• 20. Mai 2022 · 13:39 Uhr

Alonso kritisiert Wittich: "Brauchen jemanden, der sich auskennt"

Fernando Alonso ist sauer: Nach seiner Zeitstrafe beim Grand Prix von Miami teilt er gegen Rennleiter Niels Wittich und die Rennkommissare aus

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat im Vorfeld seines Heim-Grand-Prix in Barcelona (Freitagstraining ab 14 und 17 Uhr im Formel-1-Liveticker 2022) die FIA-Rennkommissare beim Grand Prix von Miami als "inkompetent" kritisiert und gleichzeitig auch dem neuen FIA-Rennleiter Niels Wittich eine verbale Breitseite verpasst.

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Fernando Alonso ist sauer auf die Kommissare und den Rennleiter der FIA Zoom Download

In Miami wurde Alonso nach dem Rennen mit einer Zeitstrafe belegt, weil er die enge Schikane abgekürzt hatte. Die Kommissare argumentierten, er habe daraus einen "anhaltenden Vorteil" gezogen, was der Alpine-Pilot und sein Team bestreiten. Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer hatte bereits vor Barcelona erklärt, dass Alonso danach "zweimal signifikant vom Gas gegangen" sei.

Alonso fuhr zu dem Zeitpunkt (Runde 53) vor Mick Schumacher. Der Haas-Pilot lag in DRS-Reichweite, als Alonso die Schikane 14/15 abkürzte und so genug Vorsprung aufbaute, sodass Schumacher auf der folgenden Gerade kein DRS mehr hatte.

Obwohl Alonso danach hörbar zweimal vom Gas ging und sich mit einem Handzeichen entschuldigte, schien sein Vorsprung vor der nächsten Kurve sogar weiter angewachsen zu sein. Auch, weil Schumacher hinter ihm von Esteban Ocon und Sebastian Vettel angegriffen wurde. Das machte es noch komplizierter, den Vorteil zurückzugeben.

Zwei Zeitstrafen in einem Grand Prix

Die Zeitstrafe war bereits seine zweite im Miami-Grand-Prix, nachdem ihm die Rennkommissare zuvor schon einmal fünf Sekunden wegen einer Kollision mit Pierre Gasly aufgebrummt hatten. Erst die zweite Strafe beförderte Alonso aber aus den Punkterängen, nachdem er das Rennen auf der Strecke als Achter beendet hatte.

Am Freitag bezeichnete Alonso die zweite Strafe als "unfair" und unterstrich, dass sein Zorn auch daher rühre, dass er und sein Team von den Rennkommissaren nicht die Gelegenheit eingeräumt wurde, "Beweise zu präsentieren", weshalb den Rennkommissaren letztendlich "die Hände gebunden" gewesen seien.

Die Strafe bezog sich laut Auskunft der Rennkommissare auf Videobeweise. Hätte man Alonso und Alpine angehört, hätten der Fahrer und sein Team aber auch Telemetriedaten zur Entlastung vorlegen und eventuell in Berufung gehen können.

Alonso: Es war "Inkompetenz" seitens der Kommissare

"Wir finden, dass das sehr unfair war und letztendlich Inkompetenz seitens der Rennkommissare", kritisiert Alonso. "Sie waren in Miami nicht sehr professionell. Ich kürzte die Kurve ab und gab die gewonnene Zeit in der gleichen Runde wieder ab."

"Aber wenn du die Kurve verpasst, kommt gleich eine Minisektor-Zwischenzeit, und da kann man natürlich nicht sofort sehen, dass ich vom Gas gegangen bin. Sie haben die Entscheidung getroffen, ohne uns die Möglichkeit zu geben, Beweismaterial vorzulegen."

"Als wir nach dem Rennen mit allen Beweisen und den Daten, die belegen, dass ich die Zeit zurückgegeben habe, bei ihnen ankamen, packten sie schon zusammen. Sie waren nicht einmal mehr im Raum. Wir legten dann alle Daten vor, und sie erbaten fünf Minuten Bedenkzeit."

