• 08. Juli 2022 · 08:28 Uhr

Nächste Kontroverse bahnt sich an: Flexi-Floors für Teams ein "Schocker"

Verbiegen einige Formel-1-Teams mit einem flexiblen Unterboden im wahrsten Sinne des Wortes die Regeln? Diese Entwicklung sehen viele mit Sorge und Unmut

(Motorsport-Total.com) - Nach Flexi-Wings kommt jetzt der Flexi-Floor: Einige Teams könnten bei der Jagd nach dem Porpoising-Problem ein wenig über das Regelziel hinausgeschossen sein. Es geht um die Steifigkeit des Unterbodens und der Planke, die in den vergangenen Wochen immer wieder im Fokus stand.

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An den Halterungspunkten wird die Planke am Unterboden befestigt Zoom Download

Bei einem Treffen der Technischen Beratungsgruppe am vergangenen Woche kam nun aber ans Licht, dass einige Teams die Grenzen der Regeln zu verschieben scheinen, in denen es um das Verbiegen des Unterbodens und der Planke geht - sehr zum Unmut der anderen Teams.

Das aktuelle Reglement schreibt eine maximale Verbiegung von zwei Millimetern bei den beiden mittleren Plankenlöchern und auch zwei Millimetern bei den hintersten Löchern vor. Damit soll sichergestellt werden, dass der Unterboden steif genug ist.

Allerdings gibt es Behauptungen, dass es einige Teams geschafft haben, den Unterboden so clever zu verbiegen, dass er auf sechs Millimeter kommt. Dadurch könnten sie mit einem höheren Anstellwinkel fahren und hätten dann mit der Nähe zum Boden eine bessere Performance, ohne die Effekte des Porpoisings zu riskieren.

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Durch den Unfall von Guanyu Zhou werden die Löcher in der Holzplatte sichtbar Zoom Download

Es heißt, dass eine Reihe von Teams überrascht gewesen sein soll, was sich die Konkurrenz ausgedacht hat. "Niemand hatte eine Idee, bis die FIA es im letzten Technischen Beratungskomittee zur Sprache gebracht hat, was für alle Teams eine große Überraschung darstellte", sagt etwa Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

"Was im Reglement steht und was die Absicht des Reglements ist, ist ziemlich klar. Ich meine, es gibt kein Argument, warum es sich stärker verbiegen könnte als das, was in den Regeln steht", betont der Österreicher. "Also eine kleine Überraschung, gelinde gesagt: eher ein Schocker."

FIA will "faire und gerechte Relevanz"

Die FIA hat auf die Enthüllungen reagiert und die Teams darüber informiert, dass es eine Regeländerung geben soll.

Im Entwurf der Technischen Richtlinie, die FIA-Technikchef Nikolas Tombazis beim Großen Preis von Großbritannien vorstellte und die in Frankreich in Kraft treten wird, hat die FIA eine Verschärfung der Regeln für die Steifigkeit des Unterbodens angekündigt.

Darin stellt man klar, dass man diesen Schritt macht, um zu versichern, dass es "eine faire und gerechte Relevanz zwischen allen Autos gibt". Das legt den Schluss nahe, dass dies vorher nicht der Fall war.


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Tombazis stellt klar, dass die FIA davon ausgeht, dass die Teams eine "übermäßige Verformung" des Bodens vornehmen, "um eine deutlich niedrigere Fahrhöhe und damit einen indirekten aerodynamischen Vorteil zu erreichen."

Die Toleranz von zwei Millimetern wird strikt durchgesetzt, und die Steifigkeit um das Unterbodenloch muss nun über einen radialen Abstand von 15 Millimeter außerhalb des Umfangs gleichmäßig sein - mit einer Abweichung von höchstens zehn Prozent in beide Richtungen.

Die FIA fügt hinzu: "Die Wettbewerber müssen die Einhaltung dieser Bestimmungen durch eine detaillierte Inspektion sowohl des CAD als auch der physischen Installation sowie durch eine Finite-Elemente-Analyse nachweisen."

Teams begrüßen Handeln der FIA

Mehrere Teams haben den Vorstoß der FIA begrüßt und glauben, dass der Verband handeln musste, weil einige Teams anscheinend zu weit gegangen seien. "Es muss einen Grund geben, warum Nikolas einige Klarstellungen zu seinen Wünschen und Erwartungen gemacht hat", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl.

"Aus unserer Sicht sind wir froh über diese Klarstellung, die in der Technischen Direktive enthalten ist, weil sie uns letztlich helfen sollte, dass wir alle auf gleicher Augenhöhe sind", betont der Deutsche.


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Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte zuletzt gemeint, dass er keine Notwendigkeit sieht, warum die FIA mittels einer Richtlinie eingreifen sollte und sagt über die bevorstehende Änderung der Flexi-Boden-Regelung: "Das ist das Problem, nicht wahr? Dass die Vorschriften schwarz und weiß sein müssen. Ich glaube, dass wir am Ende Enzyklopädien haben, die manchmal viel zu kompliziert sind."

Offiziell gibt es noch keinen Verdacht, welche Teams mit flexiblen Unterböden spielen, aber Mercedes' Leitender Renningenieur Andrew Shovlin meint, dass die Änderungen seinem Team dabei helfen könnten, weiter nach vorne zu kommen.

"Als es ans Licht kam, haben wir erkannt, dass es Möglichkeiten gibt, die wir vielleicht nicht genutzt haben", sagt er. "Es wird uns also nicht beeinflussen, wie wir unser Auto fahren. Es kann gut sein, dass es unsere Konkurrenten betrifft und wir dadurch ein bisschen näher rücken."

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