• 08. Juni 2022 · 11:52 Uhr

Deshalb ist der Kampf im Formel-1-Mittelfeld 2022 so unberechenbar

Das Mittelfeld der Formel 1 ist in der Saison 2022 enger zusammen als je zuvor - Die Teamverantwortlichen erwarten im weiteren Verlauf noch einige Überraschungen

(Motorsport-Total.com) - Wenn das neue Regelpaket der Formel 1 eines bewirkt hat, dann ist es die Tatsache, dass der Kampf im Mittelfeld enger denn je zu sein scheint. Obwohl McLaren aktuell in der besten Position liegt, sich demnächst abzusetzen, gibt es aber auch gute Gründe, warum das Team vorsichtig bezüglich Prognosen bleibt.

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Das Formel-1-Mittelfeld liegt in der Saison 2022 eng zusammen Zoom Download

Beim Saisonauftakt 2022 in Bahrain richtete sich die ganze Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeiten von Mercedes, während Ferrari mit einem beeindruckenden Allround-Paket auf sich aufmerksam machte, indem es die Scuderia schaffte, das für die 2022er-Autos typische Porpoising zu umgehen, ohne zu viel Performance zu opfern.

Hinter den Top-Teams schienen Haas und Alfa Romeo in Bahrain dem Rest des Mittelfelds den Rang abgelaufen zu haben, wobei McLaren und Aston Martin mit großen Schwierigkeiten besonders enttäuschten.

Kein klares Muster wie Ende 2021

Während McLaren seine Probleme mit der Überhitzung der Bremsen in den Griff bekam und sich wieder fangen konnte, setzte Aston Martin seine Hoffnungen auf eine B-Spezifikation, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem RB18 als grüner Red Bull bezeichnet wurde.

Im Laufe der ersten Rennen schienen sich jedoch alle Mittelfeldteams immer mehr anzunähern, als anfängliche Zuverlässigkeitsprobleme überwunden und bessere Set-ups für das völlig neue Fahrzeugkonzept gefunden wurden.

Während es Ende der Saison 2021 noch ein vorhersehbares Muster gab, als McLaren den Anschluss an Ferrari verlor und somit klar die viertstärkste Kraft im Mittelfeld war, bleibt abzuwarten, wie sich der Kampf im Mittelfeld 2022 entwickeln wird, da die Leistungen von Wochenende zu Wochenende weiterhin stark schwanken.

McLaren: "Ziel ist ganz klar P4"

"Was die Wettbewerbsfähigkeit angeht, ist es im Moment schwierig, eine Prognose abzugeben", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. "Wir haben in Barcelona einen guten Schritt nach vorne gemacht und einige Schwächen des Autos behoben."

"Gleichzeitig haben das viele andere Teams auch getan. Baku und Montreal sind wieder ganz andere Strecken, daher denke ich, dass es wirklich schwierig ist, etwas vorherzusagen. Wir haben in diesem Jahr große Schwankungen in der Hackordnung gesehen, deshalb bin ich mit Vorhersagen sehr vorsichtig."

"Unser Ziel ist ganz klar, wir wollen um P4 in der Meisterschaft kämpfen und ich denke, dass wir zusammen mit Lando und Daniel alles im Team haben, um das zu schaffen", sagt Seidl. "Wir wissen, dass die Konkurrenz nicht stillstehen wird, also müssen wir sicherstellen, dass wir auch dieses Auto weiterentwickeln."

Warum Haas noch keine Updates brachte

Neben dem McLaren-Team brachten auch die Mittelfeld-Konkurrenten Alfa Romeo und im weiteren Sinne Aston Martin große Updatepakete an die Strecke in Spanien, um sich einen Vorteil zu erarbeiten. Einzig das Haas-Team kommt weiterhin ohne ein großes Update in der Saison aus.


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Daher zeigte sich Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas nach dem Qualifying in Barcelona sichtlich verwirrt, dass er Kevin Magnussen im Haas gerade einmal mit einer Zehntel Vorsprung schlagen konnte, da der Haas anders als der Alfa Romeo ohne Upgrades unterwegs war.

Wie Steiner damals erklärte, war es für das Team sinnvoller, die vertraute Strecke von Barcelona als Prüfstand zu nutzen, um das aktuelle Haas-Paket gründlich zu testen und seine Stärken und Schwächen wirklich zu verstehen, anstatt einfach nur Teile zu montieren, ohne zu wissen, was es wirklich braucht.

"Man bringt normalerweise Upgrades nach Barcelona, weil man die Rennstrecke kennt. Ich dachte mir aber andererseits, dass es auch ein guter Zeitpunkt ist, das Beste aus dem aktuellen Auto herauszuholen, weil wir die Strecke eben gut kennen", sagt der Haas-Teamchef.

Steiner: Lieber keine als fehlerhafte Upgrades

"Hätten wir Updates gebracht, die wir nicht verstanden hätten, wären vielleicht sogar langsamer statt schneller gewesen. Also haben wir das genutzt, um das Beste aus dem bisherigen Paket herauszuholen, sodass wir bei den nächsten Rennen hoffentlich diese Basis beibehalten können und dann werden wir später Updates bringen."