Aber das Problem war: "Ihnen waren dann die Hände gebunden. Wahrscheinlich, weil sie die Strafe schon ausgesprochen hatten und nicht wussten, wie sie aus dem Dokument jetzt wieder rauskommen. Das war ganz schlecht - und ganz ehrlich: Es ist jetzt Vergangenheit, aber sowas sollte in einer professionellen Formel 1 mit unseren heutigen Standards nicht passieren."

Der FIA wurde vor Veröffentlichung dieses Artikels Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt; der Verband hat dieses Angebot aber bislang nicht wahrgenommen.

Seit Abu Dhabi: Reformen unter Beobachtung

Die Prozesse der FIA standen zuletzt unter strenger Beobachtung, seit der Kontroverse um das WM-Finale in Abu Dhabi 2021. Die FIA hat seither mit Niels Wittich und Eduardo Freitas zwei neue Rennleiter engagiert, die den Job von Michael Masi übernommen haben, und eine neue digitale Kommandozentrale eingerichtet, ähnlich dem Videobeweis im Fußball.

Alonsos Kritik in der FIA-Pressekonferenz in Barcelona bezieht sich zwar spezifisch auf die Rennkommissare in Miami. Der Spanier macht aber auch keinen Hehl daraus, dass der Verband seit den getroffenen Änderungen seiner Meinung nach in Sachen Regelhüter generell keinen guten Job macht.

Auf die Frage, ob er aufgrund der Reformen eine Verbesserung festgestellt hat, entgegnet Alonso trocken: "Sicher nicht." Es gebe "ein paar Dinge, die beweisen, dass wir noch vieles verbessern müssen", und er bezieht sich damit auf Entscheidungen von Wittich, der bislang bei allen Saisonrennen 2022 alleiniger Rennleiter war.

Wittich und Freitags: Zwei Profis mit Erfahrung

Wittich bringt als Rennleiter Erfahrung aus der DTM, der Formel 2 und Formel 3 mit und hat schon vor 2022 auch als rechte Hand von Masi Formel-1-Luft geschnuppert. Freitas, der in Barcelona zum ersten Mal zum Einsatz kommt, war davor unter anderem Rennleiter in der Langstrecken-WM WEC sowie bei verschiedenen GT- und Tourenwagenveranstaltungen.

"Wir brauchen jemanden, der sich mit dem Rennfahren auskennt, bevor er Rennleiter wird", schimpft Alonso auf Wittich, ohne dessen Namen auszusprechen. "Und ich glaube nicht, dass dieses Wissen und Know-how im Moment vorhanden ist."

"Ich weiß, dass hier erstmals ein neuer Rennleiter im Einsatz ist. Meiner Meinung nach hat Freitas aus der WEC und anderen Kategorien viel mehr Erfahrung auf höchstem Niveau. Und ich denke, dass das die Situation schon ein wenig verbessern sollte."

Alonso betont: Sicherheit in der Formel 1 ist gut

"Aber nehmen wir die Unfälle in Miami von Carlos und Esteban. Wir haben gesagt, dass wir dort Barrieren aufstellen sollten, am besten TecPro, aber niemand hat was unternommen. Wenn jemandem dieses Grundverständnis des Motorsports fehlt, dann ist es schwierig, mit ihm zu reden", kritisiert Alonso.

Gleichzeitig betont er, dass die Sicherheit in der Formel 1 2022 nicht gelitten hat. Es habe aber Situationen gegeben, in denen nicht genug auf die Fahrer gehört wurde. Dazu kommen Diskussionen zwischen den Fahrern und Wittich über das Schmuckverbot und das vorgeschriebene Tragen von feuerfester Unterwäsche.

"Die Sicherheit ist in Ordnung. Dieses Jahr sind die Autos und Strecken wahrscheinlich so sicher wie noch nie. Die Formel 1 ist insgesamt sehr sicher", unterstreicht Alonso. "Wir müssen aber besser werden. Nur wir Fahrer sitzen in den Autos und spüren die Unfälle am eigenen Leib. Und wenn wir sagen, dass wir etwas brauchen, sollte man uns zuhören."

"In Miami und einigen anderen Situationen war das nicht der Fall. Anscheinend, weil man den Fokus dort eher auf anderen Dingen hat", beschwert sich der 40-Jährige.

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