• 22. September 2022 · 08:48 Uhr

Wie die Formel 1 ihren beinharten 24-Rennen-Kalender für 2023 geplant hat

Der Formel-1-Rennkalender für 2023 ist mit seinen 24 Rennen nicht überall auf Gegenliebe gestoßen: Welche Herausforderungen die Formel 1 bei der Planung hatte

(Motorsport-Total.com) - Der 24-Rennen-Kalender der Formel 1 für 2023 mag ein Zeichen für die derzeitige Gesundheit der Serie sein, doch für viele war der Zeitplan ein Grund zur Sorge. Für diejenigen, die im Fahrerlager arbeiten, war es das erste Anzeichen dafür, wie viele Wochenenden im nächsten Jahr außerhalb der Heimat verbracht werden müssen.

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Man scherzte über den bevorstehenden Geschäftsboom für Scheidungsanwälte in der Gegend von Oxfordshire, wo die meisten Formel-1-Teams ihren Sitz haben, und schauderte angesichts der vielen Flüge, die in der nächsten Saison anfallen werden.

Die Anzahl der Rennen ist nicht das Überraschende an diesem Kalender. Man wusste, dass dies der Fall sein würde, angesichts der Pläne, Katar und Las Vegas hinzuzufügen, China zurückzuholen und sowohl Spa als auch Monaco zu behalten. Die in der Concorde-Vereinbarung festgelegte Obergrenze von 24 Rennen würde immer erreicht werden.

Kalender 2023: Von wegen geografische Gruppierung!

Es ist die Zusammenstellung der Rennen, die für die in der Formel 1 Tätigen eine Quelle der Frustration gewesen ist. Baku wurde mit Miami zusammengelegt, während Montreal einen Monat später stattfindet.

Katar wurde nicht in die Nähe der anderen Rennen im Mittleren Osten gelegt, Austin wurde nur einen Monat vor Las Vegas angesetzt, wobei letzteres mit Abu Dhabi zum Abschluss der Saison eine Doppelveranstaltung bildet. Auf den ersten Blick macht das alles nicht viel Sinn, vor allem nachdem die Formel 1 ihre Absicht erklärt hatte, die Rennen geografisch zu gruppieren, wo dies möglich ist.

Und das, bevor wir die Triple-Header in Betracht ziehen. Man erinnere sich noch an den ersten Triple-Header im Jahr 2018, bei dem die Teams sagten, dass sie es nie wieder machen wollen und dass ihre Rückkehr im Jahr 2020 wegen COVID-19 nur aus der Not heraus erfolgte.

Nächstes Jahr gibt es wieder zwei Dreiergruppen: Emilia Romagna/Monaco/Spanien und USA/Mexiko/Brasilien. Fünf Rennen in sechs Wochen zum Abschluss der Saison mögen für die Fans spannend sein, aber das Fahrerlager wird dadurch an seine Grenzen stoßen.

Die Gründe für die Terminierung

Die Zusammenstellung des Rennkalenders 2023 war für die Formel 1 nicht einfach zu bewerkstelligen. Ein Teil der Terminplanung für die Vorsaison hing von Südafrika ab, das nun frühestens 2024 ein Rennen bekommen wird, was sich auf andere Länder auswirken wird.

China wurde ebenfalls verschoben, als die Formel 1 ihre Pläne mit oder ohne Südafrika evaluierte. Der frühe Termin bedeutet nun, dass es eher früher als später Klarheit über die Machbarkeit einer Rückkehr nach Schanghai geben sollte.

Die Aufteilung von Bahrain und Saudi-Arabien zu Beginn des Jahres mag angesichts der räumlichen Nähe seltsam erscheinen, aber es steckt eine gewisse Logik dahinter. Da die Testfahrten in Bahrain eine Woche vor dem Saisonstart stattfinden, hätte die Zusammenlegung der ersten beiden Rennen zu einem weiteren Triple-Header geführt. Die Lücke gibt den Teams und dem Personal zumindest die Möglichkeit, nach dem Stint in Bahrain nach Hause zu fahren.

Australien als Einzelrennen wurde in diesem Jahr kritisiert, aber es konnte realistischerweise nur entweder mit China - das natürlich einen größeren Abstand braucht, um mögliche Zulassungsbeschränkungen zu berücksichtigen - oder Katar, das als Teil der asiatischen Serie zusammen mit Singapur und Japan später stattfindet, zusammengelegt werden.

Dennoch ist die Aussicht auf 48 Stunden Reisezeit innerhalb einer Woche für die An- und Abreise nach Melbourne immer noch eine große Herausforderung für das Fahrerlager.

Eine weitere Schwierigkeit bei der Terminplanung war die Rückkehr von Spa. Der traditionelle Termin war nicht mehr zu halten, da die Veranstaltungen am Jahresende feststanden und nach der Sommerpause nur noch Platz für zwei europäische Veranstaltungen war: Zandvoort und Monza.

