft mehr, nachdem der Deutsche sein Haas-Cockpit verlor und als Reservist bei Mercedes unterkam. Ganz anders sieht das Norbert Haug, der frühere Mercedes-Motorsportchef.

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Mick Schumacher beobachtete die Formel-1-Testfahrten aus dem Hintergrund Zoom Download

"Das ist mit Abstand das Beste, was ihm passieren konnte. Das ist gar keine Frage", sagt er im Gespräch mit Formel-1-Sender Sky. Schließlich sei Mercedes eines der Topteams und könne Schumacher junior entsprechend fördern und fordern.

"Der Mick ist bekanntlich ein Learner, ein aufgeschlossener, gescheiter junger Kerl. Der wird das aufsaugen. Für den ist es eine komplett neue Erfahrung", so Haug. Er betont zwar, dass er auch großen Respekt vor dem Haas-Team habe. "Das sind auch nicht die sogenannten Nasenbohrer, ganz und gar nicht. Das sind alles Profis, die da in der Formel 1 heute sind. Aber Mercedes gehört zum Oberhaus."

Dort könne Schumacher noch viel lernen, wenn Teamchef Toto Wolff ihn unter seine Fittiche nimmt, glaubt Haug. "Ich habe das früher auch gemacht. Da wurden wir immer gefragt, wie coacht ihr denn eure Fahrer? Wir haben die nicht speziell gecoacht, aber wir sind im Flieger stundenlang nebeneinander gehockt."

"Bei einer 10-stündigen Reise zum Beispiel. Da ergeben sich Gespräche, die kannst du in keinem Konferenzraum führen. Auf Flugreisen kann man sich relaxed wirklich stundenlang unterhalten, was man sonst nie tut. Keiner kann abhauen, was auch gut ist. Das ist immer ein sehr, sehr schöner Platz, um Dinge auszutauschen."

"Da kann man nicht lernen, wie man schnell Auto fährt", weiß der 70-Jährige. "Das kann der Mick besser als jeder Teamchef. Aber man kann die Hintergründe lernen. Man kann lernen, um die Ecke zu denken, was der Michael übrigens blendend konnte - zu Ende denken, antizipieren, was lauert auf mich nach der nächsten Kurve."

Wozu Haug Schumacher bei Mercedes rät

Das könne sich auch Mick Schumacher aneignen, indem er alles aufsaugt und seinem Gesprächspartner "das sprichwörtliche Loch in den Bauch" fragt, rät ihm Haug.

"Das sind die Kameraden, die vorankommen. Und da waren die Vettels und die Schumachers und die Rosbergs und die Hamiltons und alle, die es dann zu einem Weltmeistertitel gebracht haben. Da waren die kein Haar anders. Keiner von denen hat Ruhe gegeben. Die haben gefragt, gefragt, gefragt und auch so oft teilweise gefragt, dass du dir schon sprichwörtlich die Haare gerauft hast", gibt er zu.

"Das kann durchaus anspruchsvoll sein. Aber ich habe das natürlich genossen, wenn ein Fahrer da wirklich ordentlich gebohrt hat. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass der Chef, der Vorgesetzte immer auf Augenhöhe mit den ja meist jüngeren Fahrern spricht."

Genau das könne man bei Mercedes sehr gut, meint der ehemalige Motorsportchef. Von allen Chancen, die es für Schumacher gegeben hätte, erachtet er die beim deutschen Autohersteller auch deshalb als die beste: "Er kann da was draus machen."


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Zwar sagt Haug mit Blick auf Schumacher begrenzte Zeit auf der Strecke: "Keiner wünscht den aktiven Fahrern irgendwas, dass die ersetzt werden müssen. Aber womöglich in einem anderen Team, womöglich kriegt er eine Testfahrt, womöglich kriegt er ein Freitagstraining, außer der Reihe oder was auch immer."

"Und ich glaube auch, dass man schon an der Simulatorarbeit sehen kann, was der Mick zur Party mitbringt. Und wenn er das richtige Debriefing mit den Ingenieuren gestaltet, wenn er gut ist und ein gutes Feedback gibt, dann werden die schon mit der Zunge schnalzen und sagen, ich will gerne mit dem Mick arbeiten, der gibt uns Tipps und der bringt uns weiter. Die Chance ist da", bleibt Haug zuversichtlich.

Schumacher kann "ein richtiger Guter" werden

Natürlich müsse Schumacher dafür am Ball bleiben, hart arbeiten und weiter lernen. "Aber ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass er das macht. Und er wird niemals den Namen Schumacher nach vorne stellen. Ich glaube, in vielen Fällen ist das natürlich mit einer viel größeren Erwartungshaltung verbunden, klarerweise."

Diesem Druck hat sich Schumacher aus Haugs Sicht aber bravourös gestellt - auch im Moment der Niederlage: "Ich will ja kein Mick-Schuhmacher-Loblied singen. Aber wie er mit den Problemen des letzten Jahres auch bei Interviews umgegangen ist, ein Fahrer der nie ein schlechtes Wort über sein Team verliert, das ist der wahre Profi."

"Da kenne ich ein paar andere Spießgesellen, die schon viel länger in der Formel 1 fahren, die sind euch, den Journalisten, natürlich lieber, die mal richtig den Nagel reinhauen. Aber der Mick ist da der super Profi. Da kann man nur sagen 'Hut ab'", findet Haug.

"Und wenn dieses Können genauso im Rennauto stattfindet, das traue ich ihm zu, dann hat er Potenzial, ein richtig Guter zu sein und zu werden", ergänzt der Deutsche.


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In dem Zusammenhang übt er auch indirekte Kritik an Günther Steiner, der mit Schumacher gegenüber den Medien des Öfteren hart ins Gericht ging. "Vielleicht bin ich da auch vom sogenannten alten Schlag, aber ein Fahrer kritisiert sein Team nicht öffentlich und ein Teamchef kritisiert seinen Fahrer nicht öffentlich."

"Der kann vielleicht mal die Augenbrauen hochziehen und sagen, da sage ich jetzt nichts dazu oder lassen Sie mich da mal eine Nacht drüber schlafen oder oder. Aber richtig kontrovers, Fahrer gegen Team oder Team gegen Fahrer", das geht für Haug zu weit.

"Natürlich werden die Fragen so gestellt, dass der Gesprächspartner gefälligst explodiert. Aber es ist ganz gut, wenn man das beherrschen kann. Und wenn der Mick das mit 22 kann, keine Explosionsgefahr beim Interview, egal, was du mit mir versuchst, ich werde nicht aus dem Leim gehen. Das ist schon eine ganz gute Grundlage."

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