• 12. September 2022 · 22:28 Uhr

Wie Abu Dhabi 2021 zum Safety-Car-Finish in Monza führte

Wie die Klarstellung der Safety-Car-Regeln nach dem umstrittenen Saisonfinale der Formel 1 2021 in Abu Dhabi einen Neustart des Monza-Rennens unmöglich machte

(Motorsport-Total.com) - Die umstrittene Safety-Car-Phase beim Großen Preis von Italien hat bei vielen Fans die Wunden wieder aufgerissen, die im vergangenen Jahr in Abu Dhabi entstanden sind. Das Rennen in Monza wurde hinter dem Safety-Car beendet, da die FIA die im Regelwerk festgelegten Verfahren strikt befolgte - etwas, das beim letztjährigen Saisonfinale nicht der Fall war.

Foto zur News: Wie Abu Dhabi 2021 zum Safety-Car-Finish in Monza führte

Das Safety-Car pickte in Monza zunächst nicht den Führenden, sondern George Russell Zoom Download

Zwar wird der Automobilweltverband die Geschehnisse analysieren, um festzustellen, ob es Dinge gab, die man hätte besser machen können, um am Rennende zumindest einen Neustart nach dem Shootout-Verfahren mit einer Runde zu ermöglichen, doch es besteht kein Zweifel daran, dass man sich genau an die Regeln gehalten hat.

Die Safety-Car-Regeln der Formel 1 bilden ein ganzes Segment - Artikel 55 - des sportlichen Reglements der Formel 1. Darin ist festgelegt, wie und wann das Safety-Car zum Einsatz kommt und welche Verfahren die Teilnehmer und der Safety-Car-Fahrer einhalten müssen.

Wieso das Safety-Car vor George Russell rausfuhr

Nach dem Rennen wurde viel darüber berichtet, dass das Safety-Car das falsche Auto erwischte - es fuhr vor dem Drittplatzierten George Russell und nicht vor dem Führenden Max Verstappen. Interessanterweise schreiben die Regeln jedoch nicht vor, dass das Safety-Car nur die Boxen verlässt, um den Führenden zu holen.

Stattdessen heißt es in Artikel 55.6: "Das Safety-Car fährt mit seinen orangefarbenen Lichtern auf die Strecke und zwar unabhängig davon, wo sich der Führende befindet." Es ist also nicht zu beanstanden, dass es zunächst vor Russell fuhr, der die Safety-Car-Phase in Runde 48 nutzte, um an die Box zu fahren.

Normalerweise schalten die Lichter an der Spitze des Safety-Cars von orange auf grün, um zu signalisieren, dass jedes Auto, das vor dem Führenden fährt, überholen kann. Dadurch wird das führende Auto an die Spitze des Feldes geschoben, während sich alle anderen schließlich in einer Schlange dahinter einreihen.

Warum die Bergungsaktion so lange dauerte

In Monza verzögerte sich dieser Vorgang erheblich, was vermutlich auf die Komplikationen zurückzuführen ist, die die Streckenposten bei der Bergung von Ricciardos Auto hatten. Der McLaren steckte in einem Gang fest und konnte von den Streckenposten nicht in die nächste Lücke geschoben werden.

Das bedeutete den Einsatz eines Krans, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der Strecke befand und die Strecke überqueren musste. Der beste Weg, dies sicher zu erreichen, bestand darin, eine ausreichend große Lücke im Verkehr zu schaffen, um dem Kran ausreichend Zeit zum Überqueren zu geben - es musste also versucht werden, den Zug an Autos zurückzuhalten, um diesen Puffer zu schaffen.


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Während der Verzögerung erkundigte sich Russell, ob er das Safety-Car überholen könne, aber die orangefarbenen Lichter waren noch an, was bedeutete, dass er nicht überholen durfte. Das Safety-Car hielt Russell weiter auf, und auch Verstappen wurde bis zum Ende von Runde 50 nicht in die Schlange eingereiht.

Erst in Runde 51, als sich die Schlange an Autos der Ascari-Schikane näherte, schaltete die Safety-Car-Ampel endlich auf grün und ließ Russell und die Autos zwischen ihm und Verstappen durch.

Was in Abu Dhabi 2021 falsch lief

Doch das war nur die erste Sequenz dessen, was vor einem Neustart passieren muss. Sobald sich der Führende hinter dem Safety-Car formiert hat, hat der Rennleiter die Möglichkeit, die überrundeten Fahrzeuge überholen zu lassen.

