• 09. Dezember 2022 · 23:54 Uhr

Bizarr anmutende Szene bei Weltmeister-Ehrung in Bologna

Eine bizarre Szene bei der Pokalübergabe, Verspätung der Weltmeisterdelegation: Das war die FIA-Gala in Bologna mit der Ehrung der Formel-1-Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Es war genau 23:06 Uhr Ortszeit in Bologna, als Max Verstappen den Pokal für den Formel-1-Weltmeister 2022 aus den Händen von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem erhielt. Im "Livestream" der FIA auf YouTube mussten sich die Verstappen-Fans jedoch bis 23:30 Uhr gedulden, ehe sie den großen Moment miterleben durften.

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Max Verstappen und Christian Horner mit ihren Weltmeisterpokalen für die Saison 2022 Zoom Download

Dazu muss man wissen: Die FIA-Gala begann vor Ort bereits um 18:00 Uhr, wurde aber erst ab 21:30 Uhr gestreamt. Denn die Siegerehrung ist traditionell in mehrere Abschnitte unterteilt, zwischen denen den Motorsportlern und Verbandsfunktionären im Festsaal vor Ort ein Essensgang nach dem anderen serviert wird.

So klaffen das Geschehen vor Ort und der Livestream zu Beginn des Abends noch um dreieinhalb Stunden auseinander. Im Livestream werden dann aber die Essenspausen aus der Übertragung geschnitten, sodass der Zeitunterschied immer geringer wird. Am Ende waren es nur noch 24 Minuten zwischen Echtzeit in Bologna und dem Livestream im Internet.

Seinen ersten Auftritt am Gala-Abend hatte Verstappen bereits früh, als er die Pokale an die Kart-Weltmeister 2022 (Viktor Gustafsson, Matheus Morgatto und Enzo Tarnvanichkul) übergab. "Ich vermisse die alten Tage. Hat mir Spaß gemacht", so der nunmehr zweimalige Formel-1-Weltmeister in seiner Laudatio.

Leclerc und Verstappen auch als Laudatoren

Vizeweltmeister Charles Leclerc überreichte dazwischen den Award für den FIA-Rookie des Jahres an Zane Maloney aus Barbados, den Gesamtzweiten der Formel 3 und frischgebackenen Red-Bull-Junior. Leclercs Ratschlag: "Ich bin mir sicher, dass du eines Tages mit uns Formel 1 fahren wirst, wenn du immer dein Bestes gibst."

Verstappens großer Moment dann folgte etwas später. Und der Niederländer war mit den Gedanken eigentlich ganz woanders. Denn auf dem Handy verfolgte er das packende Elfmeterschießen der "Oranjes" im dramatischen WM-Halbfinale gegen Argentinien, das für das niederländische Team letztendlich knapp verloren ging.

Zuerst erhielt Teamchef Christian Horner den WM-Pokal für den siegreichen Konstrukteur aus den Händen von Formel-1-CEO Stefano Domenicali. Sulayem witzelte: "Den ziehen wir dir nicht vom Costcap ab, Christian." Wofür sich der bedankte: "Das ist sehr großzügig!" Den Pokal widmete Horner Dietrich Mateschitz: "Zum Glück hat er noch gesehen, wie Max in Japan Weltmeister wurde."

Domenicali muss Sulayem einbremsen

Als Horner wegen des chaotischen Rennens in Suzuka eine flapsige Bemerkung vom Stapel ließ, fühlte sich Sulayem offenbar angegriffen: "Es war nicht die FIA, die die Regeln gemacht hat, sondern es waren die Teams. Die FIA implementiert sie nur." Domenicali musste den Präsidenten lachend am Riemen packen: "Jungs, lasst uns aufs Wesentliche konzentrieren." Eine bizarr anmutende Szene.


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Verstappen stand dann ziemlich gelassen neben seinem Weltmeisterauto RB18, als er den Pokal endlich in Händen hielt. Dabei hatte der Abend nicht nach Plan begonnen. Die Red-Bull-Delegation hatte tagsüber in Milton Keynes mit dem Team gefeiert. Sergio Perez gönnte sich ein englisches Frühstück mit seinen Ingenieuren, danach gab's einen Termin zum obligatorischen Erinnerungsfoto.

Red Bull: Privatjet hat verspätet abgehoben

Um 18:00 Uhr hätten Verstappen, Perez und Horner zur Weltmeister-Pressekonferenz in Bologna sein sollen, doch weil man sich bei den Feierlichkeiten zu Hause zu viel Zeit gelassen hatte, musste Vizeweltmeister Charles Leclerc (Ferrari) zunächst allein auf die Bühne. Moderator Tom Clarkson wurde durchgegeben: "Die sind gerade erst gelandet."

Also stand Leclerc den wenigen Journalisten, die nach Bologna gekommen waren, allein Rede und Antwort, und nach ihm wurde der Auftritt von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem vorgezogen. Als die Red-Bull-Delegation endlich angekommen war und mitten in die Pressekonferenz des Präsidenten platzte, herrschte trotz der Verspätung gute Laune.

Sulayem will Dresscode "Black Tie" abschaffen

Verstappen, Perez und Horner kamen top gestylt auf der Bühne an, vorschriftsmäßig mit schwarzer Fliege. Sulayems Begrüßung: Für zukünftige Galas will er den Dresscode "Black Tie" abschaffen! "Es hat mich im Geschäft eine Stunde gekostet, denen zu erklären, was ich brauche, weil ich nicht gut Italienisch spreche. Ich will nicht, dass jeder so viele Umstände damit hat", grinste er.

