• 11. Juni 2022 · 08:16 Uhr

Helmut Marko: Warum Red Bull "Copygate 2.0" nicht weiterverfolgt

Red Bull lässt Aston Martin beim Thema "Copygate" in Ruhe, eine Kleinigkeit möchte Helmut Marko von der FIA dann aber doch noch wissen ...

(Motorsport-Total.com) - Red Bull strebt offenbar keine tiefergehende Untersuchung des Aston-Martin-Teams an, das in Barcelona eine neue Version des AMR22 eingeführt hat, die insbesondere im Bereich der Seitenkästen dem Red Bull RB18 frappierend ähnelt. Das hat Motorsportkonsulent Helmut Marko in einem exklusiven Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de verraten.

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Christian Horner und Helmut Marko, die mächtigen Männer bei Red Bull in der Formel 1 Zoom Download

Marko hatte ursprünglich am 20. Mai in Barcelona erklärt, es gebe "Evidenzen, dass Daten heruntergeladen wurden", und damit "Copygate 2.0" so richtig ins Rollen gebracht. Vor allem, weil in den vergangenen Monaten Dan Fallows, inzwischen Technischer Direktor, und sechs weitere Ingenieure von Red Bull zu Aston Martin gewechselt sind und der Vorwurf des Datendiebstahls im Raum stand.

Doch jetzt entschärft Marko seinen ursprünglichen Vorwurf: "Ich habe gesagt, es wurden Daten runtergeladen. Aber ich habe nicht gesagt, wohin sie gegangen sind. Das ist ein anderer Faktor." Außerdem hält er fest: "Solang wir nichts beweisen können, werden wir diesbezüglich auch nichts unternehmen."

Marko gibt zu: Red Bull kann nichts beweisen

Red Bull hatte zwar eine interne Untersuchung angekündigt, um die Datensicherheit zu prüfen, aber Marko stellt klar, dass man Aston Martin aktuell "konkret nichts beweisen" kann. Außerdem ist die Motivation, eine zeitaufwändige Untersuchung gegen ein Konkurrenzteam durchzuführen, überschaubar, "weil wir Aston Martin nicht als direkten Konkurrenten sehen", sagt Marko.

Was letztendlich bleibt, ist eine "deutliche Ähnlichkeit", so der Österreicher - eine Meinung, die er keineswegs exklusiv vertritt. Auch 'Sky'-Experte Timo Glock bleibt skeptisch, ob wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist: "Die Erklärung von Aston Martin ist schön und gut. Aber es sind mir viel zu viele Zufälle dabei."

Dass Aston Martin eigenen Angaben nach im Sommer 2021 zwei technische Konzepte verfolgt, sich später für einen Weg entschieden und dann für Barcelona 2022 das ursprünglich verworfene Konzept wieder ausgegraben hat, erscheint Glock nicht plausibel: "Komischerweise sind genau vorher die Red-Bull-Leute rübergewandert", wundert er sich.

Aston Martin: So erklärt sich Vettels Team

Aber Aston Martin bleibt beim Thema Datendiebstahl "ganz klar" bei einem "Nein". Teamchef Mike Krack versteht nicht, warum das Thema trotz längst abgeschlossener FIA-Untersuchung, bei der Aston Martin entlastet wurde, immer noch diskutiert wird: "Das sind schon Zufälle in dem Fall. Die FIA hat sich das ja auch im Detail angeschaut."

Krack erklärt im Interview mit 'Sky' (ANZEIGE: Jetzt den neuen Streamingdienst WOW holen und die Formel 1 in Baku mit den Sky-Experten live sehen!): "Wir haben ab Mitte letzten Jahres zwei verschiedene Fahrzeugkonzepte entwickelt und haben uns für ein Konzept entschieden. Wir haben aber relativ früh gesehen, dass wir durch das 'Porpoising' das präferierte Konzept nicht nutzen konnten."

"Dann gab es mehrere Entwicklungsschleifen mit dem ersten Konzept, und irgendwann haben wir gesehen: 'Wir kommen da nicht weiter. Wir fahren da gegen eine Wand.' Daher mussten wir das Fahrzeug sehr weit von seinem Performance-Optimum einstellen. Und ab einem gewissen Zeitpunkt haben wir gesagt: 'Okay, wir gehen auf das alternative Konzept, das wir hatten.'"

Bringt Aston Martin die Kopie überhaupt was?

Das ist seit Barcelona im Einsatz. Ausbeute seither in zwei Rennen: ein WM-Punkt. "Man kann nicht einfach ein Auto kopieren und glauben, dass es dann eine Sekunde schneller fährt", sagt Formel-1-Experte Marc Surer in einem weiteren Video auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de (Kanal jetzt kostenlos abonnieren und bei jedem neuen Video über die Formel 1 benachrichtigt werden!)

Ganz erledigt ist das Thema übrigens möglicherweise noch nicht. Auch Red Bull hat an dem Fall noch ein Interesse. Denn wenn das, was Aston Martin gemacht hat, seitens der FIA weiterhin als legal eingestuft wird, dann könnte es gut sein, dass die Aerodynamik von AlphaTauri künftig jener von Red Bull deutlich stärker ähneln wird.

Marko unterstreicht: "Wir hätten gern eine Klarstellung, wie weit man gehen kann, denn wir haben ja ein Juniorteam, AlphaTauri. Wenn man das konsequent auslegt, dann müsste deutlich mehr Kooperation mit AlphaTauri erlaubt sein - oder AlphaTauri müsste technisch endlich viel näher an Red Bull Racing dran sein."

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