In Abu Dhabi war es die selektive Auswahl einiger überrundeter Autos, die für die Kontroverse sorgte, da Verstappen dadurch einen Puffer zum drittplatzierten Auto hinter sich hatte, allerdings selbst direkt hinter Hamilton war.

Die FIA rechtfertigte ihre Entscheidung an jenem Tag damit, dass sich die Regeln zuvor nur auf "beliebige" und nicht auf "alle" überrundeten Autos bezogen hatten. Nun wurde das Reglement dahingehend umgeschrieben, dass alle überrundeten Autos passieren müssen.

Keine Zeit mehr für Monza-Neustart wegen überrundeter Autos

Als der Führende Verstappen schließlich in Runde 51 die Schlange am Ausgang von Ascari anführte, war die Zeit dank der Schlüsselregel, die in Abu Dhabi ignoriert worden war, um den Neustart zu ermöglichen, tatsächlich abgelaufen.

Sobald die Meldung angezeigt wird, dass überrundete Autos überholen können, muss laut Reglement mindestens eine weitere Runde bis zum Neustart vergehen.

Artikel 55.13 besagt: "Sobald die Meldung "LAPPED CARS MAY NOW OVERTAKE" (überrundete Fahrzeuge dürfen jetzt überholen) über das offizielle Nachrichtensystem an alle Wettbewerber gesendet wurde, kehrt das Safety-Car am Ende der folgenden Runde an die Box zurück."

"Übergeordnete Autorität" des Rennleiters nicht genutzt

Der Rennleiter hatte also weniger als eine Minute Zeit, um zu entscheiden, ob er die überrundeten Fahrzeuge durchlassen wollte oder nicht, oder das Rennen war beendet. Man entschied sich für das Warten. Die Forderung nach einer "folgenden Runde" bedeutete, dass die Freigabe nicht in Runde 52 erteilt werden konnte, da es vor dem Ende von Runde 53, der Zielflagge, keinen Neustart geben konnte.


Fotostrecke: Formel 1 2022 in Monza: Das Wichtigste zum Sonntag

In Abu Dhabi ignorierte die FIA die Vorschrift der "folgenden Runde" und nahm das Rennen am Ende der gleichen Runde wieder auf, in der die überrundeten Autos freigelassen wurden. Sie begründete dies damit, dass das Reglement dem Rennleiter völlige Freiheit bei der Wahl der zu befolgenden Regeln lasse.

Dies stützte sich auf Artikel 15.3, der besagt, dass der Rennleiter in einer Reihe von Angelegenheiten, einschließlich des Safety-Cars, die "übergeordnete Autorität" hat.

Die FIA hielt sich in Monza an den Wortlaut des Gesetzes, was bedeutete, dass es keine Möglichkeit gab, das Rennen neu zu starten, als Verstappen endlich an der Spitze des Feldes war. Und die Vorschrift der "folgenden Runde" sorgte für zusätzliche Frustration, da es zwei weitere Runden hinter dem Safety-Car bedeutete, bevor die Zielflagge gezeigt wurde.

Binotto sicher: Buhrufe waren gegen FIA und nicht Verstappen

In diesem Moment begannen die Fans zu buhen, wobei Ferrari klar war, dass sich ihr Zorn gegen die FIA und nicht gegen Max Verstappen selbst richtete: "Ich denke, dass die Buhrufe unserer Tifosi eher der FIA galten", meint Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

"Indem sie das erste Auto und den Sieger ausbuhten, versuchten sie, die FIA auszubuhen. Der Grund dafür ist, dass die Tifosi und die Leute da draußen glauben, dass das Safety-Car schon früher hätte in die Box kommen können."

Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kam nicht drum herum, den Kontrast zwischen den Ereignissen am Sonntag und dem letztjährigen Formel-1-Titelkampf in der letzten Runde in Abu Dhabi zu betonen.

"Das bringt immer Erinnerungen zurück. Das sind die Regeln, wie man sie lesen sollte", sagt er. "Es gab nur ein einziges Mal in der Geschichte des Sports, dass sie die Regeln nicht so gemacht haben wie heute, und das war das eine Mal, wo sie das Ergebnis der Meisterschaft verändert haben. Aber es ist, wie es ist."

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