• 15. Juni 2022 · 10:31 Uhr

Jammern für die Regeländerung: Ist es wirklich, wie Christian Horner sagt?

Einige Fahrer wünschen sich wegen "Porpoising" eine sofortige Regeländerung in der Formel 1, doch das hält Red-Bull-Teamchef Christian Horner für unfair

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Aserbaidschan mit Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 330 km/h hat gezeigt, dass "Porpoising" ein Thema ist, das einige Formel-1-Teams wohl nicht so schnell in den Griff bekommen werden. Am schlimmsten hat es Lewis Hamilton getroffen, dessen Teamchef Toto Wolff aufgrund der Rückenschmerzen zunächst sogar die Teilnahme am Grand Prix von Kanada in Frage gestellt hatte.

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Red-Bull-Teamchef Christian Horner würde einer Regeländerung nicht zustimmen Zoom Download

Inzwischen hat Hamilton Entwarnung gegeben und bestätigt, dass er in Montreal fahren wird. Aber die Diskussion über die gesundheitlichen Folgen des "Porpoising" für die Fahrer bleibt. Hamilton selbst hatte sich in Baku diesbezüglich klar geäußert, ebenso Pierre Gasly. Und auch George Russell, Direktor der Fahrergewerkschaft GPDA, erhöht jetzt den Druck, etwas zu unternehmen.

"Wir sind 20 Fahrer", sagt er - und blendet dabei aus, dass nicht alle (etwa Fernando Alonso) eine Regeländerung fordern, um die Vibrationen in den Griff zu bekommen. Russell weiter: "Wenn du mit 300 km/h zwischen Betonmauern fährst und dabei das Auto kaum gerade halten kannst, ist das kein besonders schönes Gefühl."

Russell: "Porpoising" beeinträchtigt die Sicht

"Ich konnte in Baku nicht einmal meine eigene Boxentafel sehen, weil das Auto so geschüttelt hat. Wir haben in der Formel 1 die Technologie, all das mit dem Schnippen eines Fingers zu beenden, glaube ich. Da will sich auch niemand einen Vorteil verschaffen, sondern es geht uns nur um mehr Sicherheit", sagt der Mercedes-Fahrer.

Technische Lösungen, um das "Porpoising" zu reduzieren, wären ganz simpel. Die FIA könnte etwa eine Mindestbodenhöhe vorschreiben oder auch einfach Löcher in den Unterboden bohren, um den "Ground-Effect" und damit auch die permanenten Strömungsabrisse, die zu dem Schütteln der Fahrer führen, zu verringern.

Horner: Sehe nicht ein, warum wir bestraft werden sollten

Das käme Teams wie Mercedes und Ferrari, die mit am stärksten unter "Porpoising" leiden, sehr gelegen. Denn so würden andere Teams ihren Wettbewerbsvorteil verlieren. Aber dagegen stellt sich etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Es wäre unfair, die zu bestrafen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben."

Alle anderen "können ja eine dickere Bodenplatte draufschrauben, wenn sie wollen, oder das Auto anheben. Das wäre die einfachste Lösung. Das steht jedem frei. Man hat es selbst in der Hand, wie man sein Auto abstimmt. Wenn ein Auto nicht sicher ist, sollte man es so nicht fahren. Und es gibt eindeutig Autos, die Probleme haben", sagt Horner.

An dem Punkt wird es, wie so oft in der Formel 1, schwierig. Natürlich könnten Mercedes & Co. ihre Autos anders abstimmen. Das würde aber dramatisch Performance kosten und wird daher nicht gemacht. Auf der anderen Seite sehen Red Bull & Co. nicht ein, warum ihnen ein Vorteil weggenommen werden soll, nur weil andere in der Entwicklung ihres Autos ein Thema verschlafen haben.

Warum eine Regeländerung unwahrscheinlich ist

Tatsache ist: Während der Saison 2022 gilt eine Regeländerung als fast ausgeschlossen. Dafür wäre eine Einstimmigkeit der Teams die Grundvoraussetzung, aber diese erscheint Stand heute vollkommen unrealistisch.

Trotzdem sei es "wichtig, die Aussagen der Fahrer sehr ernst zu nehmen", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Er schlägt vor: "Wir sollten das Thema im Technischen Beratungskomitee diskutieren. Dort sollten wir über die nächsten Schritte sprechen."


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"Zu sagen, dass man eh nur das Set-up ändern und ein wenig Performance opfern muss, um das 'Porpoising' zu unterbinden, greift zu kurz. Die Formel 1 ist ein hart umkämpfter Sport. Da gehen natürlich alle ans Limit dessen, was die Fahrer auf der Strecke gerade noch aushalten. Und das könnte nach hinten losgehen", mahnt Seidl.

Hamilton: War ein Schuss Hollywood mit dabei?

Indes unterstellen manche Beobachter der Formel 1 Fahrern wie Hamilton oder Carlos Sainz, dass sie auch deswegen so theatralisch über ihre Rückenschmerzen klagen, weil ihren Teams eine Regeländerung mit am meisten helfen würde. Als Hamilton nach dem Rennen in Baku nur langsam aus dem Auto steigen konnte, sagten ihm einige glatt einen Schuss Hollywood nach.

Red-Bull-Teamchef Horner gießt zusätzliches Öl ins Feuer, wenn er sagt: "Ich würde meinen Fahrern an deren Stelle auch sagen, dass sie am Boxenfunk so laut wie nur möglich herumzicken sollen. Das ist Teil des Spiels. Jedes Team hat selbst die Wahl, wie es damit umgeht. Aber der leichteste Weg ist, zu jammern und sich zu beschweren."

Dabei gesteht Horner zu: "Wenn es ernsthafte Sicherheitsbedenken quer über alle Teams hinweg gibt, dann sollten wir uns das Thema genau anschauen. Aber wenn es nur einige wenige Fahrer oder Teams betrifft, dann finde ich, dass das jeweilige Team das selbst regeln muss."

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