Es bleibt abzuwarten, wann Haas seine Upgrades einführt, denn die kommenden Stadtkurse in Baku und Montreal sind eher Ausreißer. Der britische Grand Prix in Silverstone im Juli wird die nächste "traditionelle" Strecke mit Hochgeschwindigkeitskurven sein, die ein hervorragendes Allround-Paket erfordert.

Steiner weist darauf hin, dass die Einführung von Upgrades keine Garantie für Leistung ist. Die Budgetobergrenze bedeutet, dass die Teams nur eine begrenzte Anzahl von Upgrades an ihren Autos vornehmen können, was dazu führt, dass jedes Teil sorgfältig überlegt sein muss, um die beste Rundenzeit zu erreichen.

Bei Teams wie Haas und Alfa Romeo wird es jedoch nicht an der Budgetobergrenze, sondern am Budget selbst scheitern, da davon ausgegangen wird, dass die kleineren Teams noch nicht am Kostendeckel von 140 Millionen Dollar operieren, sondern leicht darunter liegen.

Seidl: "Unmöglich vorherzusagen"

Dennoch kann es einige Zeit dauern, bis man das Beste aus den Updates herausgeholt hat, vor allem, weil es die aktuelle Folge von Stadtkursen schwieriger macht, Fortschritte zu messen. Da einige Teams weiterhin ihre Upgrades des Spanien-Grand-Prix ausloten und andere wie Haas, Teile erst später einführen, könnte sich das Bild im Mittelfeld in den kommenden Wochen noch einmal dramatisch verändern.

"Es ist noch so früh mit diesen neuen Autos. Man kann sehen, wie es von einer Strecke zur nächsten schwanken kann", so Seidl weiter. "Die meisten Teams haben ihre Autos für Barcelona verbessert. Monaco war natürlich eine sehr spezielle Strecke. Und was das alles jetzt bedeutet, die Upgrades, die jeder für die kommenden Strecken mitgebracht hat, ist, um ehrlich zu sein, unmöglich vorherzusagen."


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"Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Konkurrenz so stark ist, dass ein oder zwei Zehntel mehr oder weniger bedeuten, dass man plötzlich auf P13 oder P14 liegt, anstatt in der Lage zu sein, um P7 oder P8 zu kämpfen."

Alfa-Romeo-Pace in Monaco zeigt, wie schnell es gehen kann

Der Technikchef von AlphaTauri, Jody Egginton, dessen Team in den ersten sieben Rennen immer mal wieder mitmischte, ist der Meinung, dass die steile Entwicklungskurve im Jahr 2022 auch weiterhin für viele Überraschungen sorgen wird, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Alfa Romeo seiner Geheimfavoritenrolle in Monaco trotz der viel gepriesenen Pace in langsamen Kurven nicht gerecht werden konnte.

"Ich denke, es gab einige Höhen und Tiefen im Mittelfeld. In Spanien waren wir im Mittelfeld auf einer niedrigeren Position als sonst. Aber davor war unser Auto unserer Meinung nach einigermaßen konstant", sagt Egginton. "Die Reihenfolge hat sich in Monaco wieder geändert. Viele Leute haben erwartet, dass die Alfa Romeos besonders stark sein könnten, aber sie hatten ein hartes Wochenende."

"Ich denke, es liegt zum Teil daran, dass wir das Auto immer noch nicht richtig kennen", vermutet er. "Unser Launch-Auto war meilenweit davon entfernt, wo wir jetzt stehen, also das Entwicklungstempo ist im Moment ziemlich hoch. Und die Charakteristik des Autos war beim ersten Test in Spanien auch ganz anders als im Rennen."

"Ich denke, wir müssen einfach gemeinsam lernen, wo wir mit dem Auto hinwollen. Aber innerhalb des Mittelfeldes gibt es viel auch mehr Veränderungen in der Hackordnung", so der AlphaTauri-Technikdirektor.

Steiner: Budgetdeckel hilft dem Racing im Mittelfeld

Das Mittelfeld ist so kapriziös, dass trotz der guten und schlechten Wochenenden aller Teams nur 19 Punkte zwischen McLaren, Alfa Romeo und Alpine im Kampf um Platz vier liegen, während AlphaTauri, Haas und Aston Martin versuchen aufzuholen.

Steiner ist der Meinung, dass die Annäherung des Mittelfelds auch der im Jahr 2021 eingeführten Budgetobergrenze der Formel 1 zu verdanken ist, die jedoch aktuell durch die Lobbyarbeit der größeren Teams unter Druck gerät.

"Man kann sehen, dass das Mittelfeld viel enger zusammengerückt ist", sagt Steiner. "McLaren war in einigen Rennen stark, dann ging es bergab und plötzlich waren die Alpine in einem Rennen stark. Das bringt alles durcheinander."

"Mittel- bis langfristig denke ich, dass es noch enger wird, aber deshalb sollten wir jetzt nicht die Budgetobergrenze ändern und sie erhöhen, denn jetzt ist es gut für das Racing im Mittelfeld. Man weiß nie, wer Best-of-the-Rest sein wird."

"Der Alfa Romeo war meiner Meinung nach in Barcelona mit Abstand das beste Auto, während er vielleicht vor drei Rennen noch nicht ganz so gut war. Es ist also eine gute Mischung. Und ich denke, wenn wir mit der Budgetbegrenzung weitermachen, werden wir noch näher an die Top-Teams herankommen", hofft der Haas-Teamchef.

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