• 06. Mai 2022 · 20:04 Uhr

Formel-1-Schmuckverbot: Lewis Hamilton droht mit Boykott!

Warum Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton in Miami drei Uhren und etliche Ringe trägt und ob er im Zweifelsfall wirklich auf eine Rennteilnahme verzichten würde

(Motorsport-Total.com) - Das Schmuckverbot in der Formel 1 ist nicht neu. Schon seit 2005 befindet sich dazu ein Eintrag im Reglement. Doch seitdem FIA-Rennleiter Niels Wittich vor dem Australien-Grand-Prix auf die bestehende Regel hingewiesen hat, herrscht Verwunderung bei den Formel-1-Fahrern. Allen voran Lewis Hamilton zeigt sich irritiert. Und er droht jetzt sogar mit einem Rennboykott.

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Lewis Hamilton mit Halskette, Ohrring und Nasenpiercing in Miami 2022 Zoom Download

Konkret angesprochen darauf, wie er reagieren würde, sollte der Automobil-Weltverband (FIA) ernst machen und auf das Schmuckverbot im Rennauto pochen, sagte Hamilton in der Pressekonferenz in Miami: "Wenn man mich aufhalten will, dann wäre das halt so. Wir haben Ersatzfahrer, die bereit wären für das Wochenende."

Mit einem Schmunzeln im Gesicht fügte Hamilton hinzu: "In der Stadt [Miami] kann man ja einiges machen. Also ich würde es mir schon gutgehen lassen, so oder so."

Hamilton auf Konfrontationskurs: Vollbehängt mit Schmuck

Tatsächlich schien es Hamilton am Freitag in Miami regelrecht darauf angelegt zu haben, zum Schmuckverbot befragt zu werden: Er kam mit drei Uhren ("Die sind auf drei unterschiedliche Zeitzonen eingestellt, nur für den Fall der Fälle."), diversen Armbändern und Halsketten sowie acht Ringen ins Formel-1-Fahrerlager und meinte selbst: "Heute kann ich wirklich nicht noch mehr Schmuck anlegen!"

"Eigentlich", so sagte Hamilton dann, "habe ich nicht viel mehr zu sagen als beim letzten Mal." Er fand trotzdem einige neue Worte zum Schmuckverbot in der Formel 1 und erklärte: "Es ist fast wie ein Schritt zurück, wenn man bedenkt, welche Fortschritte wir als Sport machen und welche wichtigeren Themen wir haben, auf die wir uns konzentrieren müssen. Da ist das doch wirklich eine kleine Sache."

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Die Hände von Lewis Hamilton in Miami 2022 mit viel Schmuck und allerlei Ringen Zoom Download

Außerdem habe sich bisher nie jemand an seinem Schmuck gestört, so der Mercedes-Fahrer weiter: "Ich bin seit 16 Jahren in der Formel 1 dabei und trage seit 16 Jahren Schmuck. Im Auto trage ich nur meinen Ohrring und meinen Nasenring, und die kriege ich nicht mal mehr raus."

Er halte es daher für "unnötig, dieses Fass aufzumachen", meint Hamilton, zeigt sich gegenüber der FIA aber kompromissbereit: "Ich unterschreibe gerne eine Verzichtserklärung, damit sie die Verantwortung los sind."

Kontaktversuch zu FIA-Präsident Bin Sulayem scheitert bislang

Außerdem wolle er sich direkt mit FIA-Präsident Mohammed Bin Sulayem dazu austauschen. Er habe bereits versucht, ihn telefonisch zu erreichen, aber habe keinen Anschluss gekriegt. "Deshalb habe ich ihm eine Nachricht geschickt, um nochmals zu betonen, dass ich auf seiner Seite stehe", sagt Hamilton. "Eine Antwort liegt mir noch nicht vor. Ich werde aber versuchen, noch vor dem Rennen [in Miami] mit ihm zu sprechen."

Denn es sei nicht seine Absicht, "mit der FIA um dieses Thema in den Ring zu steigen", so Hamilton weiter. Die ganze Angelegenheit sei "einfach [nur] sehr, sehr dämlich". Die Formel 1 habe "sicherlich Wichtigeres zu tun", meint Hamilton, "und darauf sollte der Fokus liegen".

Für ein Sicherheitsproblem hält Hamilton seinen Körperschmuck nämlich nicht. Selbst im Fall einer Kernspintomographie (MRT) drohe ihm durch den Schmuck keine Gefahr. Denn sein Schmuck sei aus Platin und "das ist nicht magnetisch", sagt Hamilton. Mögliche Gefahren wie Feuer oder die etwaige Verletzungen durch Bergungsmaßnahmen nach einem Unfall nennt Hamilton hier nicht.

Hamilton: War doch bisher auch kein Problem!

Er sagt nur: "Das [Tragen von Nasenring und Ohrring] war in der Vergangenheit nie ein Sicherheitsthema. In 16 Jahren hatte ich viele MRT-Scans und ich musste nie das Platin ablegen, weil es nie ein Problem damit gab."


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Hamilton scheint es also beim Status quo zu belassen. Denn FIA-Technikleiter Jo Bauer notiert vor dem Miami-Grand-Prix: "[Mercedes] hat für seinen Fahrer Lewis Hamilton in der Selbstauskunft zur Technischen Abnahme nicht bestätigt, dass er dem Schmuckverbot Folge leistet und keinen Schmuck wie Piercings oder Halsketten aus Metall oder Uhren trägt."

Unterstützung für Hamilton durch Formel-1-Kollegen

Andere Formel-1-Fahrer unterstützen Hamilton in dieser Haltung. Pierre Gasly etwa findet: "Es gibt Wichtigeres. Ich finde es aber gut, dass sich die FIA um unsere Sicherheit kümmert. Das ist eine Priorität für sie und für uns gleichermaßen."

Doch auch er halte die entsprechende Vorgabe nicht ein, verrät Gasly: "Ich persönlich trage einen religiösen Gegenstand, der mir wichtig ist, und den ich auch im Auto dabeihabe. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich ihn nicht im Auto dabeihabe."

Die Frage, ob Schmuck im Fahrzeug erlaubt sein sollte oder nicht, sei "ein bisschen persönlich", meint Gasly weiter. "Wir sollten die Freiheit haben, das zu tun, was sich richtig anfühlt. Unterm Strich liegt es in unserer eigenen Verantwortung, rauszufahren und auf der Strecke unser Leben zu riskieren. Da sollte es eine persönliche Entscheidung sein."

Er respektiere aber den Automobil-Weltverband und dessen Streben nach mehr Sicherheit, weshalb er ein "Gespräch" zum Thema begrüßen würde, und zwar "um zu sehen, ob wir eine bessere Lösung finden als eine so strikte Regelung", so Gasly.

Perez wünscht sich Dialog mit "Kompromiss"

Auch Alexander Albon äußert sich ähnlich. Begründung: "Es sind ja auch unsere Körper und wir würden die Konsequenzen tragen. Wenn man sich damit wohlfühlt, dann sollte man es auch machen können." So sieht es auch Lance Stroll, der meint: "Es liegt in unserer eigenen Verantwortung, wenn du Schmuck trägst, ein Armband oder einen Ring oder was auch immer."

Sergio Perez wünscht sich in dieser Sache einen Dialog mit dem Weltverband, der idealerweise in einem "Kompromiss" enden könnte. Denn: "Wir sollten sicherstellen, alle den gleichen Standpunkt zu vertreten, nicht gegeneinander zu arbeiten. Das wäre wichtig", sagt Perez.

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