Damit rennt der FIA-Präsident bei seinem wichtigsten Weltmeister (geehrt wurden in Bologna auch alle anderen Champions aus FIA-Rennserien 2022) offene Türen ein: "Also wenn's nach mir geht, ich würde auch in Jeans kommen", flachste Verstappen. Sulayem konterte: "Nicht so drastisch, Max. Ein schwarzer Anzug sollte es schon sein."

Die unkonventionelle Begrüßung war für Verstappen "ein großartiger Start in den Abend" und ein Eisbrecher, als während der Pressekonferenz die ersten Fragen kamen. Etwa jene, inwieweit sich sein zweiter WM-Titel anders anfühle als der erste. Verstappen antwortete: "Die Emotionen sind ganz anders. Das sollten sie aber auch sein."

Verstappen: Weniger emotional als vor einem Jahr

Kein Wunder, denn 2021 kulminierte die Saison im kontroversen Finale von Abu Dhabi, einer WM-Entscheidung, die an Dramatik wahrscheinlich lange Zeit unerreicht bleiben wird. Auch für Verstappen: "Du arbeitest dein ganzes Leben auf ein bestimmtes Ziel hin, nämlich Weltmeister in der Formel 1 zu werden. Das erste Mal ist extrem emotional."

"Dieses Jahr war ganz anders. Wir waren dieses Jahr konkurrenzfähiger, und mit der Art und Weise, wie wir als Team insgesamt performt haben, hat es einfach mehr Spaß gemacht. Wir haben den Fahrer- und den Konstrukteurstitel gewonnen, haben als Team viele Rennen gewonnen. Dieser Titel ist besser, befriedigender. Aber der erste wird immer der emotionalere bleiben."


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Er ließ die Saison Revue passieren: "Nach Bahrain", witzelte der 25-Jährige, habe er bereits gewusst, dass er 2022 Weltmeister wird. Beim ersten Saisonrennen schied er mit einer defekten Benzinpumpe aus. Aber: "Aber als wir das Auto bei den Wintertests auf die Strecke gestellt haben, war es ein sehr konkurrenzfähiges Auto. Nur ein bisschen übergewichtig."

Imola war der Wendepunkt in der WM

Nach den ersten drei Rennwochenenden hatte Leclerc zwei Siege und einen zweiten Platz und Verstappen einen Sieg und zwei Ausfälle auf dem Konto. Und Imola, das Ferrari-Heimspiel in Italien, war Saisonrennen Nummer 4. Mit Sprint und Grand Prix ein Wendepunkt in der WM 2022. "Das Wochenende dort", nickte Verstappen, "war einfach unglaublich."

"Ich wusste, dass wir eine Menge Potenzial hatten, aber zu dem Zeitpunkt hatten wir noch einiges aufzuholen", sagte Verstappen. "Von da an wurde das Auto ständig weiterentwickelt und wurde immer besser, und auch langsam immer leichter. Nach Imola war ich zuversichtlich, dass wir noch eine gute Chance haben."

Horner stimmt zu: Imola sei "entscheidend" gewesen, sagte der Teamchef und unterstrich: "Beide Rennen zu gewinnen und einen Doppelsieg zu erreichen, und Ferrari in ihrer Heimat zu schlagen, das war für uns als Team psychologisch eine große Sache, glaube ich. Und für sie womöglich auch."

"Ich denke, sie hatten im ersten Abschnitt der Saison ein schnelleres Auto als wir. Es war sehr wichtig, dass wir da drangeblieben sind. Unsere WM bestand ja nur aus 21 Rennen. Das erste haben wir mit einem Doppelausfall praktisch ausgelassen. Aber wir mussten dranbleiben."

Verstappen: Spa war unser bestes Rennen

Danach war es eine WM aus einem Guss, mit vielen Highlights. Die Frage nach seinem persönlichen Höhepunkt der Saison beantwortete Verstappen übrigens mit dem "halben Heimrennen" in Spa: "Wir haben das Auto auf die Strecke gestellt, und alles hat auf Anhieb perfekt funktioniert. Ich musste kaum was anrühren, und wir waren meilenweit vor allen anderen."

Am Ende stehen für Verstappen 454 Punkte in der Fahrer- und für Red Bull 759 Punkte in der Konstrukteurs-WM. Das ist im Hinblick auf die Nenngebühr für die Formel-1-WM 2023 ein ziemlicher Brocken. Denn die Gebühr für den Konstrukteurs-Weltmeister setzt sich aus einem Sockelbetrag und weiteren 7.411 US-Dollar für jeden WM-Punkt zusammen.

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Sprich: Red Bull muss schlappe 6.242.636 Dollar (umgerechnet gut 5,9 Millionen Euro) an die FIA überweisen, um 2023 Formel 1 fahren zu dürfen! "Ich habe vor ein paar Tagen die Rechnung erhalten. Unglaublich", staunte Horner. "Mir war gar nicht bewusst, wie viel wir der FIA für die ganzen Punkte zahlen müssen!"

Warum Red Bull beim Trinken aufpassen muss

Große Party gibt's für Red Bull am Freitagabend übrigens keine, zumindest hoffentlich nicht. Denn am Samstag sollten Verstappen und Perez klaren Kopf haben, wenn sie mit ihrem Weltmeister-RB18 durch die Straßen von Milton Keynes donnern. Mit "strikten Geschwindigkeitsbeschränkungen und Radarfallen", wie Horner lachte.

Sollte es mal doch ein bisschen mehr sein als Tempo 50, gibt's Strafen. Sulayem nahm sich selbst auf die Schaufel und meinte zu Horner: "Das Bußgeld morgen nehmen nicht wir!" Und der Red-Bull-Teamchef konterte schlagfertig: "Das ist Marketing. Das geht nicht ins Cap, oder?" Darüber hatten Red Bull und die FIA 2022 bekanntlich die eine oder andere Meinungsverschiedenheit ...

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