Durch die Verlegung von Spa in den Juli musste Imola weichen und bildete mit Monaco und Spanien ein Dreiergespann, was sich auch auf die Terminierung von Baku auswirkte.

Was ist aus den Plänen geworden, die Rennen geografisch zu gruppieren?

Dies war einer der größten Kritikpunkte, die der Formel 1 bei der Veröffentlichung des Kalenders vorgeworfen wurden. Für eine Rennserie, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 einen Netto-Null-Ausstoß an Kohlendioxid zu erreichen, scheint die Menge an Flugreisen - 133.570 km von einem Rennen zum anderen ohne Heimreise - ein großer Rückschritt zu sein.

Im Mai teilte Formel-1-CEO Stefano Domenicali den Teamchefs mit, dass man ab 2023 im Rahmen der Nachhaltigkeitsverpflichtung die Rennen nach Regionen gruppieren wolle. Es gibt zwar eine lose Gruppierung - Singapur/Japan/Katar, USA/Mexiko/Brasilien/Las Vegas -, aber es ist nicht die Art von Terminplanung, die sich viele an dieser Front erhofft hätten.

Die Formel 1 hat sich bemüht, die Rennen besser zu gruppieren. Aber bei vielen Veranstaltungen, für die bereits Verträge bestehen und deren Termine feststehen, war eine Verschiebung der Rennen einfach nicht machbar.

Verhandlungen mit höchsten Regierungsebenen

In einigen Fällen ging der Versuch, eine Terminverschiebung zu erreichen, sogar bis in die höchsten Regierungsebenen, nur um dann abgewiesen zu werden. Die Veranstalter müssen die Jahreszeit, die Wetterbedingungen und die möglichen Auswirkungen auf das Fanerlebnis berücksichtigen, denn nur so können sie die Einnahmen zur Deckung der Veranstaltungsgebühren erzielen. Das ist nicht die Arbeit eines Augenblicks.

Die Umstellung auf einen stärker gruppierten Kalender ist ein Bereich, an dem die Formel 1 in Zukunft arbeiten wird, aber es wird schwierig sein. Sie wird abwägen müssen zwischen der Herausforderung, Termine zu verschieben und die Veranstalter mit ihrem Engagement für Nachhaltigkeit zufrieden zu stellen. Um des Planeten willen kann es hier nur einen Gewinner geben, aber es wird Zeit brauchen, um eine angemessene Kalendergruppierung zu erreichen.

Die menschlichen Kosten des Kalenders

Die Teams sind sich in den letzten Jahren zunehmend bewusst geworden, welchen Tribut der immer umfangreichere Zeitplan der Formel 1 bei den Mitarbeitern im Fahrerlager fordert. Die meisten glauben, dass eine Personalrotation nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig ist, um das Personal frisch zu halten und einem Burnout vorzubeugen.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte im vergangenen Jahr, er sei sogar der Meinung, dass dies im Reglement verankert werden sollte, um dem Druck des Rennkalenders Rechnung zu tragen, insbesondere wenn es um die psychische Gesundheit geht.

Aber das kann man sich nicht für alle Mitarbeiter leisten. In einigen Fällen ist die Rolle so spezialisiert oder so entscheidend, dass sie nur von einer Person erfüllt werden kann, wenn man beispielsweise an die Renningenieure denkt.


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Es ist selten, dass man am anderen Ende des Funkgeräts eine andere Stimme hört, die mit den Fahrern spricht. Auch wenn die Teams über Protokolle verfügen, nach denen andere Mitarbeiter bei Bedarf einspringen können, bedeutet die Wichtigkeit dieser Beziehung für die Fahrer, dass ein regelmäßiger Wechsel möglicherweise nicht praktikabel ist.

Dies ist eine Herausforderung, mit der sich die Teams auseinandersetzen müssen, um sicherzustellen, dass Spitzentalente nicht nur eine gute Karriere in der Formel 1 haben, sondern auch eine lange, die nicht durch Burnout verkürzt wird.

In Zukunft sogar 30 Rennen pro Saison?

Eine weitere Befürchtung vieler in der Formel 1 ist, dass der Kalender mit 24 Rennen nicht aufhören wird zu wachsen. Domenicali deutete vergangenes Jahr an, dass es eine Nachfrage nach bis zu 30 Rennen gäbe, aber die Formel 1 stellte klar, dass dies nicht der Plan sei.

Die Concorde-Vereinbarung legt die Grenze bei 24 Rennen fest, was auch eingehalten werden muss. Damit soll nicht nur sichergestellt werden, dass es nicht zu einer Übersättigung an Veranstaltungen kommt, die sich nicht nur auf diejenigen auswirkt, die an der Durchführung der Rennen arbeiten, sondern auch auf das Interesse der Fans, die zu Hause zusehen.

So verlockend die zusätzlichen Einnahmen durch mehr Rennen für die Teams in Form von Preisgeldern und für das Wachstum der Formel 1 als Ganzes auch sein mögen, so muss doch ein Kompromiss in Betracht gezogen werden, wenn der Kalender im nächsten Jahr das Limit erreicht.

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